Artikel erschienen am 18.05.2015
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Psoriasis-Arthritis

Schuppenflechte der Haut und Rheuma in den Gelenken

Von Dr. med. Gabriele Mahn, Braunschweig

Die Schuppenflechte (Psoriasis) tritt in Deutschland bei ca. 3 % der Bevölkerung auf. Sie ist eine Entzündungskrankheit der Haut mit übermäßig schuppenden Hauterscheinungen, die mit einer Hautrötung und manchmal auch mit Juckreiz einhergeht. Zwei Drittel der Patienten leidet zudem an Gelenkentzündung (Arthritis), der sog. Psoriasis-Arthritis.

Wer ist betroffen?

Die Psoriasis-Arthritis tritt i. d. R. bei Erwachsenen gehäuft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf, wobei Frauen und Männer gleichermaßen und prinzipiell in jedem Alter betroffen sind. Da sie vererbt werden kann, haben Verwandte von Patienten ein höheres Risiko, zu erkranken. Bei bis zu 75 % der Patienten treten vor Gelenkbeteiligung charakteristische Hautveränderungen auf. Die Schuppenflechte kann der Gelenkentzündung Monate bis Jahre vorausgehen, bei ca. 20 % der Patienten jedoch manifestiert sich die Arthritis vor der Psoriasis.

Welche Beschwerden lassen eine Psoriasis-Arthritis vermuten?

Die Erkrankung kann sehr unterschiedlich verlaufen, meist beginnt sie jedoch mit schuppenden Hautveränderungen an typischen Stellen wie Knie- und Ellenbogenregion. Oftmals sind auch die Nägel betroffen.

Eine eingeschränkte Beweglichkeit der Gelenke am Morgen, die sog. „Morgensteifigkeit“, kann den Patienten so behindern, dass einfache alltägliche Handgriffe wie z. B. Kämmen, Zähneputzen oder das Aufschrauben von Marmeladengläsern deutliche Schwierigkeiten bereiten.

Im Weiteren klagt der Betroffene sehr häufig über Entzündung und Schwellung aller Gelenke eines Fingers oder Zehs (Daktylitis, sog. „Wurstfinger“ bzw. „-zehe“). Häufig passen Ringe nicht mehr. Jedoch können auch alle anderen Gelenke wie z. B. Knie-, Hüft- oder Schultergelenke betroffen sein. Typisch sind auch sehr schmerzhafte Schwellungen an den Sehnen oder Sehnenansätzen, z. B. der Achillessehne oder der Fußsohle, sowie tief sitzende Kreuzschmerzen am Morgen.

Der schwierige Weg zur Diagnose

Wer denkt, dass die Krankheitserkennung bei einer Psoriasis-Arthritis nicht so schwer ist, der irrt. Im Frühstadium ist sie schwer nachweisbar; oft finden sich auch die typischen schuppenden Hautveränderungen an sehr versteckten Orten des Körpers, wie z. B. in den Ohren, auf der Kopfhaut, im Bauchnabel, in der Pofalte, bei Frauen unter der Brust, sodass die Diagnose Schuppenflechte übersehen werden kann.

Typische Laboruntersuchungen wie bei anderen rheumatischen Erkrankungen gibt es nicht (so sind z. B. Rheumafaktoren bei Psoriasis-Arthritis i. d. R. im Blut nicht nachweisbar), was die Diagnostik weiter erschwert. Unspezifische Entzündungswerte wie Blutsenkung oder C-reaktives Protein (CRP) sind bei vielen anderen entzündlichen Erkrankungen ebenfalls erhöht und sagen somit wenig aus.

Röntgenuntersuchungen weisen erst bei fortgeschrittener Erkrankung pathologische Befunde auf. Kernspintomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) sind sehr kostspielige Untersuchungen, wobei letztere mit erhöhter Strahlenbelastung einhergeht.

Heutzutage nimmt die Sonographie (Ultraschall), hier insbesondere die Farbduplexsonographie, einen immer größeren Stellenwert ein, weil hiermit bereits im Frühstadium der Psoriasis-Arthritis krankhaft veränderte Gelenkbefunde festgestellt werden können.

Somit kann der Arzt anfangs oft nur durch die Erhebung der Symptome (Anamnese) sowie die körperliche Untersuchung samt Ultraschall die Diagnose einer Psoriasis-Arthritis stellen.

Ultraschallbild rechtes Handgelenk mit Entzündung der Gelenkschleimhaut bei Psoriasis-Arthritis

Die Behandlung

Für die Behandlung der Psoriasis-Arthritis stehen neben den seit Jahrzehnten etablierten Basismedikamenten wie Methotrexat, Sulfasalzin, Leflunomid auch die sog. „Biologika“ zur Verfügung. Diese werden, wie z. B. Heparin oder Insulin, unter die Haut gespritzt. Neben der medikamentösen Therapie sind unbedingt unterstützende physiotherapeutische Maßnahmen wie Krankengymnastik notwendig.

Verlauf

Die Psoriasis-Arthritis ist eine chronische Erkrankung, d. h. sie ist nicht heilbar. Die Beschwerden treten in Schüben auf, sodass nach wochen- oder monatelanger Krankheitsaktivität komplett beschwerdefreie Zeiten folgen können. Für die Lebensqualität von Patienten mit Psoriasis-Arthritis ist eine frühe Diagnosestellung und damit die rechtzeitige Behandlung von entscheidender Bedeutung, damit einer schweren Gelenkzerstörung und dadurch bedingten, z. T. erheblichen Einschränkungen im Alltag vorgebeugt wird. Je eher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Chance, dass sie weniger schwer verläuft.

Fotos: HEH, panthermedia/Christine Langer-Pueschel

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Braunschweig 2012 | Dr. med. Gabriele Mahn, Braunschweig