Artikel erschienen am 01.06.2018
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Portrait: Das Quartier am Alsterplatz in der Braunschweiger Weststadt

Gebaut nach einem zukunftsweisenden städtebaulichen und landschaftsplanerischen Konzept

Von Maren Sommer-Frohms, Braunschweig

Die Ansprüche an das Wohnumfeld sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Menschen möchten in lebendigen, zugleich ruhig und verkehrsgünstig gelegenen Stadtteilen wohnen, mit guten Einkaufsmöglichkeiten, guter medizinischer Versorgung, mit Kindergärten und Schulen in der Nähe sowie einem vielfältigen Freizeit- und Kulturangebot. Die häufige Berufstätigkeit beider Eltern oder alleinerziehender Mütter und Väter verlangen ebenso nach neuen städtebaulichen Lösungen wie auch das Altern der Gesellschaft.

Diese Erwartungen in weitgehend fertigen, gewachsenen Städten zu verwirklichen, ist alles andere als einfach. Da gleicht der Bau eines neuen Quartiers am Alsterplatz in Braunschweig ein wenig dem Ei des Kolumbus: eine verblüffend einfache Lösung für ein unlösbar scheinendes Problem.

In der Braunschweiger Weststadt ist sie dem Neubau der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule zu verdanken, die sozusagen zur Seite rückte und Platz für ein neues Wohnviertel mit ganz besonderen Qualitäten machte. Das so freigewordene Gelände von über 30 000 m² inmitten eines gewachsenen Wohngebietes kann nämlich von einer überragenden Infrastruktur profitieren, die der Schule zugedacht ist und die in herkömmlichen Neubaugebieten erst wachsen muss, weil sie nicht sofort finanziert werden kann. Das ist ein Glücksfall, denn die Lage einer Immobilie ist das wichtigste Qualitätskriterium, das über ihre Attraktivität, ihren Preis und ihre Wertentwicklung entscheidet.

Hier entstehen nach einem zukunftsweisenden städte-baulichen und landschaftsplanerischen Gesamtkonzept 219 Wohnungen, für die ein urbanes Umfeld „direkt vor der Haustür“ an der Nordseite des Alsterplatzes geschaffen wird. Es wird von einem Turm mit acht Stockwerken und einem Gebäuderiegel mit drei und vier Geschossen markiert. Im Erdgeschoss beziehen eine Bäckerei mit Café und eine Bank Geschäftsräume. Nebenan eröffnet ein gastronomischer Betrieb, der bei warmem Wetter Außensitze auf einem neugestalteten Alsterplatz aufstellen wird. Darüber mieten sich zwei Arztpraxen ein, und auf dem Dach entsteht ein Garten, der gemeinschaftlich vom Netzwerk Gemeinsames Wohnen und von einer Wohnpflegegemeinschaft genutzt werden kann.

Dies fügt sich ideal in vorhandene Strukturen ein, denn nur einen Katzensprung entfernt nach Süden liegt das große Einkaufszentrum Elbestraße mit Supermärkten, Bäckereien, weiteren Arztpraxen, medizinischen Dienst-leistungen und anderen Geschäften. Dort wirkt auch die Emmauskirche mit einem sehr aktiven Gemeindeleben. Wer in die Innenstadt will, erreicht in wenigen Schritten die Straßenbahnhaltestelle der Linie 3, wer beruflich pendeln muss, kann die nahegelegene Auffahrt zur Autobahn 391 nutzen.

Für junge Familien zählt eine zusätzliche Qualität vielleicht noch viel mehr: Das neue Quartier ist geradezu umringt von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche: Die Wilhelm-Bracke-Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe, die 2015 als größter Schulneubau Niedersachsens von der Nibelungen-Wohnbau fertiggestellt wurde, verfügt über eine ausgezeichnete Reputation. Daneben befindet sich die Grundschule Rheinring und bald auch eine zweizügige Kindertagesstätte mit Außenanlage, mit deren Bau die Nibelungen-Wohnbau in Kürze beginnt.

Die Turnhallen der beiden Schulen werden auch von Vereinen genutzt; eine davon ist auch für Veranstaltungen zugelassen. Darüber hinaus ist die Waldorfschule in der Ludwig-Winter-Straße nicht weit. Sie liegt neben dem Gemeinschaftshaus Weststadt, das mit vielen kulturellen Veranstaltungen aufwartet, und der Fakultät Sozialwesen der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ostfalia.

In nördlicher Richtung grenzt das neue Quartier an einen Spielplatz, auf dem jugendliche Skater ihren Spaß haben und auf dem Basketball gespielt werden kann Er ist eingebettet in den 240 Hektar großen Westpark, einem weitläufigen Naherholungsgebiet mit dem Freibad Raffteich, einer Bezirkssportanlage, einem Reitverein und mehreren Bolzplätzen.

Als die Nibelungen-Wohnbau-GmbH 2013 den ersten Spatenstich zunächst für den Schulneubau und dann 2016 für das neue Quartier am Alsterplatz vornahm, war dies zugleich der Beginn eines Stadtumbaus, der neue, zukunftsfähige Formen des Wohnens und damit eine Aufwertung der Weststadt insgesamt ermöglichte. Allein mit unserem Wohnungsneuvorhaben investieren wir an dieser Stelle 60 Mio. Euro in die Zukunft unserer Stadt. Dies ist neben unserem Engagement im nördlichen Ringgebiet das zweite Großprojekt unserer Gesellschaft. Ich bin davon überzeugt, das Quartier am Alsterplatz wird die Perle der Weststadt.

Die Dimension dieses ungewöhnlichen städtebaulichen Projektes ist längst sichtbar. In nur eineinhalb Jahren ist es rasant gewachsen. Beton und Baustahl wurden tonnenweise verarbeitet. Beinahe jeden Monat entstand ein neues Geschoss. Dabei waren die Anforderungen alles andere als einfach. Der wasserhaltige, lehmige Boden am Alsterplatz ist ein schwieriger Baugrund, der im Bereich der Tiefgarage eine technisch anspruchsvolle Lösung bei der Gebäudegründung erforderte.

Mittlerweile sind in den meisten Gebäuden die Fenster eingebaut und die Elektro-, Sanitär- und Heizungsmonteure sind eingezogen. Der Innenausbau hat begonnen.

Der schnelle Baufortschritt trifft auch zu auf die Mietwohnungen im Maisonette-Stil und zwei Gebäude mit 64 öffentlich geförderten Wohnungen sowie 36 Eigentumswohnungen. Das Spektrum reicht von Zweizimmerwohnungen für Paare und Singles, die in Braunschweig derzeit besonders schwer passendes Obdach finden, bis zur Fünfzimmerwohnung für Familien. In absehbarer Zukunft werden hier rund 500 Menschen wohnen. Die ersten können vielleicht schon Ende des Jahres einziehen.

Damit das neue Quartier am Alsterplatz ein Vorzeige-Projekt wird, hatte die Nibelungen-Wohnbau-GmbH eigens einen städtebaulichen Wettbewerb für Stadtplaner und Architekten ausgeschrieben. Das Konzept des Siegerbüros griff viele innovative und zukunftsweisende Aspekte auf. Es zeichnete sich durch unterschiedliche Haustypen aus: prägnante große Solitärgebäude und kleine Hauszeilen sowie Treffpunkte und Raum für gemeinschaftliches Leben. Dies war der Masterplan, der die Struktur des Wohngebietes festlegte.

Er bildet den Rahmen für 216 Wohnungen, davon 36 barrierefrei. Eine Zeile mit kleinen Geschäften und Gewerbe sollte danach am Alsterplatz urbanes Leben ermöglichen, Gärten und Grünflächen eine offene Atmosphäre schaffen.

Erst in einem zweiten Schritt entwickelten drei aus dem anschließenden Vergabeverfahren hervorgegangenen Architektenbüros Entwürfe für die einzelnen Haustypen, in denen Wohnungen unterschiedlichster Größe entstehen. Ihre Vielfalt und Individualität erfüllt die Ansprüche von Menschen, die sich in ebenso unterschiedlichen Lebenssituationen befinden. Die verschiedenen Bautypologien schafften über die individuelle architektonische Handschrift einen ganz besonderen Wiedererkennungswert innerhalb des Quartiers: die Vielfalt in der Einheit.

Eben diese Mischung macht den Reiz des Quartiers aus. Sie liefert Lebensqualität, erhöht den Wohnwert und fördert die Nachbarschaftlichkeit. Hier werden Menschen unterschiedlichsten Alters zusammenkommen und sich wohlfühlen – das ist die beste Voraussetzung für eine gute Nachbarschaft.

Dabei spielen halböffentliche Grünräume im Osten des Baugebietes eine wichtige Rolle, denn sie machen das Quartier durchlässig und laden zum Verweilen ein. Für besonders gelungen halte ich die Anbindung an den Westpark. Die Farbe Grün wird neben der exzellenten Infrastruktur und der Familienfreundlichkeit ein weiteres bestimmendes Merkmal des neuen Quartiers am Alsterplatz sein. Seine Fertigstellung ist 2020 geplant.

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