Auf der Suche nach der Anlagealternative
Health-Science-Unternehmen für das Depot
Von Franco Canosa, Braunschweig | Sikander Shah, Wolfenbüttel
Das Jahr 2016 beginnt mit einer Unternehmensübernahme der Superlative. Für 160 Mrd. US-Dollar übernimmt der Pharmakonzern Pfizer seinen in erster Linie für das Faltenmittel Botox® bekannten Mitbewerber Allergan und besiegelt damit die zweitgrößte jemals dagewesene Unternehmenstransaktion (nach der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone im Jahr 2000). Diese stellt dabei jedoch nur die Spitze des Eisberges dar – seit Jahren gibt es einen ungebrochenen, ansteigenden Trend von Unternehmensübernahmen im Bereich des Gesundheitswesens.
Die Health-Science-Branche setzt sich neben den klassischen Pharmaunternehmen vor allem aus Biotechnologie- und Medizintechnikunternehmen zusammen. Der wichtigste Wachstumstreiber der Branche ist die weltweite demografische Entwicklung: In den westlichen Industriestaaten nimmt die Lebenserwartung der Bevölkerung immer weiter zu, gleichzeitig werden die Menschen gesundheitsbewusster. In den Schwellenländern wächst die Bevölkerung weiter rasant. Die steigende Kaufkraft breiter Bevölkerungsschichten macht vielen Menschen eine medizinische Grundversorgung möglich. Hieraus resultiert ein steigender Bedarf an Medikamenten und Gesundheitsleistungen, der im Vergleich zu anderen Gütern relativ konjunkturunabhängig aufkommt.
Nur Chancen, keine Risiken? Keineswegs: Neben der Möglichkeit politischer Eingriffe und Reglementierungen des Medikamentenmarktes stellt die Patentklippe einen entscheidenden Belastungsfaktor der Branche dar. Hierbei handelt es sich um das Auslaufen des Patentschutzes für bestehende umsatzstarke Medikamente und die damit einhergehende Gefahr von Umsatzeinbußen durch zunehmende Generikakonkurrenz. Auch in den kommenden Jahren verlieren weitere Medikamente mit Milliardenumsätzen ihren Patentschutz. Die Pharmahersteller haben sich jedoch bereits seit Jahren hierauf eingestellt, indem sie durch die Intensivierung ihrer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für ausreichenden Nachschub in ihrer Medikamentenpipeline gesorgt haben. Experten erwarten in den kommenden Jahren eine regelrechte Innovationswelle, insbesondere durch die Therapierung von bisher nicht heilbaren Krankheiten (z. B. Hepatitis C) oder in der Immunonkologie (Präparate zur Stimulierung von körpereigenen Abwehrkräften im Kampf gegen bösartige Tumore).
Schaut man auf die historischen Kursentwicklungen am Aktienmarkt, finden sich im betrachteten Segment relativ konstante Kursverläufe wieder. So konnte der Index der weltweit 600 größten Health-Care-Unternehmen im vergangenen Jahr gegenüber dem Euro Stoxx 50 (die 50 größten Unternehmen Europas) eine Überrendite von ca. 9 % erzielen. Diese Tendenz dürfte sich unserer Ansicht nach aufgrund der genannten fundamentalen Trends der relativ konjunkturunabhängigen Branche weiter fortsetzen. Zudem können Anleger in volatilen Börsenphasen ihre Aktiendepots mit den Werten der Branche verhältnismäßig defensiv ausrichten.
Bild: Panthermedia/Wavebreakmedia