Artikel erschienen am 09.05.2016
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Wirtschaftlichkeit von Gebäudeplanungen

Die drei Erfolgsfaktoren und ihre Kennzahlen

Von Dipl.-Ing. Jan Laubach, Braunschweig

„Individuelle Gebäudearchitektur“ und „Wirtschaftlichkeit“ sind für viele zwei Begriffe, die nicht wirklich zueinander passen. Tatsache ist aber, dass die Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes maßgeblich in den vorderen Planungsphasen beeinflusst wird. Mit zunehmendem Planungs- und Projektfortschritt nimmt die Beeinflussbarkeit von Kosten und Wirtschaftlichkeit einer Gebäudeplanung rapide ab. Was sind nun die Erfolgsfaktoren für ein wirtschaftliches Projekt? Worauf hat der Architekt ganz zu Beginn seiner Planung zu achten?

1. Flächensparendes Bauen

Flächensparendes Bauen verfolgt den Ansatz einer verdichteten Bebauung, um effizient mit dem vorhandenen Bauland umzugehen. Zweiter Hebel ist die Minimierung der Grundflächen durch die Minimierung von Verkehrs- und Konstruktionsflächen des Gebäudes. Überprüft werden kann dieser Ansatz bei Wohngebäuden z. B. über das Verhältnis der Wohnfläche zur Bruttogrundfläche eines Gebäudes (Bruttogrundfläche = Summe der Grundflächen aller Grundrissebenen eines Bauwerks). Effiziente Wohngebäude sollten hier z. B. ein Verhältnis größer 0,7 aufweisen. Eine weitere Messzahl ist auch das Verhältnis des Bruttorauminhaltes eines Gebäudes zur Nutzfläche.

2. Kostengünstiges Bauen

Vordergründig wird hier die Erstellung von Gebäuden zu möglichst niedrigen Baukosten verstanden. Auch hier lässt sich frühzeitig erkennen, ob eine Gebäude­planung wirtschaftlich ist: Ein wesentlicher Parameter ist z. B. das Verhältnis der Fassadenfläche zum Bruttorauminhalt: Je geringer das Verhältnis, desto wirtschaftlicher wird das Bauwerk, da wenig „Hüllkosten“ für Fassade und natürlich auch Dach auf die Nutzflächen entfallen. Ein geübter Planer achtet frühzeitig auf Grundrisskongruenz in den übereinander liegenden Geschossen, um ein wirtschaftliches Tragwerks- und Haustechnikkonzept realisieren zu können. Immer mehr geraten aber auch die später anfallenden Betriebskosten in den Fokus dieser Betrachtung: Nahezu für jede Gebäudenutzungsart gibt es Empfehlungen von Flächenanteilen des späteren Betriebes bezogen auf die Nutz-/Vermietungsfläche, die frühzeitig die Grundlage jeder Planung sein sollten.

3. Wirtschaftliches Bauen

Flächensparendes und kostengünstiges Bauen bedeutet nicht zwangsläufig, dass man ein wirtschaftliches Gebäude errichtet. Wirtschaftliches Bauen berücksichtigt das Verhältnis von Nutzen (Mietertrag) zu den Kosten. Ein sehr kostengünstiger und flächensparender Bau kann bei geringen Mieten unwirtschaftlicher als ein etwas teureres Gebäude mit entsprechend höheren Mieterträgen sein. Auch hier kann ein erfahrener Planer den Auftraggeber bei der Steigerung des Kosten-/Nutzen-Verhältnisses eines Gebäudes aktiv und frühzeitig beraten.

Fazit

Diese hier nur auszugsweise genannten Erfolgsfaktoren und Kennzahlen sind leicht und frühzeitig im vorderen Planungsprozess anwendbar. Sie signalisieren frühzeitig die zu erwartende Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes und sind das Fundament einer erfolgreichen Gebäuderealisierung.

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