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Moderne Behandlungsverfahren am Hüftgelenk

Von Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig

Das Hüftgelenk ist ein sehr stark beanspruchtes Kugelgelenk, welches in allen Altersabschnitten erkranken und damit Schaden nehmen kann.

Belastungsabhängige Beschwerden beim jungen Mann zwischen 25 und 35 Jahren können auf ein sog. Nockenwellen-Impingement, auch Cam-Impingement genannt, zurückgeführt werden. Ursächlich für die Beschwerden ist ein nicht ganz runder Hüftkopf, der zu einem mechanischen Problem im Bereich der Hüftpfanne führt. In diesen Fällen sollte bei oft auch leicht auftretenden Beschwerden frühzeitig eine Spiegelung des Hüftgelenkes durchgeführt werden, um diese Veränderung, die sonst zwangsläufigig zum Verschleiß führt, zu beheben. Eine andere Erkrankung, dass sog. Greifzangen-Impingement findet man eher bei Frauen um das 40. Lebensjahr. Hier ist die Pfanne so übergreifend, dass die neue Pfanne und der Knochen sich derart bedrängen, dass es zu einer Beschwerdesymptomatik kommt. Auch hier kann man über Spiegelungsverfahren das Problem tadellos lösen.

Bei der eigentlichen Verschleißerkrankung stellt die Hüftgelenkspiegelung jedoch nicht die Lösung des Problems dar. Hier wird zunächst konservativ behandelt.

Kommt es trotz aller Versuche der konservativen und minimalinvasiven Therapie zu einer Arthrose des Hüftgelenkes und verursacht diese Arthrose einen entsprechenden Leidensdruck und eine Reduktion der Lebensqualität, so wäre eine Versorgung mit einem künstlichen Hüftgelenk anzuraten. Typische Beschwerden in Zusammenhang mit der Arthrose sind die Schmerzen, die anfänglich nach längerer Gehstrecke, zunehmend auch bei kürzerer Gehstrecke auftreten und sich bis hin zu Ruheschmerzen entwickeln können. Viele Patienten leiden neben den Schmerzen unter einer enormen Bewegungseinschränkung, die mit einem hinkenden Gangbild einhergeht. Beides reduziert die Lebensqualität noch weiter. Ist individuell betrachtet die Lebensqualität massiv reduziert und passen der Untersuchungs- und Röntgenbefund zur schweren Verschleißerkrankung, so sollte überprüft werden, ob ein künstliches Hüftgelenk das Problem lösen kann. Nach heutigen Erfahrungswerten erreichen die Implantate gute bis sehr gute Standzeiten von über 15 Jahren bei normalen Bewegungsabläufen und Belastungssituationen, zu welchen auch Sport gehört. Allerdings sollte das Bewusstsein vorhanden sein, dass Implantatkomponenten nicht für die Ewigkeit ausgelegt sind. So ist es von besonderer Bedeutung, gerade bei der jüngeren Patientengruppe (< 60 Jahre), heute schon „an morgen zu denken“. Weiterentwicklung bei den Implantaten und den Werkstoffen, aber nicht zuletzt auch die Einführung von weniger invasiven Zugangstechniken unterstützten heute die Operateure bei dem operativen Vorgehen. Standardisierte Abläufe in den Kliniken begleiten die Patienten von der Aufnahme bis zur Rehabilitation und erlauben eine schnelle Genesung.
Zahlreiche Kliniken haben sich einem Zertifizierungsverfahren (EndoCert) unterworfen und belegen hiermit besondere Qualität.

Abb. 1: Kurzschaftprothese mit Keramik-Keramik-Gleitpaarung

Je nach Indikation, Knochensubstanz und Beweglichkeit der Patienten wird ein Implantat ausgewählt. Dieses wird dem Patienten ausführlich vorgestellt und das Verfahren erläutert. Ein Implantat ist den Bedürfnissen und der Knochensituation des Patienten individuell anzupassen. Aus diesem Grunde ist es von wesentlicher Bedeutung, dass die einbauende Klinik über verschiedene Implantate verfügt, die dem Patienten individuell angepasst werden sollten. Dies bezieht sich nicht nur auf die Verankerungsvariante (zementiert und zementfrei), sondern sowohl auf die Länge und die Dimension, als auch auf die Form des Implantates. Je jünger der Patient, desto knochensparender sollte man vorgehen, da man auch an die Wechseloperation denken sollte. Ein solch knochensparendes Implantat ist der Kurzschaft (Abb. 1), welcher für eine völlig neue Generation von Implantaten steht.

Grundsätzlich unterscheidet sich ein Kurzschaft in seinem Grunddesign, seiner verkürzten Erscheinung und der Verankerung wesentlich von den bis heute bekannten Standardprothesen. Gerade dieser Kurzschaft ist sehr gut für weniger invasive Zugänge am Hüftgelenk geeignet, sodass bei einem Einbau sowohl Muskel- als auch Knochenstrukturen geschont werden.

Abb. 2: Geradschaftprothese

Ungeachtet dessen, sind die seit vielen Jahren auf dem Markt befindlichen Geradschafttypen (Abb. 2) immer noch die am häufigsten verwandten Prothesen, für die derzeit die besten Ergebnisse belegt werden können.

Wesentlich ist es, dass im Rahmen eines Vorgesprächs und der anstehenden Operation das für den Patienten individuell optimale Implantat ausgewählt wird. Voraussetzung hierfür ist die ausreichende Erfahrung des Operateurs und eine Qualifikation der Klinik für diese Operationsverfahren. Entscheidungskriterien sollten Fallzahlen und die Zertifizierung durch EndoCert sein.

Fotos: HEH

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