Artikel erschienen am 01.06.2011
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Ein Steuerungscockpit für Stiftungen

Von Dipl-Kfm Dr. rer pol Stefan Hanekopf, Braunschweig | Dipl.-Math. Oec. Ronald Rauh, Braunschweig

Investitionen in einem volatilen Umfeld der Aktienmärkte und niedrige Zinsniveaus stellen für Stiftungen als institutionelle Investoren eine anspruchsvolle Herausforderung dar. Entscheidungsträger, die in der Wertschöpfungskette vom Asset-Liability-Management über die Strategische Asset Allokation bis hin zur risikoadjustierten Portfoliosteuerung über ein hochwertiges Steuerungscockpit verfügen, können sich diesem Aufgabenbereich mit einer klaren Sicht stellen.

1. Risikotragfähigkeitsstudie und ALM

Neben dem Förderplan einer Stiftung kann die Zielsetzung im realen Kapitalerhalt der Förderkraft bestehen. Am Beginn einer Anlagekonzeption für Stiftungen sollte neben einer Marktbewertung der vorhandenen Anlageformen auch eine Analyse der Verpflichtungsstruktur stehen. Hierzu ist über Methoden der Anleihebewertung der Marktwert der Verpflichtungsseite zu ermitteln. Aus der Differenz zwischen Aktiva und Passiva werden die Sicherheitsmittel als Risikotragfähigkeiten abgeleitet und in die Portfoliooptimierung und Risikosteuerung eingebracht. Die Kapitalanlagestrategie wird also mit der Verpflichtungsstruktur abgestimmt, was man als Asset-Liability-Management (ALM) bezeichnet.

2. Portfoliooptimierung und -umsetzung

Vor dem Hintergrund des ALM wird eine Optimierung des Kapitalanlagebestandes ausgeführt. Die Strategische Asset Allokation (SAA, Portfoliooptimum) beinhaltet in Abhängigkeit vom angestrebten Risiko-niveau auch einen Abgleich der Laufzeitenstrukturen von Aktiva und Passiva. Dieser Kapitalanlagenmix eignet sich, in ein „Risikoarmes Portfolio“ und ein „Rendite-Risiko-Portfolio“ zu separieren. Ersteres stellt ein Spiegelportfolio zu den Verpflichtungen dar, bestehend z. B. aus risikoarmen europäischen Staatsanleihen, Länderschuldverschreibungen oder Pfandbriefen. Es wird entweder eigenständig durch die Stiftung verwaltet oder an eine Anlagegesellschaft ausgelagert. Das zweite Portfolio nutzt schwerpunktmäßig die vorhandene Risikotragfähigkeit aus, um beispielsweise mit Aktien oder Unternehmensanleihen die Renditemöglichkeiten der internationalen Kapitalmärkte systematisch auszunutzen. Hierbei empfiehlt es sich, spezielle Anlageaufträge zu vereinbaren.

3. Risikoadjustierte Portfoliosteuerung

Um das eingegangene Risiko der Kapitalanlage laufend zu kontrollieren und zu steuern, sollte ein mehrdimensionales Risikomangagement implementiert werden. In der ersten Dimension sind mit Blick auf Bilanz und GuV insbesondere Abschreibungsrisiken der Kapitalanlage zu messen. Dem Risikoergebnis wird die aktuelle Risikotragfähigkeit gegenübergestellt. In der zweiten Dimension wird mit Blick auf die langfristigen Verpflichtungen parallel ein ALM-Risikoergebnis ermittelt und mit den Tragfähigkeiten der Marktwertbilanz verglichen. In beiden Dimensionen kann über die Auslastungsquoten von Risikoergebnis zur Risikotragfähigkeit eine risikoadjustierte Portfoliosteuerung implementiert werden. Grundsätzlich sind Risiken stets durch Tragfähigkeiten zu bedecken. Abhängig von der individuellen Risikoneigung sind Auslastungen in einem vereinbarten Grundkorridor (z. B. kleiner als 50 %) erstrebenswert. Ansonsten müssen Umschichtungen zur Risikoreduktion erfolgen.

Ein Stiftungsvorstand kann heutzutage sowohl die Vermögensanlage als auch separiert das Risikomanagement auslagern, ohne dabei die für ihn wichtige Kontrolle über die Risikosteuerung abzugeben. Über eine regelmäßige Risikoberichterstattung, die sowohl in der Erstberatung als auch über eine dauerhafte Funktionsausgliederung effektiv und effizient von Dritten eingekauft werden kann, verfügt die Stiftung über ein professionelles Steuerungscockpit.

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