Portrait: Faires Beteiligungskapital für den Mittelstand
Für die BTG Hamburg steht nicht die Rendite im Vordergrund, sondern die Wirtschaftsförderung
Von Jörg Finnern, HamburgIn einer kleinen Küche im Hamburger Karoviertel entstand die Geschäftsidee: Aus frischen Limetten und Bio-Zutaten hatten zwei junge Männer einen Saft gemischt, der allen Freunden, die ihn probierten, schmeckte. Um eine Firma zu gründen und schnell expandieren zu können, benötigten die beiden angehenden Unternehmer rund 250 000 Euro. Eine große VC-Gesellschaft als Kapitalgeber kam für sie nicht infrage, weil sie unternehmerisch möglichst unabhängig bleiben wollten. Nach Gesprächen mit ihrer Hausbank und der Bürgschaftsgemeinschaft Hamburg (BG) entschied sich das Duo, die BTG Beteiligungsgesellschaft Hamburg als Partner mit ins Boot zu holen. Das Kapital erhielten sie in Form einer stillen Beteiligung. Damit blieben sie Herr im eigenen Haus. Mit Erfolg. Die patent- und markenrechtlich geschützten Getränke der Gründer traten schnell einen rasanten Siegeszug an.
Auch die beiden Geschäftsführer einer mobilen Reparaturfirma im Hamburger Hafen benötigten für ihre Existenzgründung mehr Eigenkapital. Die Anlaufkosten sowie die Investitionen für Werkstattwagen und IT-Infrastruktur waren hoch. Neben einer Bürgschaft der BG für die Finanzierung erhielten die Unternehmer Beteiligungskapital der BTG. Das stärkte die Finanzbasis der Firma. Kaufmännisches Wissen eigneten sich die Jungunternehmer in Kursen an. Ihre harte Gründungsarbeit hat sich gelohnt – der Betrieb floriert.Kunden erhalten Geld und Beratung
Die Chefs beider jungen Unternehmen loben die BTG für das Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wurde. Sie sehen die Beteiligungsgesellschaft als „finanziellen Partner“. Auch andere BTG-Kunden sind zufrieden mit der Zusammenarbeit – auch, weil die BTG grundsätzlich keine unternehmerische Funktion anstrebt. Sie stellt lediglich haftendes Eigenkapital – die Fördersummen liegen zwischen 50 000 und 500 000 Euro – in Form stiller Beteiligungen zur Verfügung. So bleiben die Gründer weitgehend unabhängig.
Einen Branchenschwerpunkt hat die BTG nicht: Gefördert werden kleine Hafenbetriebe genauso wie international tätige Handelshäuser, Softwarefirmen, Schifffahrtsgesellschaften und Solarunternehmen. Momentan werden im Zusammenspiel mit den Hausbanken und den Helfern aus ihrem Netzwerk 145 Betriebe in der Stadt begleitet (Stand: 03.12.2014).
Weil KMU – Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern oder weniger als 50 Mio. Euro Umsatz – häufig neben Kapital auch Beratung benötigen, bietet die BTG
auch diese Unterstützung an. Wichtig insbesondere für kleine und mittlere Betriebe, die sich mit dem Gedanken tragen, eine Beteiligungsgesellschaft an Bord zu holen: Bei einem Engagement zielt die BTG nicht auf eine möglichst hohe Rendite während der Laufzeit oder beim Exit. Die Beteiligungsgesellschaft möchte vielmehr bestehende Arbeitsplätze in Hamburg sichern und neue schaffen.
Kompetentes Team gesucht
Was muss ein Antragsteller tun, wenn er BTG-Kapital haben möchte? Zunächst braucht er ein überzeugendes Geschäftskonzept mit einer Darstellung der geschäftlichen und strategischen Ausrichtung, des Marktumfeldes und der Wettbewerbsposition. Die BTG legt großen Wert auf ein kompetentes und kooperatives Managementteam mit transparenter Gesellschafterstruktur. Und schließlich wird eine professionelle Darstellung von Umsatz- und Ertragsentwicklung sowie von künftigen Wachstumspotenzialen erwartet. Im Gegenzug bietet die Beteiligungsgesellschaft Eigenkapital zu fairen Konditionen.
Foto: Panthermedia/Stepan Gojda
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