Artikel erschienen am 17.05.2018
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Energetische Sanierungsmöglichkeiten von Gebäuden mit erhaltenswerten Fassaden

Von Dipl.-Betriebswirt (FH) Tim Petereit, Braunschweig

Alte Fachwerk- oder Gründerzeithäuser stellen einen erheblichen Anteil am Gebäudebestand in Deutschland dar. Von den übrigen Immobilien heben sie sich oftmals durch ihre üppig dekorierten und aufwändig gestalteten Fassaden ab. Dieser ästhetische Aspekt führte aber oft dazu, dass die Fassaden von Fachwerkhäusern und Gebäuden aus der Gründerzeit energetisch ungedämmt sind. Meistens wurden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, z. B. am Dach und im Innenausbau. Auf eine Fassadendämmung wurde aber verzichtet, um die schönen Fassaden zu erhalten.

Auf eine Dämmung der Außenwände muss aber nicht grundsätzlich verzichtet werden, um die Fassade im Zuge einer energetischen Sanierung zu erhalten. Die Innendämmung stellt eine Möglichkeit dar, um das Ziel der energetischen Verbesserung beim gleichzeitigen Erhalt der historischen Fassade zu erreichen.

Zwei mögliche Varianten werden an dieser Stelle vorgestellt:

Variante I: Lehm und Holzfaserdämmplatten

Eine Innendämmung mit verputzbaren Holzfaserdämmplatten stellt i. d. R. die preiswerteste und einfachste Möglichkeit einer wärmetechnischen Sanierung dar. Die Holzfaserdämmplatte besitzt eine optimale kapillare Leitfähigkeit und ein hohes Kondensatspeichervermögen. Sie kann bis zu 20 % des Eigengewichts an Feuchtigkeit zwischenspeichern, ohne dass die Dämmeigenschaft nennenswert sinkt. Dank dieser Eigenschaften ist diese Innendämmung auch ohne den Einsatz einer Dampfbremse in vielen Fällen möglich. Die Dämmplatte muss dabei jedoch mit Lehmputz kombiniert werden. Der Lehmputz sichert das System aus Wandaufbau und Dämmung bauphysikalisch ab.

Die bautechnische Umsetzung ist nicht kompliziert: Auf die zu dämmende Fläche wird ein Lehmputz aufgetragen, in den die Dämmplatten hineingedrückt und anschließend in der Wand verdübelt werden. Die Dämmplatten können direkt anschließend mit Lehm verputzt und mit Lehmfarbe gestrichen werden.

Variante II: Lehm, Calciumsilikat, PU & Kalk

Eine komplexe Innendämmungsmöglichkeit ist eine Kombination aus der Anwendungssicherheit bewährter kapillaraktiver Calciumsilikatwerkstoffe und der hohen Wärmedämmleistung organischer Schäume. Im Gesamtsystem steht durch die feuchtepuffernde Sorptionsschicht zusätzlich eine Luftfeuchteregulierung zur Verfügung, die ein angenehmes Raumklima und den sicheren Schutz vor Schimmelbildung gewährleistet. Diese Lösung bietet höchste Dämmeigenschaften (λ = 0,031 W/mK).

Die Umsetzung gestaltet sich entsprechend aufwändiger: Zunächst müssen die nötigen Stärken der einzelnen Aufbauschichten, vor allem der Dämmplatte, zum Gebäude passend von einem versierten Fachplaner ermittelt werden. Der Innenputz wird dann komplett abgetragen und auf das zum Vorschein kommende Mauerwerk wird eine dünne, gerade Lehmschicht aufgetragen. Darauf werden mittels eines Klebemörtels auf Lehmbasis calciumsilikatbeschichtete PU-Dämmstoffplatten geklebt. Diese speziellen Platten sind neben ihrer Beschichtung für eine bessere Feuchtigkeitsregulierung perforiert. Mit dem Klebemörtel wird eine erste Armierungsschicht aufgebracht und in diese das Armierungsgewebe eingearbeitet. Als Oberputz dient ein speziell auf das System abgestimmter Kalkputz. Der Schlussanstrich darf hier ebenfalls nur mit Kalkfarbe erfolgen, da dem System sonst die erforderliche Atmungsaktivität genommen werden würde.

Die Innendämmung bietet eine gute Möglichkeit, Gebäude mit einer historisch oder ästhetisch wertvollen Fassade energetisch zu sanieren. Diese Maßnahmen müssen aber auf jeden Fall durch sachkundige Planer und kompetente Handwerker umgesetzt werden. Denn bei einem fehlerhaften Wandaufbau oder einer unsachgerechten Ausführung besteht das große Risiko von Schäden durch Feuchtigkeit und Schimmelbildung.

Bild: Fotolia/Bob

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