Artikel erschienen am 03.05.2023
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Innovation und Digitalisierung im Gesundheitswesen – (un)begrenzte Möglichkeiten?

Von Dennis Heise, Braunschweig

Gesundheits-Apps sind inzwischen alltägliche Helfer, die Bedeutung der Telemedizin nimmt zu und die elektronische Patientenakte wird kommen. Mit dem Digitalisierungsgesetz von Gesundheitsminister Jens Spahn wird die Vernetzung im Gesundheitswesen weiteren Schwung erhalten. Aber welche Chancen, Potenziale und Risiken birgt die Digitalisierung für Patienten, Ärzte, Krankenkassen und weitere Akteure?

Wo stehen wir und in welche Richtung geht es weiter? Die Digitalisierung im Gesundheitswesen birgt viele Chancen – aber auch Herausforderungen. Im internationalen Vergleich hat Deutschland noch aufzuholen.

Das Gesundheitswesen hinkt in der Digitalisierung (noch) hinterher

Das rasante Tempo der digitalen Evolution macht aus der Utopie von heute die Wirklichkeit von morgen. Allerdings trifft diese Aussage nicht unbedingt auf Ärzte, Krankenkassen, Pharmaindustrie und Krankenhäuser zu. In Sachen Digitalisierung hat das deutsche Gesundheitswesen noch enormen Nachholbedarf und belegt in einem internationalen Vergleich gerade einmal den 16. von insgesamt 17 Plätzen. Zukünftig sollen Akteure im Gesundheitswesen besser miteinander verknüpft werden und Patientendaten schneller abrufbar sein.

Währenddessen fördern die Patienten selbst immer mehr das Voranschreiten der digitalen Gesundheitsversorgung. Sie suchen selbständig im Internet nach Informationen und nutzen vermehrt private Endgeräte wie zum Beispiel Fitnesstracker, um ihren Gesundheitszustand zu überwachen. Somit steigt die Akzeptanz digitaler Gesundheitsangebote von selbst und ebnet den Weg für den nächsten konsequenten Schritt: die Einbeziehung von Ärzten im Netz. Gemeint ist damit eine gemeinsame Kommunikation, und zwar schon, wenn es um die Planung und Entwicklung der digitalen Angebote und die Datenauswertung geht. Daneben kann die Digitalisierung im Gesundheitswesen eine enorme Effizienzsteigerung bewirken, die allein in Deutschland auf mehrere Milliarden Euro an möglichen Einsparungen geschätzt wird.

Mediziner äußern teilweise aber auch Bedenken zu Neuerungen wie der Telemedizin und dem Nutzen von digitalen Angeboten. Zu den größten Herausforderungen gehört wohl der zu gewährleistende Datenschutz. Das ist insbesondere bei Daten wichtig, die Rück­schlüsse auf den Gesundheitszustand einer individuellen Person erlauben.

Telemedizin: Innovation mit Potenzial

In der Medizin ist der Fortschritt schon angekommen. Neue Diagnose- und Behandlungsmethoden setzen sich mehr und mehr durch. Telemedizin ist ein sehr umfassender Begriff, der nicht auf das Internet beschränkt ist. Dazu zählen beispielsweise die Videotelefonie mit dem PC oder dem Smartphone, aber auch Therapieformen mit eigens für diesen Zweck angefertigten Geräten. Denn auch wenn die Telemedizin vermutlich zuerst mit Gesprächen zwischen Arzt und Patienten mit Hilfe moderner Informationstechnologien in Verbindung gebracht wird, hat sie ein bedeutend größeres Einsatzfeld. Nicht immer erfordert dies die gleichzeitige Aktivität von Patienten und Arzt wie bei einem Videocall. Monitoring von Gesundheitswerten aus der Ferne, beispielsweise bei chronisch Kranken, oder auch die Speicherung von Daten auf speziellen Geräten und deren spätere Analyse gehören ebenfalls zum Feld der Telemedizin.

Zusätzlich ermöglicht sie die Miniaturisierung medizinischer Geräte. Derartige Mini-Geräte, die zum Teil eine Größe von unter einem Millimeter haben, können Untersuchungen wie Darmspiegelungen vereinfachen. Miniatur-Roboter werden unter Umständen sogar kleine Eingriffe vornehmen können.

Auch Gesundheits-Apps finden sich inzwischen wohl auf den meisten Smartphones und Tablets. Sie bieten eine enorme Bandbreite möglicher Anwendungen aus den Bereichen Gesundheit, Wellness und Medizin. Grundsätzlich können sie zur Vorsorge, aber auch zur Gesundheitsförderung bis hin zur medizinischen oder pflegerischen Versorgung eingesetzt werden. Während es bei Apps zur Prävention darum geht, das Verhalten der Menschen positiv zu beeinflussen, um Risiken und Krankheiten zu verhindern, werden medizinische Apps für die Diagnose, die Therapie sowie die Überwachung von Krankheiten eingesetzt. Bei Letzteren handelt es sich um Medizinprodukte, die ein Prüfverfahren durchlaufen müssen. Neben medizinischen Apps haben viele Krankenkassen Service-Apps, mit denen Versicherte verschiedene Angelegenheiten schnell und unkompliziert erledigen können.

Doch nicht nur die mehr als 100 000 Gesundheits-Apps auf dem Markt sind digitale Gesundheitsinnovationen im Sinne der Versicherten.

Es gibt digitale Technologien, die dabei helfen können, die prekäre Versorgungssituation auf dem Land zu verbessern. Besonders wichtig kann die telemedizinische Konsultation jedoch auch und vor allem für Patienten sein, die entweder bei akuten Erkrankungen nicht in eine Praxis kommen können oder aber in Gebieten wohnen, in denen die ärztliche Versorgung nicht optimal ist und große Strecken bewältigt werden müssen. Der Ärztemangel im ländlichen Raum in Deutschland ist relativ ausgeprägt: Allein in Niedersachsen bleiben viele Hausarztstellen unbesetzt.

Telemedizin bietet also schon jetzt prinzipiell einige Möglichkeiten, Patienten zu unterstützen.

Ein anderes Beispiel: Der Einsatz in der Therapie von Menschen mit psychischen Problemen. Gerade in der Psychotherapie kann die Telemedizin ein wertvolles Hilfsmittel sein. Zum einen können so lange Wartezeiten überbrückt werden, bis eine stationäre oder auch ambulante Therapie begonnen werden kann. So sind Patienten in dieser schwierigen Phase nicht auf sich allein gestellt. Zudem gibt es bereits vielfältige Beratungsleistungen, die teilweise oder ausschließlich online durchgeführt werden.

Studien weisen darüber hinaus nach, dass das Online-Setting dem Face-to-Face-Setting eine qualitativ gleichwertige Beziehung zwischen Therapeut und Patient ermöglicht. Hinzu kommt, dass eine Konsultation per E-Mail oder auch per Videokonferenz in Krisensituationen eine große Hilfe darstellen und meistens sofort oder sehr zeitnah erfolgen kann.

Das derzeit dominierende Thema bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens ist die ePA. Mittlerweile ist auch klar definiert, was die ePA zum 01.01.2021 können muss.

Für eine effiziente sektorenübergreifende Versorgung ist die ePA eine entscheidende Voraussetzung. Sie ermöglicht den behandelnden Ärzten einen direkten und schnellen Zugriff auf wichtige medizinische Daten des Patienten, wie eArztbrief, Medikationsplan und Notfalldatensatz. So könnten beispielsweise Doppeluntersuchungen vermieden und das Risiko von Behandlungsfehlern reduziert werden. Wichtig ist, dass der Versicherte im Mittelpunkt steht und frei über die Verwendung seiner Daten entscheiden kann. Hier sind Länder wie Estland, die Schweiz oder Israel schon weiter als Deutschland.

Es gibt viele erfolgversprechende Ansätze, wie die Gesundheit und die Mobilität erfolgreich länger erhalten bleiben können. Hören wir nicht auf, auch in Zukunft die Gesundheit weiter zu denken.

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