Artikel erschienen am 02.07.2019
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Die Überflüssigkeit des Immobilienmaklers

Warum er doch beauftragt werden sollte

Von Ulas Aslan, Braunschweig

Kaum ein Berufsstand ruft ähnliches Naserümpfen hervor wie der des Immobilienmaklers. Die Liste der Vergehen, deren er sich tagtäglich in den Augen vieler Menschen schuldig macht, ist lang. Allgemein heißt es, dass der Immobilienmakler grundsätzlich überflüssig sei.

Ein Parasit, der sich ohne jeglichen Arbeitsaufwand eine goldene Nase an einem schnellen Verkauf oder an einer Vermietung verdient. Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass Verkauf oder Vermietung ohne ihn ebenfalls gelungen wäre – wahrscheinlich sogar noch besser und schneller. So denken viele und haben damit ein völlig falsches Bild von den Leistungen und dem Aufwand eines Immobilienmaklers. Die schlechten Leistungen von mit dem Verkauf von Immobilien betrauten Personen haben das Image des Immobilienmaklers nachhaltig beschädigt, oft zu Unrecht.

Fakt ist: Der professionelle Immobilienmakler bietet eine Dienstleistung an, die er gewissenhaft auf Basis seiner Qualifikation und meist langjährigen Berufserfahrung ausführt. Damit verfügt er über deutlich mehr Wissen und Erfahrung im Immobilienbereich als die Mehrheit der Bevölkerung. Diesen Wissens- und Erfahrungsvorsprung kann er den nicht fachkundigen Akteuren am Markt zur Verfügung stellen und ihnen einen Mehrwert liefern. Somit hat er als Immobilienprofi eine Daseinsberechtigung.

In bestimmten Fallkonstellationen geht es natürlich auch ohne einen Makler. Wenn Sie in einem beliebten Wohnviertel wohnen und jeder Nachbar einen Verwandten oder Bekannten hat, der Ihr Haus kaufen möchte, dann brauchen Sie im Regelfall keinen Makler. Einzige Einschränkung: sofern Sie sich über den realistischen Preis Ihrer Immobilie bewusst sind.

Der Problemlöser und professionelle Dienstleister

Nun möchten Sie eine Wohn-/Gewerbeimmobilie mit ca. 3 000 m² Fläche in verschiedensten Zuständen verkaufen. Ein Mieter ist bspw. ein neues Fitnesscenter mit 900 m², dessen Fläche beim Einzug umfassend saniert wurde. Im Dachgeschoss sind acht alte Mietswohnungen gelegen, wovon zwei einen erheblichen Sanierungsstau aufweisen. Eine weitere Gewerbefläche ist nicht vermietet und die restliche Fläche ist auf drei kleinere Büromieter verteilt.

Vor dem Gebäude sind 45 Einstellplätze, teilweise extra vermietet, teilweise sind sie kostenlos als Dreingabe zum Mietvertrag vergeben. In diesem Fall gibt es wahrscheinlich keine Nachbarn, die alle genau diese Immobilie kaufen möchten. Dann hilft Ihnen ein professioneller Immobilienmakler weiter, der lösungsorientiert arbeitet und in der Vergangenheit bereits erfolgreich Gewerbeimmobilien/Kapitalanlagen verkauft hat (Track Record) und sich dadurch in diesem Marktsegment auskennt. Lassen Sie sich daher vor der Beauftragung Referenzobjekte benennen, um den Track Record zu bestätigen. Dieser Immobilienmakler ist bestens geschult, hat jahrelange Erfahrungswerte und verfügt über ein umfangreiches Netzwerk.

Er hat die Fähigkeit, die Immobilie im aktuellen Zustand zu einem realistischen Marktpreis zu bewerten und darüber hinaus diese Immobilie durch sein Wissen und seine Erfahrung zu optimieren. In Abhängigkeit zum Objektzustand bietet eine Neuprojektierung, die vom Makler skizziert werden kann.

Als kompetenter Immobiliendienstleister kann der Immobilienmakler Ihnen Lösungswege aufzeigen, welche Umbauvarianten erfolgsversprechend sind und wird Sie auch auf diesen Wegen unterstützend begleiten. Der Immobilienmakler kann durch sein Netzwerk auch Käufer präsentieren, die Ihr Grundstück für einen ganz anderen Zweck erwerben möchten. Einen Zweck, über den Sie nie nachgedacht hätten und somit nie zu diesem Käufer gekommen wären. Hier ist einfach professionelle Hilfe gefragt.

Das macht der Makler auch: einem Unannehmlichkeiten abnehmen

Seien Sie ehrlich: Wenn Sie einen Käufer suchen, können die vielen Anfragen richtig lästig werden. Haben Sie Lust, jeden Tag unzählige Telefonate zu beantworten, ständig Termine mit fremden Menschen zu vereinbaren und Fremde durch die Immobilie zu führen, wieder und wieder. ? Vor allen Dingen gilt es ja auch, eine Vorauswahl zu treffen, denn viele dieser Anfragen erledigen sich von ganz alleine, wenn gezielte Fragen gestellt werden. Der Immobilienmakler nimmt Ihnen all diese kleinen Störungen ab. Unangenehme Zeitgenossen finden den Weg gar nicht erst bis zu Ihnen, nicht zahlungsfähige Käufer oder potenzielle Mietnomaden bleiben Ihnen erspart. Der Makler weiß, worauf er achten muss, und wird im Vorfeld die notwendigen Auskünfte einholen und Unterlagen anfordern. Als Ergebnis liefert er Ihnen eine belastbare Auswahl an potenziellen Käufern bzw. Mietern.

Und für den Suchenden heißt das: Ein Immobilienmakler erspart im Gegenzug unzählige Termine und Besichtigungen in Immobilien, die aufgrund bestimmter Kriterien nicht für ihn in Frage gekommen wären. Er stellt die richtigen Fragen zur richtigen Zeit, damit der Suchende letzten Endes auch am richtigen Ort ankommt.

Rund um den Immobilienerwerb muss eine Vielzahl von Dingen beachtet werden, sonst kann es im Nachgang teuer werden. Oder wissen Sie genau Bescheid, welche gesetzlichen Vorgaben die aktuelle Energiesparverordnung für Sie als Verkäufer mit sich bringt? Oder was Sie als Käufer zu beachten oder einzuhalten haben? Wissen Sie, wie rechtsgültige Absprachen aussehen, woher Sie eine beglaubigte Flurkarte erhalten, was eine Teilungserklärung ist oder wie ein juristisch korrekter Mietvertrag aufgesetzt werden muss? Haben Sie sich als Käufer im Vorfeld gefragt, was es vielleicht mit als Wohnraum zugelassener Eigentumsnutzung auf sich hat, wie es um das jeweilige Wegerecht steht oder was genau die Eintragungen in Abteilung II und III im Grundbuch bedeuten?

Für die allermeisten Marktakteure sind dies völlig fremde Sachverhalte. Der professionelle Makler weiß zu all diesen mit einer Immobilie verbundenen Dingen Bescheid und kann sie grundlegend erklären. Er weiß aber auch, mit welchen Themen zügig ein versicherter Rechtsberater aufzusuchen ist oder wo und wie schnellst­-
möglichst die notwendigen Auskünfte eingeholt werden können, um unnötige Fehler zu vermeiden.

Ist der Immobilienmakler sein Geld nicht wert?

Wenn er all die zuvor beschriebenen Leistungen erbringt, seinen Kunden einen Mehrwert liefert und sie vor Schaden bewahrt, hat er sich seine Provision redlich verdient. Dass der Makler verdächtigt wird, sein Geld nicht Wert zu sein, liegt vielleicht daran, dass er für zwei Seiten tätig ist. Dabei nimmt die jeweils eine Seite nicht eindeutig wahr, welche Leistungen der Makler auf der jeweils anderen Seite erbracht hat, welche Kosten er im Vorfeld hatte und wieviel Aufwand in einem Objekt stecken, die nur bei einem erfolgreichen Vertragsabschluss bezahlt werden. Die Provisionen spiegeln somit auch des Maklers Risiko wider, einen Teil seiner Arbeitszeit nicht vergütet zu bekommen.

Fazit

Ein Immobilienhandel mit einem profes­sionellen Immobilienmakler geht i. d. R. schneller, sicherer und für alle Seiten zufriedenstellender von statten. Doch fordern Sie die beschriebenen Leistun­gen auch ein, damit der Makler sein Geld auch wert ist!

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