Artikel erschienen am 17.06.2015
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Darmkrebsvorsorge

Der zweithäufigsten Krebserkrankung in Deutschland adäquat vorbeugen!

Von Dr. med. Michael Neubauer, Langenhagen

Wer lässt schon gerne seine Ausscheidungen oder seinen Darm untersuchen? Kaum einer. Schade eigentlich, denn eine entsprechende Vorsorgeuntersuchung kann Leben retten. Ein Thema, das oft leider mit unbegründeter Scham und Angst vor der Untersuchung behaftet ist. Wer diesen Gefühlen etwas Abhilfe schaffen will, dem seien unbedingt Buch oder YouTube-Video der jungen Medizinstudentin Giulia Enders „Darm mit Charme“ empfohlen.

Die Angst vor einer schmerzhaften Darmspiegelung ist unter modernen Sedierungsmaßnahmen (Dämmerschlaf) bei fachgerechter Durchführung absolut unberechtigt. Nicht nur die maßgebliche medizinische Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), auch die Krankenkassen und z. B. die Stiftung Warentest und Prominente wie Boris Becker, Günter Netzer sowie Vitali Klitschko propagieren eine Darmkrebsvorsorge mittels Darmspiegelung (Koloskopie). Da das Darmkrebsrisiko ab dem 55. Lebensjahr deutlich steigt, erstatten die Krankenkassen ab diesem Lebensalter zwei Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren als Vorsorgemaßnahme.

Treten Darmkrebs oder Polypen, mögliche Vorstufen von Darmkrebs, bei Eltern, Kindern oder Geschwistern auf, ist eine Darmspiegelung möglichst 10 Jahre vor dem Auftauchen dieser Erkrankungen bei den direkten Verwandten angezeigt. Grundsätzlich gilt: Je älter ein direkter Verwandter beim Auftreten eines Dickdarmkrebses ist, desto geringer ist das Risiko der eigenen Betroffenheit.

Insgesamt gehen nicht einmal 20 % der Berechtigten zur Darmspiegelung. Und das, obwohl lt. Schätzungen die seit 2003 durchgeführten Koloskopien schon über 100 000 Fälle von Darmkrebs vermieden haben. Dies betrifft deutlich mehr Frauen, da diese eher bereit sind, sich einer derartigen Vorsorgemaßnahme zu unterziehen als Männer („Indianer kennen keinen Schmerz“ und Vorsorge schon gar nicht). So nimmt aktuell das Risiko, an Darmkrebs zu versterben, bei Frauen aufgrund von Koloskopien und verbesserten Therapiemöglichkeiten messbar ab. Auf alle Fälle sollte eine Darmspiegelung auch schon bei kleinen sichtbaren Blutbeimengungen im Stuhl erfolgen.

Frühstadien von Darmkrebs oder Polypen, – kleine atypische Wucherungen der Darmschleimhaut – werden vom Patienten nicht bemerkt, da im Darm keine Schmerznerven existieren. Diese Veränderungen können im Rahmen der Darmspiegelung sogar unmittelbar entfernt werden. Erst fortgeschrittene Krebsstadien führen zu Symp­tomen. Selbst frühe Darmkrebsstadien können aber bei rechtzeitiger Entdeckung noch komplett geheilt werden.

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