Artikel erschienen am 01.12.2013
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Refraktive Chirurgie der Augenlinse

Aktuelle Trends bei der Staroperation

Von Dr. med. Michael Knoche, Stadthagen

Die Operation des grauen Stars (Katarakt-Operation) ist heutzutage ein wenig belastender, erfolgversprech­ender und sicherer Routineeingriff, der in Deutschland jährlich rund 600 000 Mal vorgenommen wird.

Wurden die Eingriffe in der Vergangenheit überwiegend bei älteren Menschen wegen einer durch die zunehmende Linsentrübung stark nachlassenden Sehschärfe vorgenommen, so verändert sich in den letzten Jahren zunehmend das Indikationsspektrum.

Grund hierfür sind die zunehmenden Anforderungen an das Sehvermögen, die bei Berufstätigkeit und aktiver Teilnahme am Straßenverkehr schon früh die Notwendigkeit und den Wunsch aufkommen lassen, ein optimiertes Sehvermögen zur Verfügung zu haben. Dies bedeutet nicht nur, dass Patienten in jüngerem Lebensalter zur Operation kommen, sondern auch, dass der Anteil der Patienten stark wächst, die von einer Operation des grauen Stars als Nebeneffekt eine Korrektur ihrer Fehlsichtigkeit erwarten.

Optimierte Voruntersuchungen

Bei den Augenchirurgen haben sich die Anforderungen an Operationsplanung und -durchführung deutlich erhöht. Im Bereich der präoperativen Diagnostik gewinnt die Genauigkeit der sog. Biometrie – d. h. der Vermessung der Topografie der Hornhaut und der Bestimmung der axialen (Teil-)Längen des Auges – an Wichtigkeit.

Untersuchung der Hornhauttopographie

Für die Beurteilung der Hornhauttopografie hat sich als genauestes Verfahren die computerunterstützte Analyse der Scheimpflugfotographie etabliert. Sie ermöglicht es, irreguläre Verformungen der Hornhautoberfläche zu erkennen und zu quantifizieren und somit einen der wichtigsten Parameter für die Auswahl des Kunstlinsenimplantates in bislang unerreichter Genauigkeit zu kontrollieren.

Mit der Laser-Interferenz-Biometrie steht seit einigen Jahren ein der gängigen Ultraschallmessung überlegenes Verfahren zur berührungslosen axialen Längenmessung im Auge zur Verfügung, mit dem sich hochpräzise die Länge des Augapfels und die Position der Linse innerhalb des Auges bestimmen lassen.

Optische Korrekturmöglichkeiten

Die genannten diagnostischen Verfahren schaffen die Voraussetzung, eine patientenindividuell optimierte Intraocularlinse als Ersatz für die natürliche Augenlinse zu bestimmen. Auf diese Weise lassen sich im Rahmen der Operation nicht nur Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit, sondern auch ein Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) ausgleichen. Selbst Brechungsfehler höherer Ordnung nach wellenfrontoptischen Modellen können bei der Linsenauswahl berücksichtigt werden.

Multifocale Intraocularlinse

Bislang kann die Industrie zur Korrektur der Alterssichtigkeit noch keine klinisch zuverlässige Intraocularlinse anbieten, die die Akkomodationsfähigkeit des Auges wiederherstellt, also die Fähigkeit, die Brennweite des Auges ähnlich wie beim jungen Menschen stufenlos von fern auf nah anzupassen. Die modernen multifokalen Optiken, bei denen sich verschiedene Brennweitenzonen für den Fern-, Nah- und Intermediärbereich überlagern, bieten aber in vielen Fällen einen guten alltagstauglichen Kompromiss, der eine weitgehende Brillenunabhängigkeit ermöglicht.

Eine Frage des Vertrauens

Katarakt-OP

Nicht vergessen werden soll an dieser Stelle, dass die theoretisch möglichen Resultate einer refraktionsoptimierenden Kataraktchirurgie nur dann zu erzielen sind, wenn die Operationsdurchführung höchsten Standards genügt und eine hohe Reproduzierbarkeit gewährleistet. Hier sind neben einer optimierten technischen Ausstattung und minimal-invasiver Mikroincisonstechnik nach wie vor Erfahrung und Sorgfalt des Operateurs die wichtigsten Garanten für den Erfolg.

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