Artikel erschienen am 14.09.2017
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Zahnimplantate digital planen

Patientenindividuelle Bohrschablonen aus Computerdaten

Von Hubertus Sommer, Mannheim

Die Zeiten, in denen Zahnärzte Implantate „nach Gefühl“ auswählten und in den Kiefer inserierten, sind vorbei. Heute hat die Digitalisierung auch in der Implantologie Einzug gehalten und überlässt nichts mehr dem Zufall. Das Stichwort heißt computergestützte oder auch navigierte Implantologie. Das genau passende Implantat wird am Computer ausgewählt, spezielle Bohrschablonen sorgen millimetergenau dafür, dass es am richtigen Platz sitzt. Diese Perfektion hat für die Patienten viele Vorteile.

Patientenindividuelle Bohrschablone

Das Implantat sorgt sozusagen als Zahnwurzel für die Stabilität des „neuen Zahns“. Der richtige Sitz des Implantats ist wichtig, damit der Knochen optimal ausgenutzt und das Implantat keinesfalls zu weit zu der einen oder anderen Seite hin positioniert wird. In einigen Fällen, insbesondere bei zu geringem Knochenangebot, kann das Implantat durch die computergestützte Navigation so exakt eingebracht werden, dass das Knochenangebot optimal und sicher ausgenutzt wird.

Wie funktioniert die computergestützte Implantologie? Der Zahnarzt bildet mit verschiedenen Methoden wie Röntgen oder Intraoral-Scannen die Mundsituation ab und erhält viele unterschiedliche 2D- und 3D-Ansichten. Alle Bilder werden in einer speziellen Software zusammengeführt und visualisieren den Kiefer. Dabei werden auch Knochenvolumen und -qualität, benachbarte Zähne, Nervstrukturen in Kiefer- und Nasennebenhöhlen-Bereichen dargestellt. In der Software erfolgt die virtuelle Planung der dentalen Implantate auf Grundlage der klinischen Situation. Das Programm errechnet die Positionen selbsttätig, wird aber von Technikern überwacht, die schon viele tausend Implantatplanungen begleitet haben. Auch der Zahnarzt und der Zahntechniker haben mitzureden – Bilder und Planung können von jedem Computer aus überprüft werden. Ein angenehmer Begleit­effekt ist, dass die Patienten schon vor der Behandlung das Ergebnis betrachten und die einzelnen Behandlungsschritte genau nachvollziehen können.

Zahnimplantat mit dem Computer planen

Mit 3D-Technologien lassen sich die Positionierung der Implantate im Kiefer sehr präzise am Bildschirm planen.

Für jeden Patienten die eigene Schablone

Auf Basis der individuellen Berechnung wird für jeden Fall eine eigene Bohrschablone (Guide) aus Kunststoff angefertigt. Diese Schablone wird auf den Kiefer aufgelegt und ermöglicht so das exakte Bohren des Knochenkanals, der dann das Zahnimplantat aufnimmt. Auch das Implantat selbst wird mithilfe der Schablone präzise eingebracht.

Für eine Einzelzahnversorgung können sogar vorbereitete Komponenten für die Prothetik mitbestellt werden. Diese werden dann im Vorfeld ebenfalls mittels einer speziellen Software gestaltet und patientenindividuell hergestellt. Eventuell notwendige Korrekturen werden praktisch ausgeschlossen, und durch die hohe Präzision müssen keine Ungenauigkeiten mehr durch komplizierte Aufbauten ausgeglichen werden.

Die Softwares, mit denen die navigierte Implantologie ausgeführt werden kann, sind mit den gängigen Implantatsystemen kompatibel. Das Programm hat die Größen und Formen von über 10 000 Einzelimplantaten gespeichert und legt die Vorschläge basierend auf dem gewünschten Implantatsystem vor. Jeder Implantologe kann unproblematisch auf dieses System zurückgreifen, insbesondere, da die gesamte Abwicklung der Planung auch zu den Anbietern der Schablonen bzw. Software ausgelagert werden kann.

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