Artikel erschienen am 19.04.2023
E-Paper

Schmerztherapie

Ziele und Qualität als Faktoren für Ihren Erfolg

Von Prof. Dr. med. habil. Christoph H. R. Wiese, Braunschweig

Diese Zahl der erkrankten Menschen erhöht sich bei Erweiterung auf die Städte Wolfsburg und Wolfenbüttel auf mehr als 12 000 Patienten. Die Therapie der chronischen Schmerzerkrankung ist hochkomplex und bedarf zusätzlich zu einer sehr guten ambulanten Versorgung der Unterstützung durch ein Interdisziplinäres Schmerzzentrum mit einer hohen Expertise und durch die Deutsche Schmerzgesellschaft definierter Anforderungen an die Einrichtung und die Therapeuten. Die multimodale Schmerztherapie mit der Beteiligung eines multiprofessionellen Teams sowohl in der ambulanten als auch der stationären Versorgung ist die wichtigste Säule in der therapeutischen Versorgungsstruktur der chronischen Schmerzerkrankung.

In der Therapie sind jedoch weiterhin neben den o. g. strukturellen Gegebenheiten v. a. die Definition patientenindividueller Ziele und die Umsetzung von Qualitätskriterien und Überprüfung dieser von Bedeutung.

Ziele und Qualitätskriterien in der Schmerztherapie fokussieren sich auf die Optimierung der Anamnese, Diagnostik, Untersuchung und Behandlung von Patienten mit einer chronischen Schmerzerkrankung, um für den Patienten ein verbessertes Outcome (welches häufig durch Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung definiert ist) zu erreichen.

Ziele in der Schmerztherapie

Die Zielsetzung für eine erfolgreiche Schmerztherapie ist es, jedem Patienten mit chronischen Schmerzen ein angemessenes therapeutisches Angebot zu ermöglichen, das den Schmerz des Patienten auf ein erträgliches Maß reduziert oder sogar beseitigt. Weiterhin sollen mögliche Folgen für Patienten aufgrund einer insuffizienten Schmerztherapie reduziert werden.

Die Schmerzfreiheit ist ein Ziel, welches anzustreben ist, das allerdings nur schwer erreichbar ist. So ergibt sich ein neues Ziel, die Schmerzlinderung und Wiederherstellung einer guten Funktionalität und Teilhabe am Sozialleben. Um die Ziele zu erreichen, sind Qualitätsfaktoren anzuwenden und in die Behandlung der Schmerzpatienten zu integrieren. Zusätzlich muss als Ziel die Compliance der Patienten gefördert werden, um die jeweiligen individuellen Ziele gemeinsam erreichen zu können. Außerdem muss die gesteigerte Aufmerksamkeit der Patienten gegenüber dem Schmerz in eine positive Denkstruktur trotz chronischer Schmerzerkrankung umgewandelt werden.

Somit beinhaltet die effektive Schmerztherapie in einem Schmerzzentrum, der Entstehung von Schmerzen vorzubeugen, bestehende Schmerzen zu lindern und/oder Schmerzfreiheit zu erreichen. Das Schmerzmanagement umfasst zur generellen Zielerreichung in der Schmerztherapie
die Definition der Schmerzerkrankung,
anatomische und physiologische Aspekte des Schmerzes,
Kenntnis von Schmerzarten,
die Schmerzerfassung,
eine effektive und individuelle Therapieplanung und
die Durchführung und Begleitung der Schmerztherapie.

Nur in einer ganzheitlichen Behandlung können diese Ziele gemeinsam mit dem Patienten auch definiert und erreicht werden.

Qualität in der Schmerztherapie

Die Qualität in der Schmerztherapie ist definiert als eine ausreichende und zweckmäßige (patientengerecht, bedarfsgerecht, Orientierung an der Lebensqualität, fachlich qualifiziert, wirtschaftlich) medizinische Versorgung. Ziel von Qualität in der Schmerztherapie ist es, erwünschte Behandlungsziele und Behandlungsergebnisse bei individuellen Patienten und in der Gesamtbevölkerung zu erreichen. Dabei ist die Messbarkeit von Struktur- und Prozessparametern in der Schmerztherapie generell leichter, als das valide Erfassen und Darstellen der Ergebnisparameter. Eine weitere Zielsetzung der Qualität muss es sein, dass die Strukturparameter valide Indikatoren für die Ergebnisparameter sind und somit nicht nur einer Vorhaltung von Strukturen sondern auch deren Umsetzung bedeuten (Neugebauer et al. 2008). Beachtung finden sollte immer, dass Therapeuten und Patienten unterschiedliche Denkweisen bezüglich der Qualität haben. Es ist somit wichtig, in jede Qualitätsstruktur die Therapeutenansprüche und die Patientenan­sprüche zu integrieren.

Kernaussagen

  • Die Qualitätsbeurteilung Schmerztherapie unterteilt sich in die Struktur-, Ergebnis- und Prozessqualität.
  • Die Qualitätsbewertung unterteilt sich in subjektive, objektive und objektivierbare Parameter.
  • Die Ergebnisqualität und ebenso das Erreichen der Ziele als Parameter für den Therapieerfolg sind nur sehr bedingt objektiv darstellbar.
  • Struktur- und Prozessqualität können in der Schmerztherapie objektiv dargestellt werden.

  • Für die Betrachtung der individuellen Ziele und Qualitätsparameter der Schmerztherapie ist die Interdisziplinarität und Multiprofessionalität notwendig.

  • Qualitäts- und Zielparameter in der Schmerztherapie können nicht allgemein formuliert werden, sondern müssen individuell für jeden einzelnen Patienten bestimmt werden.

Ähnliche Artikel

Gesundheit

Die Renaissance der Robotik in der Knieendoprothetik

Der künstliche Ersatz des Kniegelenkes ist ein sehr komplexer Eingriff. Im Vergleich zum künstlichen Ersatz des Hüftgelenkes verbleibt hier eine recht hohe Anzahl an Patienten (weltweit etwa 15-20 %), die trotz guter Operation mit dem Operationser­gebnis nicht zu hundertprozentig zufrieden sind.

Braunschweig/Wolfsburg 2020 | Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig

Gesundheit

In drei Schritten zum Erfolg

Wodurch zeichnet sich erfolgreiches Fitnesstraining aus?

Braunschweig/Wolfsburg 2020 | Alexander Schramm, Braunschweig