Artikel erschienen am 16.05.2014
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Was ist neu in der Behandlung von Netzhaut- und Makulaerkrankungen?

Die drei häufigsten Netzhauterkrankungen jetzt mit einem Therapieschema behandelbar

Von Dr. med. Iris Nachbar, Helmstedt

Bereits in früheren Ausgaben der Service-Seiten Gesundheit haben wir über die Behandlung von Makulaerkrankungen (Macula lutea = gelber Fleck, Netzhautmitte) mit Anti-VEGF-Medikamenten (VEGF = vascular endothelial growth factor) berichtet.

Ein neuer Wirkstoff aus dieser Gruppe – Aflibercept (Eylea®, Firma Bayer) – hat sich zur Behandlung der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration (fAMD) seit seiner Zulassung etabliert. Wie mit Avastin® und Lucentis® kann eine fAMD aufgehalten werden. Ödeme der Netzhaut verschwinden und die Sehschärfe bessert sich in der Regel wieder etwas. Einige Patienten sprechen nicht oder nur unvollständig auf die Behandlung an. Bei diesen circa 6 % liegt häufig eine Sonderform der AMD vor, z. B. eine polypoidale choroidale Vaskulopathie (PCV) oder retinale angiomatöse Proliferationen (RAP). Während Avastin® und Lucentis® nach bisherigen Studien identisch im Wirkspektrum sind, ist Eylea® etwas anders. Einige Patienten, die auf die Behandlung mit einem der Medikamente nicht gut ansprechen, reagieren besser auf eine Behandlung mit dem anderen Medikament und umgekehrt. Gerade bei dieser Sonderform der AMD gibt es laufend neue Erkenntnisse, welche Therapiestrategie die beste ist. Eine Erweiterung der Indikationen für Eylea® auf andere Makulaerkrankungen mit Ödembildung wie bei der Zuckerkrankheit (siehe Beitrag Frau Dr. Dröge) erfolgt voraussichtlich noch in 2014. In der Zukunft werden neue Wirkstoffe wahrscheinlich in Kombination mit den erprobten die Behandlungsergebnisse noch weiter verbessern und die Indikationen erweitern helfen.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind sehr wichtig

Bei vielen Patienten und verschiedenen Erkrankungen wie fAMD, venösen Netzhautverschlüssen oder zuckerbedingten Gefäßerkrankungen mit Makulaödemen kann durch die neuen Medikamente über Monate oder sogar Jahre eine gute Sehschärfe erhalten werden. Voraussetzung hierfür sind regelmäßige Kontrollen und gegebenenfalls Behandlungen beim Augenarzt. Meistens sind ältere Menschen betroffen, die nicht ohne die Hilfe von Bekannten oder Verwandten zum Arzt gehen können. Nicht selten wollen diese Patienten „niemandem zur Last werden“. Dies kann dazu führen, dass Kontrollen nicht wahrgenommen oder Behandlungen nicht durchgeführt werden. Die Folge kann ein Verlust der Sehfähigkeit und damit erst recht Hilfsbedürftigkeit sein. Auch z. B. eine Gelenkoperation mit anschließender Reha-Behandlung kann den Therapieerfolg am Auge gefährden. Sprechen Sie daher rechtzeitig mit Ihrem Augenarzt, damit kontinuierliche Kontrollen und laufende Behandlungen auch unter schwierigen Umständen fortgeführt werden können.

Dargestellt wird die Makularegion eines Patienten mit feuchter AMD. Die bisherige Behandlung konnte eine Verschlechterung verhindern, jedoch blieben Reste des Makulaödems (Pfeil) zurück (linke Seite).

Rechts ist die zentrale Netzhaut desselben Patienten nach Umstellung der Therapie zu sehen. Das Makulaödem ist jetzt vollständig verschwunden. Regelmäßige Kontrollen und ggf. Behandlungen sind notwendig.

Glaskörper- und Netzhautoperationen bald per Spritze?

Eine weitere Neuentwicklung stellt ein Enzym dar, das einige Glaskörperoperationen überflüssig machen kann. Seit Markteinführung in Deutschland 2013 hat Jetrea® (Ocriplasmin, Firma Thrombogenics/Alcon) einen Platz in der Behandlung von Glaskörperzug an der Makula – sog. vitreomakuläre Traktionen – sowie von kleinen Makulalöchern. Ocriplasmin ist ein Enzym, das den Glaskörper „verdaut“ und in circa 50 % der intravitrealen Anwendungen eine sogenannte Vitrektomie-Operation, bei der die Glaskörperfasern angesaugt und geschnitten werden, ersetzen kann. Die Kosten für dieses grundlegend neue Therapieverfahren sind auch im Vergleich zu einer Vitrektomie noch hoch. Wahrscheinlich werden weitere Präparate auf Enzymbasis folgen.

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