Artikel erschienen am 15.02.2017
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Ursachen der Negativverzinsung

Auswege aus der politischen Kapitalmarktsteuerung

Von Jutta von Bargen, Hamburg

Die gesamte Finanzwirtschaft ist auf den Kopf gestellt. Durch die Folgen der anhaltenden Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sind mehr als 50 % aller mittelständischen Unternehmen auf der Suche nach einer guten Geldanlage. Die Lösung: Ein optimiertes Cash-Management und diversifiziertes Investieren.

Vor dem Hintergrund einer krisenhaften wirtschaftlichen Entwicklung vieler Mitglieder in der Eurozone und aufkommender Deflationsängste setzte die Europäische Zentralbank (EZB) am 11.06.2014 zum ersten Mal einen negativen Strafzins von -0,1 % für Banken an, die Geld bei der Notenbank horteten. Ziel war es, mehr Liquidität zur Steigerung der Investitionstätigkeiten zu schaffen und die Kreditvergaben für Investitionen in der Wirtschaft zu befruchten. Dieses Ziel konnte nicht erreicht werden. Im Gegenteil: Der Strafzins für Banken liegt mittlerweile bei -0,4 %, während die Wirtschaft in Liquidität schwimmt. Angesichts der andauernden Nullzinspolitik bei gleichzeitig anziehender Inflationsrate bestehen für Kapitalanleger kaum noch Anlagemöglichkeiten im Euroraum außerhalb der Aktienmärkte. Da­rüber hinaus haben Banken wenig Alternativen, als die Strafzinsen über kurz oder lang zumindest in Teilen an ihre vermögende Sparer weiterzugeben. Ein Problem für viele Unternehmen, weil sie oft mehr Geld auf ihrem Firmenkonto haben, als sie benötigen.

Wie sollen Mittelständler also ihre notwendige Liquidität aufrechterhalten und Negativzinsen vermeiden? Mit einem professionellen Cash-Management und einer diversifizierten Anlagestrategie kann längerfristiges Kapital, je nach Risikobereitschaft des Unternehmers, renditeoptimiert angelegt werden.

Faustregeln:

  • Auf dem Firmenkonto sollte nicht mehr als die benötigte Summe für die täglichen Geschäfte plus einem Sicherheitspuffer von maximal 50 % liegen.
  • Diversifizierung des übrigen Kapitals über verschiedene Anlageklassen und mit unterschiedlichen Fristen, um das Portfolio z. B. kurzfristig auf veränderte Marktsituationen anpassen zu können.
  • Für den langfristigen Aktienhorizont sollten Aktien mit ins Kalkül gezogen werden, sodass Wertschwankungen kurzfristig nicht ins Gewicht fallen.
    Steuerliche Vorschriften und Besteuerungsvorteile von Wertpapiererträgen für das Unternehmen prüfen lassen.

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