Artikel erschienen am 07.03.2017
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Online zahlen? Aber sicher!

Von Dipl.-Kfm. Dr. rer. pol. Ingo Lippmann, Braunschweig

Seit 2005 sind nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes die Online-Ausgaben von Privatpersonen im Internet pro Jahr um durchschnittlich 12 % gewachsen, während der Umsatz im stationären Einzelhandel lediglich um 1 % p. a. gestiegen ist.1 Mit zunehmenden Umsatzzahlen im Online-Verkehr nimmt auch die Bedeutung von Online-Bezahlverfahren zu. Doch ist Online-Bezahlen wirklich sicher? Welche Bezahlverfahren gibt es, und worin unterscheiden sich diese? Laut einer aktuellen Umfrage misstrauen mehr als 25 % der Verbraucher den derzeitigen Online-Bezahlverfahren.2 Die Gründe dafür sind vielfältig: Sie reichen von der Angst vor Doppelzahlungen bis hin zur Sorge vor Missbrauch bei der Angabe von persönlichen Bankdaten im Internet.

Grundsätzlich gilt, dass bei der Angabe von persönlichen Daten, insbesondere Zahlungsverkehrsdaten, im Internet Vorsicht geboten ist. Seriöse und stets aktuelle Virenscanner und Webbrowser, das Nutzen von verschlüsselt übertragenen und damit sichereren Internetverbindungen sowie die Prüfung, ob die Seite auch die „echte“ Seite des Geschäftspartners ist und nicht gehackt wurde, ist das Mindeste, was zu beachten ist. Dennoch verbleibt oft ein mulmiges Gefühl…. Wie wird mein Geld übertragen? Ist das sicher? Was passiert mit meinen Daten? Wo werden meine Daten gespeichert und wie werden sie ggf. für Werbung o. Ä. weiterverwendet?

Bezahlverfahren

Beim Bezahlen sind viele Verfahren im Internet verbreitet: Sie reichen von einfachen Bezahlungen per Rechnung oder Vorkasse über Zahlung per Kreditkarte, Lastschrift oder PayPal bis hin zur Bezahlung mit virtuellem Geld (z. B. Bitcoins). Die Währung Bitcoin hat sich aus verschiedensten Gründen in Europa nicht breitflächig durchgesetzt. Die Marktanteile bei allen anderen Online-Bezahlverfahren liegen in Deutschland bei 29 % für das Bezahlen per Rechnung, bei 20 % für PayPal, gefolgt von Lastschrift mit 19 %, Kreditkarte 12 % und Vorkasse per Überweisung mit 7 %.3

Wie die Marktanteile zeigen, ist das in den USA im Jahr 2002 gegründete Unternehmen PayPal inzwischen sehr weit verbreitet. Die breite Akzeptanz dieses Verfahrens im Internet sowie die Möglichkeit, über Kreditkarte, Girokonto oder über ein direkt bei PayPal geführtes Guthabenkonto im Internet zu bezahlen, sind wesentliche Vorteile. Demgegenüber ist im Jahr 2016 mit Paydirekt ein von der deutschen Kreditwirtschaft initiiertes, neues Bezahlverfahren getreten, das aufgrund seines jungen Gründungsdatums hinsichtlich der Verbreitung bislang noch deutlich hinter der von PayPal zurücksteht. Doch warum hat sich die deutsche Kreditwirtschaft dazu entschlossen, hier ein eigenes Bezahlverfahren anzubieten? Zumal aus Kundensicht beide Verfahren zunächst ähnliche Eigenschaften aufweisen? Neben dem Aspekt der Banken und Sparkassen, die Kundenschnittstelle und das Zahlungsverkehrsgeschäft nicht aus der Hand zu geben, stecken die Unterschiede aus Sicht der Kunden insbesondere im Umgang mit ihren Daten und in der Zahlungsabwicklung. Letztere erfolgt bei Paydirekt ausschließlich zwischen den Kreditinstituten bzw. den von ihnen gemeinschaftlich gehaltenen Partnerunternehmen. Einen Überblick gibt die folgende Tabelle.

KriteriumPaydirektPaypal
Entstehung/Herkunft Gemeinschaftsprodukt der deutschen Banken, Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken privates Wirtschaftsunternehmen,
Abspaltung von eBay, Hauptsitz in
San José, USA
Standort Datenserver Deutschland USA und Luxemburg
Kontoeinrichtung im Online-Banking des Kunden auf Paypal-Website
Zahlungsabwicklung direkte Zahlungsabwicklung zwischen Bank/Sparkasse des Kunden und dem Konto des Händlers – kein Dritter wird eingeschaltet über Paypal, d. h. über das vom Kunden bei Paypal eingerichtete, virtuelle
Konto, hinter dem das Kundenkonto bzw. die Kundenkreditkarte steht

Tabelle: Übersicht wesentlicher Bezahlverfahren im Internet

Fazit

Für Kunden, die sich wünschen, dass ihre Zahlungsverkehrsdaten möglichst nur auf Servern in Deutschland bleiben und dass die Zahlungsabwicklung nicht über ausländische Internetfirmen, sondern im Kreis der deutschen Kreditwirtschaft erfolgt, bietet das neue Bezahlverfahren Paydirekt – bei künftig entsprechender Verbreitung und Akzeptanz – eine attraktive Alternative.

Fußnoten

1 Umsatz des dt. Einzelhandels ohne Kfz, Apotheken, Brennstoffe und Tankstellen. Vgl. Statistisches Bundesamt und Handelsverband Dtl. (HDE), zitiert nach
www.statista.com, Abruf am 29.10.2016.
2 Weitere 25% nutzen keine Online-Bezahlverfahren, da sie über keine im Internet akzeptierten Zahlungsmittel verfügen. Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.),
Wirtschaftsrechnungen, Fachserie 15, Reihe 4, Wiesbaden 2016, S. 39.
3 Danach folgen Ratenkauf, Sofortüberweisung und Nachnahme. Vgl. www.statista.com, Marktanteile von ausgewählten Zahlungsverfahren beim Online-Handel
in Deutschland im Jahr 2015, Abruf am 29.10.2016.

Bild: Fotolia/Anna Frajtova

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