Artikel erschienen am 09.08.2023
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Fast Track und minimalinvasiver Zugang in der Hüftendoprothetik

Von Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig

In den letzten Jahren hat sich dazu ein modernes Behandlungskonzept mit dem Ziel entwickelt, einerseits durch muskelschonende OP-Verfahren und andererseits durch eine Optimierung der klinischen Abläufe unter aktiver Einbeziehung des Patienten und einer frühzeitigen Mobilisierung möglichst rasch mit der Rehabilitation zu beginnen. Dieses Prinzip nennt sich Fast Track und Rapid Recovery, wurde vor vielen Jahren in Skandinavien entwickelt und ist heute etabliert.

Man hat festgestellt, dass nicht der Fokus auf isolierte Maßnahmen, sondern eine Kombination verschiedener Maßnahmen zum besten Ergebnis führt. Dazu wird zwischen präoperativem, intraoperativem und postoperativem Tun differenziert. Im Vordergrund steht präoperativ die Schulung des Patienten unter Einbeziehung des sozialen Umfeldes. Patientenziele müssen definiert sein, Physiotherapie und Gangschulung werden präoperativ begonnen. Die Aufnahme erfolgt erst am OP-Tag. Das Vorgehen am OP-Tag hat sich deutlich verändert: Auf die Beruhigungstablette wird verzichtet und die Narkoseart so gewählt, dass der Patient unmittelbar nach der Operation wieder wach ist.

Eine große Bedeutung hat der Zugang zum Gelenk. Das Vorgehen ist ausnahmslos minimalinvasiv und es wird ein Zugangsweg gewählt, der nicht durch die Muskulatur, sondern zwischen zwei Muskeln führt, es wird keine Muskulatur abgelöst. Dies unterscheidet sich wesentlich von früheren Vorgehensweisen: Der Patient hat weniger Schmerzen, bedarf weniger Schmerzmedikation und der Blutverlust ist so gering, dass nur noch 4% aller endoprothetisch versorgten Patienten, inklusive der großen Wechsel, überhaupt noch eine Bluttransfusion bedürfen. Dies wird auch durch die Gabe der sog. Tranexamsäure erreicht, die Blutungen deutlich reduziert.

Postoperativ hat sich auch Wesentliches verändert. Der Patient steht zwei Stunden nach der Operation und im Beisein der Physiotherapie oder Krankenpflege auf und kann bereits häufig alleine zur Toilette gehen. Darüber ist er vorher informiert und 98 % aller Patienten schaffen dies. Es erfolgt das Essen nicht mehr im Bett, sondern am Tisch, und es wird in der Gruppe zusätzlich zu den Einzeltherapien mobilisiert. Der Entlasstermin steht im Vorfeld bereits fest und liegt bei Hüftprothesen zwischen vier und fünf Tagen nach der Operation. Ein Trend zu kürzeren Liegezeiten ist klar zu verzeichnen. Einige Kliniken beginnen bereits, die Hüfte ambulant einzubauen, wobei dies meines Erachtens noch ein wenig verfrüht ist. Ein Ziel dieses Rapid-Recovery-Vorgehens ist eine verbesserte postoperative Rekonvaleszenz mit geplanter Entlassung und einem definierten Entlassungszeitpunkt. Es gibt Studien, die belegen, dass 98 % der so therapierten Patienten diese Behandlungsform begrüßen und weiterempfehlen. Für Kliniken ist das Umsetzen dieser Therapieform aufwendig und bedarf etwa 18 bis 24 Monate härtester Arbeit im Sinne der Organisation. Aber das Ergebnis ist beeindruckend.

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