Artikel erschienen am 01.12.2013
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Einen Guten Start ins Leben möglich machen

Neonatologie am Klinikum Hildesheim

Von Prof. Dr. med. Karsten Harms, Hildesheim

Gemeinsam mit der Frauenklinik haben wir am Klinikum Hildesheim ein Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe (Level 1) aufgebaut. Die auf der Neugeborenintensivstation verantwortlichen Ärzte und Kinderkrankenschwestern verfügen ebenso wie der Chefarzt über eine besondere zusätzliche Ausbildung in der Früh- und Neugeborenintensivmedizin. Etwa 1,5 % der Neugeborenen haben ein Geburtsgewicht von weniger als 1 500 Gramm. Sie zu versorgen ist eine besondere Herausforderung und braucht viel Fachwissen und Zuwendung. Einige dieser Kinder kommen sogar mit einem Gewicht von nur 500 Gramm zur Welt. Auch diese Frühgeborenen haben bei einer guten Erstversorgung direkt nach der Geburt und einer anschließenden optimalen Betreuung auf der Intensivstation eine Überlebenschance von etwa 80 %. Bei Geburtsgewichten oberhalb von 1 000 Gramm liegt die Überlebensrate heutzutage bei annähernd 100 %.

Ein besonderer Schwerpunkt unseres Perinatalzentrums liegt in der Betreuung dieser extrem frühgeborenen Kinder sowie aller Hochrisikoschwangerschaften, ebenso in der kinderchirugischen Behandlung von Neugeborenen mit angeborenen Fehlbildungen (z. B. Unterbrechungen im Magen-Darm-Trakt, Defekte am Zwerchfell und der Bauchwand, Harnabflussstörungen). Es gibt eine inte­grierte 24-stündige sehr enge Zusammenarbeit zwischen dem neonatologischen Bereich der Kinderklinik und dem Kreißsaal der Frauenklinik. Die Intensivstation für Frühgeborene und kranke Neugeborene befindet sich unmittelbar neben dem Kreißsaal. Damit ist eine direkte und unverzügliche Versorgung von Mutter und Kind speziell bei Risikoschwangerschaften und Frühgeburten sichergestellt und Transportwege mit erhöhtem Risiko können sicher vermieden werden.

Was bietet ein Perinatalzentrum?

„Um die Geburt herum“, so kann man den Begriff „perinatal“ übersetzen. Das heißt, alle notwendigen Disziplinen – wie z. B. die Geburtshilfe mit Pränataldiagnostik, die Neonatologie, die Kinderchirurgie, die Anästhesie, die Kinderkardiologie und viele andere mehr – arbeiten Hand in Hand unter einem Dach zusammen. Damit Eltern und Kind gleich zu Beginn ihres gemeinsamen Weges die
Chance zu einer guten Eltern-Kind-Beziehung bekommen, legen wir Wert auf einen frühstmöglichen Kontakt (Känguru-Methode) zwischen Mutter, Vater und Kind. Wir unterstützen die Eltern durch frühzeitiges Einbeziehen in die Pflege ihrer Kinder. Auch Geschwister sind herzlich willkommen. Alle Mütter können in unmittelbarer Nähe zu ihren Kindern in Elternzimmern oder im Einzelfall direkt auf Station mit aufgenommen werden.

Das Besondere beim schwierigen Start ins Leben

Kommt ein Kind viele Wochen oder Tage zu früh zur Welt, so können zum Beispiel folgende Behandlungsstrategien erforderlich sein, die unserem Perinatalzentrum ständig zur Verfügung stehen: Wärmeprotektion und Schutz vor Infektionen durch Inkubatorpflege, Beatmungstherapie bei Lungenunreife, kontinuierliche Überwachung von Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck, Sauerstoffversorgung durch spezielle Geräte und besonders ausgebildete Kinderkrankenschwestern, künstliche Ernährung neben der Ernährung mit Muttermilch und Behandlung mit speziellen Medikamenten. Die Arbeit in einem Perinatalzentrum ist geprägt von hoher Fachkompetenz und menschlicher Zuwendung für die ganze Familie. Bei der Entlassung aus der stationären Behandlung nach eventuell monatelangem Aufenthalt in der Klinik bieten wir eine häusliche Unterstützung durch eine sozialmedizinische Nachsorge („Bunter Kreis“) an.

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