Artikel erschienen am 26.01.2018
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Die degenerative Instabilität der Lendenwirbelsäule

Von Tobias Thorban, Braunschweig

Als Achsenorgan des menschlichen Körpers, an dem jedes andere Körperteil direkt oder indirekt aufgehängt ist, ist die Wirbelsäule besonderen biomechanischen Belastungen ausgesetzt. Dies gilt insbesondere für die Lendenwirbelsäule.

Wenn dann im Alter die Muskelmasse schwindet und der Kapsel/Bandapparat nachgibt, stellt sich – in Verbindung mit einer chronischen Überlastung – die degenerative Instabilität der Lendenwirbelsäule ein. Bei den meisten Menschen bleibt die degenerative Instabilität asymptomatisch, da der Körper mit Eintreten der Veränderungen durch die ihm gegebenen Selbstheilungsmechanismen die entsprechenden Reparaturprozesse aktiviert. Sollten die dem Körper hierzu zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nicht ausreichen, können die typischen Symptome in Form von belastungsabhängigen Rückenschmerzen, häufig auch mit einer Schmerzausstrahlung in die Beine und einer Verkürzung der freien Gehstrecke vergesellschaftet, auftreten. Es kann auch zu neurologischen Ausfällen und Lähmungen kommen.

Diagnostik

  • Anamnese mit orthopädisch-neurologischer Untersuchung
  • Kernspintomografie und/oder Computertomografie
  • ggf. Elektrophysiologie
  • ggf. Gefäßdiagnostik

Die orthopädisch-neurologische Untersuchung ist zur Beurteilung des Schweregrads der Erkrankung, zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung, zum Timing eines operativen Eingriffs und zur Verlaufsbeobachtung notwendig.

Die Diagnose wird durch entsprechende Bildgebung gesichert. Hierfür stehen Röntgenaufnahmen, ggf. auch Funktionsaufnahmen zur Beurteilung der (In-)Stabilität und Kernspintomografie, evtl. auch Computertomografie zum Ausschluss einer häufig begleitenden Verengung des Wirbelkanals zur Verfügung.

Therapie

Wenn keine Lähmungen vorliegen, die eine zeitnahe Operation notwendig machen, kann die konservative Therapie mit Analgetika, Antiphlogistika, krankengym­nastischer Übungsbehandlung und physikalischer Therapie durchgeführt werden. Sehr effektiv sind Infiltrationstherapien, wobei Medikamente in den Wirbelkanal eingebracht oder die Schmerzfühler der Wirbelgelenke blockiert werden. Diese haben einerseits für den Patienten einen sehr guten therapeutischen Effekt, andererseits für den Arzt eine große diagnostische Wertigkeit, da anhand des Wir­kungsgrades der Infiltrationen der Umfang einer operativen Intervention – falls diese notwendig werden sollte – abgeleitet werden kann.
Lässt sich durch die konservativen Therapie­maßnahmen keine ausreichende oder eine dauerhafte Beschwerdelinderung erzielen, kann die operative Reparatur der Wirbelsäule notwendig werden. Das operative Spektrum reicht von der mikrochirurgischen Erweiterung des Wirbelkanals bis zur Stabilisierungsoperation. Wann immer möglich, werden mikrochirurgische bzw. minimalinvasive Operationstechniken angewandt.

Im Vordergrund stehende Verengung des Wirbelkanals, sodass
auf eine Stabilisierung verzichtet werden kann.

Instabilität der Lendenwirbelsäule mit Korrektur der Fehlstellung
durch eingebrachten Fixateur interne.

Degenerative Lumbalskoliose vor und nach der Korrektur
der Fehlstellung durch Fixateur interne.

Besonders schwere Fälle

In besonders schweren Fällen ist jedoch ein Teilverlust der Funktion Beweglichkeit zur Erhaltung der Hauptfunktion Stabilität der Wirbelsäule nicht zu vermeiden. Bei sorgfältiger Auswahl des Operationsverfahrens lassen sich gute bis sehr gute Operationsergebnisse mit Wiederherstellung bzw. Erhaltung einer entsprechenden Lebensqualität erzielen.

Fazit

Die degenerative Instabilität der Lendenwirbelsäule ist eine weit verbreitete, für den Patienten häufig mit einem hohen Leidensdruck einhergehende, degenerative Erkrankung. Durch den Einsatz entsprechender konservativer Therapiemaßnahmen lässt sich in den meisten Fällen dem Patienten die Zeit, die sein Körper zur eigenständigen Reparatur der Instabilität benötigt, ausreichend beschwerdearm gestalten. Sollte dies nicht gelingen, stehen heute der jeweiligen Symptomatik entsprechende Operationsverfahren zur Verfügung.

Bilder: HEH

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