Artikel erschienen am 01.08.2016
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Lärm – für unsere Ohren die größte Gefahr!

Hörschäden – schleichend und unwiederbringlich

Von Andreas Posimski, Braunschweig

Ohren machen niemals Pause. Selbst im Schlaf registrieren ihre Rezeptoren permanent jedes Geräusch. Sie unterscheiden dabei Lautstärken und erkennen mehr als 1 000 verschiedene Tonhöhen. Kein anderer Sinn arbeitet so präzise und leistungsfähig. Nur fehlen ihnen leider eigene Schutzmechanismen, vergleichbar den Augenlidern. Jede Überdosis Schall kann dem Gehör deshalb irreparablen Schaden zufügen. Forschungsergebnisse zeigen, dass jede Lärmbelastung im Leben unweigerlich zu einem Gehörschaden führt, so Lukas Rüdiger vom Hörforschungszentrum der Uni Tübingen. Dabei sind Ausmaß und Dauer der Schallüberlastung maßgebend.

Lärm kann stetig zunehmende Hörschwierigkeiten verursachen

In den vergangenen 150 Jahren hat Lärm extrem zugenommen. Mit dem Fortschritt kam der Krach. Ob Konzert, Disco, Kopfhörer, Umweltlärm oder Großraumbüro sowie Maschinenlärm im Betrieb. Darauf reagieren unsere Haarzellen im Innenohr sensibel, sie können buchstäblich umknicken. Als Folge gehen bestimmte Frequenzen schleichend, aber unwiederbringlich verloren. Lärmschwerhörigkeit kann z. B. entstehen, wenn man über mehrere Jahre regelmäßig Schallbelastungen ab 85 db ausgesetzt ist, was häufig auch in Großraumbüros der Fall ist. Zum Vergleich – die normale Gesprächslautstärke liegt bei etwa 65 dB.

Lärmschwerhörigkeit ist die häufigste anerkannte Berufskrankheit in Deutschland.

Professioneller Gehörschutz für Beruf und Freizeit als wichtige Gesundheitsvorsorge

Individuell angefertigter Gehörschutz vom zertifizierten Hörgeräteakustiker bietet für jeden Einsatzbereich die sichere Lösung. Nach einem Abdruck des Gehörgangs wird individuell das Material und ein Filter mit verschiedenen Dämmeigenschaften ausgewählt. So wird Lärm gedämmt, Musikgenuss und Sprache werden jedoch trotz Gehörschutz gut verstanden. Ein individuell gefertigter Gehörschutz ist in keinster Weise mit den handelsüblichen Lärmschutzpfropfen oder Oropax zu vergleichen. Die Kosten werden von vielen Arbeitgebern in vollem Umfang übernommen.

Schwerhörigkeit und das soziale Leben

Wer nicht gut hört, bringt sich schnell ins Abseits. Und das gilt nicht nur für Rentner, sondern auch für viele Berufstätige. Eine Schwerhörigkeit fällt der Umwelt einfach mehr auf als ein diskretes Hörgerät. Die wenigsten Menschen wurden wohl jemals wegen eines Hörgerätes diskriminiert. Wegen falsch verstandener Zusammenhänge aufgrund unversorgter Hörprobleme wurde aber schon so mancher von seinen Mitmenschen belächelt, wenn nicht gar aufgezogen. Kein Hörgerät kann ein gesundes Gehör ersetzen, die Hightechhilfen können aber den Draht zum Leben erhalten, sogar wiederherstellen. Hörgeräte vermindern die Höranstrengung und steigern die Kommunikations- und damit die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz und im Privatleben auf diskrete Weise.

Menschen, die trotz Hörproblemen eine Hörgeräteversorgung hinausschieben, sind irgendwann hörentwöhnt und benötigen sehr viel mehr Zeit, bei der irgendwann doch unausweichlichen Hörgeräteanpassung, um wieder zu verstehen. Denn viele Töne sind über mehrere Jahre nicht mehr im Gehirn angekommen und müssen neu gelernt werden. Hier hilft dann ein Gehörtraining, bestenfalls eine zertifizierte Gehörtherapie, die nur in Terzozentren angeboten wird, weiter.

Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Demenz

Es gibt aber nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen noch einen weiteren Grund, möglichst früh Hörgeräte zu tragen: Neueste Studien zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen einer unversorgten Schwerhörigkeit und dem vermehrten Auftreten von Demenz.

Nur wer gut versteht, kann am sozialen Leben teilnehmen und fordert und fördert sein Gehirn. Die Forschung hat festgestellt, dass unser Gehirn bis ins hohe Alter in der Lage ist, immer neue Nervenverbindungen zu knüpfen, im Umkehrschluss baut das Gehirn aber auch Nervenverbindungen ab, die nicht beansprucht werden. So auch bei Hörproblemen, bei denen bestimmte Frequenzen nicht mehr an das Gehirn weitergeleitet werden. Eine starke Schwerhörigkeit bei einem älteren Menschen geht mit einem etwa vierfach höheren Risiko einher, dass dieser Mensch Demenz oder zumindest kognitive Einbußen erleidet.

Ein Hörgerät ist Lebensqualität

Hörgeräte-Hightech hinter oder fast unsichtbar im Ohr getragen, bringt Lebensqualität zurück und ist eine aktive Prävention gegen Demenz und für geistige Fitness bis ins hohe Alter. Hörgeräteneuversorgungen unterstützen die Krankenkassen mit einem Zuschuss bis zu 729 Euro pro Hörgerät. Somit hat jeder Kassenpatient alle 6 Jahre Anspruch auf neueste Hörgerätetechnik.

Tipp: LärmApp

Die LärmApp zur Messung des aktuellen Schallpegels gibt es als kostenlosen Download für iPhone und für Android-Smartphones.

Fotos: Fotolia/Syda Productions

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