Artikel erschienen am 10.05.2018
E-Paper

Der Nutzen von Technischem Monitoring

Früh an später gedacht, um Kosten effizient zu sparen!

Von Dr.-Ing. Jennifer König, Braunschweig

Die heute entstehenden Neubauten müssen sich den Herausforderungen einer gestiegenen Nutzer­anforderung, stets wachsender gesetzlicher Rahmenbedingungen und der daraus resultierenden höheren Komplexität der technischen Konzepte stellen. Gefordert sind wirtschaftliche Gebäude, die funktions- und zugleich bedarfsgerecht betrieben werden.

Die Schnittstellen zwischen der Planungs-, der Bau- und der ersten Nutzungsphase sind die entscheidenden Faktoren. Zwischen diesen Phasen kommt es in der Praxis häufig zu einem „Systembruch“. Besonders in den ersten Monaten nach Inbetriebnahme laufen gebäudetechnische Anlagen meist fehlerbehaftet. So entstehen zum einen wirtschaftliche Nachteile durch zu hohe Betriebskosten und zum anderen kommt es darüber hinaus aufgrund einer Beeinträchtigung der Gebäudenutzung zu einer Nutzerunzufriedenheit.

Die AMEV-Richtlinie – eine Empfehlung

Im August 2017 hat der Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwal­tungen – kurz AMEV – eine Empfehlung zur Umsetzung eines Technischen Monitorings (TMon) als Sicherung der angestrebten Qualitäten, insbesondere hinsichtlich der Gebäudetechnik, für die Errichtung öffentlicher Gebäude herausgegeben. Diese AMEV-Empfehlung hat explizit die Analogie zum juristischen und kaufmännischen Controlling für den technischen Bereich gezogen und spricht sich deutlich dafür aus, Voraussetzungen für einen energieeffizienten, funktions- und bedarfs­gerechten Gebäudebetrieb mittels einer strukturierten und systematischen Qualitätssicherung zu schaffen. Eine Prüfung der Planung, der Umsetzung und des Gebäudebetriebes durch einen von der Planung unabhängigen Dritten soll Differenzen frühzeitig aufzeigen und Systembrüchen vorbeugen.

Technisches Monitoring (TMon) zur effektiven Kostenkontrolle

Bereits in der frühen Planungsphase kann das TMon dazu beitragen, Betriebskosten nachhaltig zu reduzieren. Ein TMon-Dienstleister wirkt in diesem Prozess strukturiert darauf hin, dass ein Lastenheft in der Ausschreibung die mit dem Auftraggeber vereinbarten Funktionen eindeutig festlegt, dass es in der Realisierung, im Probebetrieb, bei der Inbetriebnahme und letztlich im Regelbetrieb planungsgetreu umgesetzt und das abgestimmte Ergebnis auch nachweislich erreicht wird. Das TMon stellt Beratung, Begleitung und Kontrolle der Realisierung der technischen Anlagen von Entwurf über Planung, Ausführung, Inbetriebnahme und Betrieb sicher. Bereits in der Entwurfsphase werden die vom Fachplaner vorgelegten Versorgungs­varianten auf funktionale Plausibilität überprüft. Dies ist die wesentlichste Ergänzung zum Energiemanagement, das erst in der Betriebsphase mit der Analyse beginnt. Als nächster Schritt werden die dem Entwurf zugrundeliegenden spezifischen Werte, Kennzahlen und Systemansätze auf Plausibilität und Vollständigkeit überprüft. Der Fachplaner wird besonders in der Auslegung der Gebäude­automation und Gebäudeleittechnik konstruktiv begleitet.

Fazit

Das TMon dient ergänzend zum Inbetriebnahmemanagement als neuer Baustein der Planungssicherheit und Kostenkontrolle bei der Umsetzung und späteren Nutzung von Bauvorhaben. Das formulierte Ziel von TMon besteht darin, die festgelegten Kennwerte von Systemen aus Einzelkomponenten im Anlagenbetrieb zu erreichen und nachzuweisen. Eindeutig formulierte Regeln, Abhängigkeiten und die in deren Folge erreichten Betriebsergebnisse sind im Rahmen eines unabhängigen, automatisierten Expertensystems integriert. Es ist somit ein zielführendes Instrument zur Ergänzung der klassischen Planung mit einem Technischen Controlling von vereinbarten Betriebskennwerten. Das Technische Monitoring dient damit sowohl dem Planer als auch dem Bauherrn in gleichem Maße.

Foto: Thomas Gasparini

Ähnliche Artikel

Finanzen Steuern Recht

Building Information Modeling

Kann „BIM“ das Planen und Bauen in Deutschland grundlegend verändern?

In der Vergangenheit ist es vorgekommen, dass Bauprojekte den Kostenrahmen überschritten haben oder die zeitlichen Vorgaben nicht eingehalten werden konnten. Das Bundesbauministerium hat daher beschlossen, dass Hochbauprojekte der Bundesrepublik in naher Zukunft nach Möglichkeit unter Anwendung der Methode BIM durchgeführt werden.

Hannover 2017 | Dipl.-Ing. (FH) Denny Karwath, Hannover

Immobilien

Teamwork am Bau

Wie kann eine gute Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Architekt und Baufirmen funktionieren?

Eine gute Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Architekt sowie beteiligten Gewerken ist essenziell für eine erfolgreiche und möglichst reibungslose Umsetzung. Im Interview erläutern dazu Bauunternehmer Markus Kassenbeck und Dipl.-Ing. Petra Wehmeyer die Bedeutung von einem steten Austausch sowie damit verbundenen aktuellen Mechanismen und Entwicklungen.

Braunschweig/Wolfsburg 2018 | Markus Kassenbeck, Braunschweig | Dipl.-Ing. Petra Wehmeyer, Braunschweig