Artikel erschienen am 16.05.2014
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Reha für die Ohren

terzo® Gehörtherapie entwickelt für besseres Sprachverstehen

Von Andreas Posimski, Braunschweig | Sylke Posimski, Braunschweig

Im Laufe des Lebens hören die meisten Menschen zunehmend schlechter. Es fällt ihnen schwer, besonders in Gruppensituationen, einzelnen Gesprächspartnern zu folgen. Gerade Menschen die noch voll im Berufsleben stehen, sind jedoch darauf angewiesen, in jeder Situation gut zu verstehen.

Ist Schwerhörigkeit etwa eine Folge des Älterwerdens?

Schwerhörigkeit ist keine Seltenheit: Allein in Deutschland sind über 16 Mio. Menschen davon betroffen. Häufig wird dieser schleichende Prozess als Zeichen des Älterwerdens wahrgenommen. Doch das Gehör nutzt sich im Alter nicht einfach ab, ein Nachlassen des Hörvermögens ist die Folge diverser Schädigungen, allen voran der zunehmende Alltagslärm. Aber auch Schadstoffe aus der Umwelt, Medikamente, Stress und Krankheitserreger können für zunehmenden Hörverlust sorgen.

Hervorragende Technik allein reicht nicht

Moderne Hörgeräte können technisch einen Hörverlust sehr gut ausgleichen. Jedoch liegen rund 50 % aller Hörgeräte mehr oder weniger häufig in der Schublade. Ihre Träger nutzen sie unregelmäßig, weil störende Hintergrundgeräusche nerven oder in der lebhaften Umgebung einer Gruppe oft einzelne Stimmen kaum zu verstehen sind. Mit der Benutzung eines Hörgeräts wird plötzlich alles viel lauter, auch die Nebengeräusche. Dies liegt jedoch nicht an der Technik, denn diese ist meist hervorragend.

Welche Rolle spielt das Gehirn beim Hören?

Es liegt vielmehr daran, dass das Zusammenspiel zwischen Ohr und Gehirn nicht mehr klappt. Das Ohr hört, das Gehirn versteht. Der Hörfilter, ein wichtiger Teil der zentralen Hörverarbeitung, der normalerweise 70 % aller Nebengeräusche ausblendet, funktioniert kaum mehr.

Er wird mit zunehmender Schwerhörigkeit schwächer. Ohne die natürlichen Hörfilter gelingt es unserem Gehirn immer weniger, zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen für unser Gehör zu unterscheiden. Wenn das Gehirn bei Hörschäden des Ohres nur noch eingeschränkt Signale zur Verarbeitung bekommt, „verlernt“ es die Fähigkeit, Sprache und Geräusche zu verstehen und zu unterscheiden.

terzo® Gehörtherapie

Mit einer speziellen Gehörtherapie können solche neuronalen Strukturen wieder regeneriert, teilweise sogar neu aufgebaut werden, wobei die Filterfunktion erheblich verbessert wird. Das Ziel einiger Hörgeräteakustiker ist es daher, in der Hörgeräteversorgung neue Wege zu gehen, so z. B. mit der terzo®Gehörtherapie. Hörgeräte werden mit dieser Therapie zwar nicht überflüssig, aber deren Nutzung effizienter und ein gutes Sprachverstehen in Gesellschaft wird regelmäßig erreicht.

Experten des terzo-Instituts für angewandte Gehörforschung haben vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit Neurobiologen und Hörgeräteakustikern diese innovative Gehörtherapie entwickelt. Bundesweit wurden bisher circa 20 000 Menschen mit der terzo®Gehörtherapie behandelt. Grundsätzlich komme eine terzo®Gehörtherapie bei 80 % aller Hörgeschädigten in Betracht. Die Therapie wird dabei regelmäßig individuell auf die Probleme des Kunden zugeschnitten und stufenweise realisiert. Je nach Schweregrad der Hörminderung dauert die Gehörtherapie zwei bis vier Wochen und findet begleitet zu Hause statt. Im Vorgehen unterscheidet sich die terzo®Gehörtherapie ganz wesentlich von der klassischen Hörgeräteversorgung, bei der das Hörgerät meist an ein degeneriertes Gehör mit verkümmerten Hörfiltern angepasst wird. In den terzo-Zentren wird nach einer individuellen Höranalyse die individuelle Therapie gewählt und besprochen. Ähnlich einem untrainierten Muskel werden durch spezielle Trainingshörgeräte die Filterfunktionen der Hörverarbeitung wieder aufgebaut. Mithilfe eines CD-Players werden Trainingshöraufgaben, die mit lauter werdenden Störgeräuschen unterlegt und stetig schwieriger werden, bearbeitet.

Die Aufgaben reichen vom Lösen eines Kreuzworträtsels bis zum Hören eines Hörbuchs. Es handelt sich dabei um Aufgaben, die beispielsweise die Konzentration, die Merkfähigkeit und das Sprachverständnis fordern und fördern. Der Erfolg wird wöchentlich mittels Hörtests begleitet.

Nach Abschluss der Therapie wird dann das für den Patienten am besten geeignete Hörgerät ausgewählt. Er selbst kann den Nutzen und die Funktionen der Geräte jetzt mit aufgebautem Gehör viel besser einschätzen. Ein terzo-Zentrum bietet Therapien aber nicht nur für Personen an, die ein neues Gerät benötigen, sondern auch für Hörgeschädigte, die bereits ein Gerät tragen und unzufrieden sind. Im Rahmen einer Hörgeräteneuversorgung ist die Gehörtherapie kostenlos. Die Betreuung ist von der abschließenden Hörgeräteanpassung zwar intensiver, der Patient aber hinterher zufriedener, er benötigt auch in der Regel nur wenige Nacheinstellungen.

Durch die einzigartige Kombination aus Gehörtraining und Hörgeräteanpassung können Sie

  • Gespräche auch bei Hintergrundgeräuschen wieder besser verstehen,
  • Ihre Hörgeräte entspannt den ganzen Tag tragen,
  • Ihre Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit steigern,
  • ein ganztägig entspanntes Hören auch in anspruchsvollen Hörsituationen erleben.

Gehörschutz

Dieser ist ein wichtiges Thema für bestimmte Berufszweige, da die meisten Hörminderungen auf Lärm zurückzuführen sind.

Komfortablen Gehörschutz gibt es beim Hörgeräteakustiker für jeden Lebensbereich. Eine Abformung des Gehörgangs und eine Maßanfertigung gewährleisten hohen Tragekomfort. Ob am Arbeitsplatz in Werkhalle oder Großraumbüro, bei störenden Straßengeräuschen, lauten Konzerten, Motorradfahren oder wenn Schnarchgeräusche den Schlaf stören. Der Gehörschutz wird mit individuellen Filtern versehen. Diese Filter regulieren die Dämmung des Gehörschutzes und können je nach Filtertyp auch dafür sorgen, dass das sogenannte Klangbild erhalten bleibt und zum Beispiel Kommunikation am Arbeitsplatz möglich ist.

Inzwischen ist jeder 4. Jugendliche irreparabel hörgeschädigt – Tendenz steigend. Ein Hauptgrund ist zu laute Musik, besonders über kleine im Ohr getragene Kopfhörer. Hier könnte ein sogenanntes In-Ear-Monitoring, ein kleiner Im-Ohr-Hörer verbunden mit einem individuellen Ohrpassstück das Gehör des jungen Menschen effektiv vor zu hoher Lautstärke schützen. Menschen im Berufsleben sind im besonderen Maß auf ein gut funktionierendes Gehör angewiesen. Experten empfehlen einen jährlichen Hörtest ab dem fünfzigsten Lebensjahr. Terzozentren bieten einen solchen Hörtest inzwischen kostenlos an und erstellen für jeden Kunden einen individuellen Hörpass, der eine Hörverlaufskontrolle über mehrere Jahre ermöglicht.

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