Qualitätsverbesserung beim künstlichen Gelenkersatz
Von Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, BraunschweigDies wurde auch von der Gesetzgebung erkannt, aus diesem Grunde gibt es, verordnet durch den Gemeinsamen Bundesausschuss, seit Jahren eine Mindestmenge in Zusammenhang mit der Versorgung von künstlichen Kniegelenken. Sofern eine Klinik nicht mindestens 50 künstliche Kniegelenke einbaut, und dies bezieht sich nur auf den Ersteinbau eines sog. bikondylären Oberflächenersatzes, so ist ihr dies nicht mehr gestattet. Begründet wird das durch die dann mangelnde Erfahrung mit dieser Operation. Kritikwürdig in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass sich dies auf eine Klinik und nicht auf die Person des Operateurs beschränkt. Zielführender wäre hier eine Mindestmenge pro Operateur.
Ein weiterer Aspekt hin zur Qualität in der Endoprothetik in Deutschland ist die Qualitätsoffensive zur Zentrenbildung in der Endoprothetik. Seitens der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie wurde im Jahre 2012 das weltweit erste und umfassende Zertifizierungsverfahren von Endoprothesenzentren entwickelt, welches auch der Qualitätsverbesserung der Endoprothetik dienen soll.
Auch wenn die Qualität in Deutschland als sehr hoch eingestuft werden kann, so ist die Qualität in der Versorgung zwischen einzelnen Kliniken sehr schwankend. In einem Drittel aller Kliniken werden weniger als 50 Knie- oder Hüftprothesen eingebaut. Um die Qualität der Endoprothetik des Hüft- und Kniegelenkes weiter zu verbessern, wurde das o. g. Zertifizierungsverfahren entwickelt, welches die Abläufe der Endoprothetik sehr kritisch betrachtet und klare Vorgaben für die Qualifikationen des Operateurs, die Ausstattung der Operationssäle sowie die Qualität der Prozesse und Strukturen macht.
Um zertifiziert zu werden, gilt es, einen über 50-seitigen Anforderungskatalog umzusetzen. In diesem Zertifizierungsverfahren wird zwischen einem Zentrum der Maximalversorgung und einem Zentrum unterschieden. Die Minimalanforderung an einen Operateur in einem solchen Zentrum ist, dass er persönlich mindestens 50 Kunstgelenke oder 50 Austauschoperationen von Kunstgelenken im Jahr durchführt. Die Leiter des Maximalzentrums müssen 100 endoprothetische Eingriffe pro Jahr vornehmen und nennen sich dann Seniorhauptoperateure. Somit ist gewährleistet, dass bei jeder Operation ein erfahrener oder sehr erfahrener Operateur zugegen ist.
Das Angebot an Kunstgelenken muss alle Schwierigkeitsgrade abdecken (Abb. 1–4). Die Strukturen dieser Zentren sind klar definiert, so ist z. B. die Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten ebenso definiert wie die möglicherweise notwendige intensivmedizinische Versorgung. Abläufe vom Erstkontakt bis zur Nachsorge sind klar geregelt, was dem reibungslosen Ablauf dient.

Abb. 1: Teilprothese, sog. Schlittenprothese
Abb. 2: normale Knieprothese, sog. Oberflächenersatz
Abb. 3: teilgekoppelter Geklenkersatz, hier im Rahmen eines Prothesenwechsels
Abb. 4: komplexe Wechselsituation unter Einbeziehung der Hüfte
Der Patient in Deutschland ist gut beraten, die Klinik neben ihrem allgemeinen Ruf auch nach solchen Kriterien zu bewerten. Eine hohe Fallzahl ist nicht zwingend ein Garant für eine optimale Qualität, zeigt aber klar, dass die Klinik auf diese Tätigkeit spezialisiert ist, dass ein adäquates Portfolio an Prothesen vorliegt, um jeder Situation gerecht zu werden. Jedem Patienten wird definitiv geraten, sich mit der Qualifikation des vorgesehenen Operateurs auseinanderzusetzen und diese zu hinterfragen.
Eine hohe Zahl an Gelenkersatzoperationen und Wechseloperationen zeigt, dass es sich diesbezüglich um einen Spezialisten auf diesem Gebiet handelt. Die derzeit zertifizierten Kliniken sind unter www.endocert.de aufgeführt.
Fotos: Herzogin Elisabeth Hospital