Minimalinvasive Behandlung mit Mikrosonden
Interventionelle Radiologie ersetzt heute oft die Operation
Von Prof. Dr. med. Peter Landwehr, Hannover
Behandlung einer verschlossenen Oberschenkelschlagader durch Stentprothese (vorher/nachher) (links); Gewebeentnahme aus der Brust unter MRT-Kontrolle (oben Mitte); Gallengangsableitung mit Stent (oben rechts); Gewebeentnahme aus einem Bauch-tumor unter CT-Kontrolle (Pfeil: Nadel) (unten)
Mit den heute verfügbaren bildgebenden Verfahren ist der Körper nicht nur „transparent“ geworden. Erkrankungen der Blutgefäße lassen sich heute mit Ballonkathetern oder Gefäßstützen (Stents) unter hochauflösender, quasi dreidimensionaler Bildkontrolle behandeln. Während die Kardiologen diese Behandlung am Herzen durchführen, sind die Radiologen in allen anderen Körperregionen aktiv. Verstopfte Gefäße, die zu einer Durchblutungsstörung führen, können in vielen Fällen schonend und ohne OP-Schnitt wieder eröffnet werden: z. B. bei der Schaufensterkrankheit, dem sogenannten Raucherbein oder beim Schlaganfall. Bei einer Gefäßaussackung (Aneurysma) kann der erkrankte Gefäßabschnitt von innen mit sogenannten Stent-Prothesen oder kleinen Spiralen ausgeschaltet werden. Die Instrumente sind wenige Millimeter dick: Interventionelle Radiologen manövrieren die Sonden z. B. von der Leiste sogar bis in verzweigte Hirnschlagadern. Hierfür sind eine besondere Expertise und ein langjähriges Training erforderlich. Innerhalb zertifizierter Gefäßzentren ergänzen sich interventionelle Radiologie, Gefäßchirurgie und Angiologie/Innere Medizin ideal, um jeweils die beste Behandlung für die gefäßkranken Patienten zu gewährleisten.
Besteht nach der Bilddiagnostik (z. B. mit MRT oder CT) der Verdacht auf eine Krebserkrankung, wird heutzutage fast immer zuerst eine Minimal-invasive Gewebeprobe (Biopsie) durchgeführt. So wird vor der Therapie die Diagnose gesichert, und es kann eine an den jeweiligen Tumor angepasste Behandlung geplant werden. Radiologische Bildverfahren und die Expertise der Radiologen sorgen dafür, dass Nadelbiopsien unter Bildkontrolle effektiv durchgeführt werden. Da die Biopsienadel im Bild sichtbar ist, kann der risikoärmste Weg der Nadel mit der Bildgebung virtuell geplant werden, sodass Komplikationen vermieden werden.
Die onkologische Therapie (Tumortherapie) hat sich auf vielen Ebenen weiterentwickelt. Neben der klassischen Operation, der Medikamententherapie und der Strahlentherapie bildet heute die interventionell-onkologische Behandlung bei einer Reihe von Tumoren die vierte wichtige Säule. Dies gilt z. B. auch für fortgeschrittene Tumorerkrankungen der Leber. Mittels Wärmesonden, die durch Radiologen unter Bildkon-trolle an den Tumor gebracht werden, können Tumor-en zerstört werden. Über dünne Gefäßkatheter können in die Tumorgefäße Mikrokügelchen eingebracht werden: Werden die Kügelchen mit einem Chemotherapeutikum oder einem hoch radioaktiven Stoff beladen, ist eine besonders zielgerichtete Tumortherapie möglich. In einem Tumorzentrum wird fachübergreifend die jeweils effektivste Therapie, die oft eine Kombination mehrerer Verfahren ist, individuell zusammengestellt.
Weitere Einsatzgebiete der interventionellen Radiologie sind z. B. die gezielte Schmerztherapie, die Ableitung infizierter Flüssigkeiten über dünne Katheter, der Eröffnung verschlossener Gallenwege und die Behandlung von Wirbelkörperbrüchen mit Knochenzement.
Bilder: Diakovere, Maren Kolf
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