Eingeweidebrüche – ein häufiges Problem des Alltags
Von Dr. med. Ekkehard Möbius, BraunschweigÄußere Hernien
Diese sind der Untersuchung gut zugänglich. Hauptbeschwerde ist eine Bauchwandvorwölbung an der betroffenen Stelle. Diese kann Schmerzen bei körperlicher Belastung, Pressen und Husten verursachen. Hierzu zählen z. B. Leisten-, Schenkel- und Nabelbrüche. Auch Narbenbrüche, die als Folge von großen chirurgischen Eingriffen entstehen können, gehören dazu. Wird eine solche Diagnose gestellt, muss in jedem Fall eine Operation erfolgen.
Eingeweidebrüche verschwinden nicht wieder, sondern werden im Laufe der Zeit immer größer (Abb. 1). Die Operationen werden aufwendiger und das Risiko eines Rückfalls (Rezidiv) steigt. Ein weiteres Problem ist die Gefahr der Einklemmung. Darmanteile können von der Blutzufuhr abgeschnitten werden und absterben. Das ist zum Glück selten (1–3 % pro Jahr). Die Einklemmung ist aber eine sehr gefährliche Komplikation und kann lebensbedrohlich sein. Man erkennt sie daran, dass die Vorwölbung plötzlich größer, sehr hart und schmerzhaft wird. Ein Zurückdrücken ist nicht mehr möglich. Auch Übelkeit und Erbrechen können auftreten. Die Patienten müssen notfallmäßig, i. d. R. innerhalb von 6 Stunden, operiert werden. Bei einem Darmverschluss (Ileus) oder einer Darmdurchblutungsstörung kann ein Mittelbauchschnitt notwendig werden. Der Krankheitsverlauf ist dann nicht mehr durch die Hernie, sondern durch deren Komplikation bestimmt.
Innere Hernien
Hier verlagern sich durch innere Bruchlücken Organteile des Bauchraumes in andere Körperhöhlen. Die vom Patienten geschilderten Beschwerden sind dabei zur Diagnosestellung entscheidend. Folgeuntersuchungen, wie eine Computertomographie oder eine Speiseröhren- und Magenspiegelung, sichern die Diagnose. Ein Beispiel ist der Zwerchfellbruch (Abb. 2), bei dem sich Anteile des Magens in den Brustkorb verlagern. Die Patienten klagen über häufiges Sodbrennen und Schmerzen hinter dem Brustbein.
Bei der operativen Versorgung von Hernien hat in vielen Bereichen das minimalinvasive Vorgehen (Schlüssellochtechnik) das offene Operieren verdrängt. Der wesentliche Vorteil liegt in einem niedrigeren Schmerzniveau sowie in einer schnelleren Genesung.
Wann wird minimalinvasiv operiert?
Für Leisten- und Schenkelbrüche ist das minimalinvasive Vorgehen inzwischen Standard (Abb. 3). Bei dieser Methode sind nur wenige kleine Bauchschnitte nötig. Der Bruch wird mithilfe einer Kamera und Miniaturinstrumenten vom Bauchraum aus herauspräpariert und mit einem Kunststoffnetz verschlossen (spannungsfreie Operationsmethode). Die Patienten haben nach der Operation kaum Schmerzen.
Oben genannte Brüche werden nur dann noch mit einem offenen Operationsverfahren versorgt, wenn minimalinvasiv nicht operiert werden kann. Ein Nachteil dieser Technik ist, dass Gewebe, welches normalerweise ohne Spannung nebeneinander liegt, unter Spannung zusammengenäht wird. Dadurch können Schmerzen entstehen und sogar Nähte ausreißen.
Nicht immer ist das minimalinvasive Verfahren bei äußeren Hernien zu empfehlen. Zum Beispiel sollten größere Narbenbrüche offen operiert werde. Große Studien haben gezeigt, dass bei minimalinvasivem Vorgehen (IPOM-Technik) die Rückfallrate (Rezidiv) sehr hoch ist (größer 10 % nach 1 Jahr). Bei der offenen Operation wird die Bauchdecke so rekonstruiert, dass der normale Zustand wieder hergestellt ist. Die Bauchwand wird lediglich durch ein Kunststoffnetz verstärkt, welches zwischen die dort tragenden Schichten eingebracht wird (Sublay-Mesh-Technik).
Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie
Um einen hohen Standard in der Versorgung von Hernien sicherzustellen, gibt es die Qualitätssicherungsstudie der Deutschen Herniengesellschaft (DHG). Es handelt sich um ein bundesweites Netzwerk von besonders an der Hernienchirurgie interessierten Chirurgen, die eine Qualitätserfassung nach fundierten wissenschaftlichen Standards durchführen. Das Siegel der DHG erhalten Kliniken und Praxen, welche in besonderem Maße Qualitätssicherung bei der Therapie von Hernien betreiben.
Bilder: Dr. E. Möbius, Marienstift