Artikel erschienen am 20.05.2014
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Inklusion und Fußball

Die Sportfreunde als Brückenbauer

Von Tina Klose, Braunschweig

Fußball ist in Deutschland die Sportart Nummer eins und wird mit Begeisterung von Alt und Jung betrieben. Menschen mit einer geistigen, körperlichen oder seelischen Behinderung haben oftmals in den sogenannten „normalen“ Fußballvereinen keine Möglichkeit, aktiv dabei zu sein. Berührungsängste, Leistungsanforderungen im laufenden Spielbetrieb oder auch fehlende Ressourcen in den Vereinen sind leider in der Regel das Ausschlusskriterium für diese Zielgruppe. Die Sportfreunde Braunschweig e. V. setzen genau an diesem Punkt an und haben erste Angebote initiiert. Inklusive Strukturen zu schaffen, heißt also in diesem Fall, generell erst einmal Möglichkeiten für Menschen mit einer Behinderung zu entwickeln.

Im Bereich des Jugendfußballs erhalten Jungen und Mädchen im Alter von 4 – 14 Jahren die Chance einer gezielten Förderung. Die Sportfreunde haben in Kooperation mit dem KöKi (Verein zur Förderung körperbehinderter Kinder e. V.) eine spezielle Trainingsgruppe ins Leben gerufen, in der Kinder mit und ohne Behinderung ihrem Hobby, dem Fußballspielen, nachgehen können. Der Spaß am Spiel und der Bewegung steht dabei im Vordergrund.

Der Übergang in eine am regulärem Spielbetrieb teilnehmende Mannschaft kann für einzelne Kinder eine weiterte Zielsetzung sein.

Außerdem richten die Sportfreunde große überregionale Fußballturniere aus. Aktuell finden im Bereich des ID-Fußballs (Fußball für Menschen mit einer geistigen Behinderung oder Lernbehinderung) ein Sommer- und ein Winterturnier statt. An dieser Stelle hat sich eine gute Zusammenarbeit mit vielen Werkstätten oder Wohnheimen der Lebenshilfen und anderen Trägern der Behindertenhilfe in der Region Niedersachsen entwickelt.

Fußballcamps für Menschen mit und ohne Behinderung sollen demnächst das Angebot erweitern. Zu einem ersten Camp der Göttinger Werkstätten wurden die Sportfreunde eingeladen. Fortführend steht nun die erste gemeinsame Planung für ein entsprechendes Fußballwochenende im Sommer 2014 an. Das Motto des Trainingslagers lautet passend zur diesjährigen Fußballweltmeisterschaft „Trainieren wie die Weltmeister“. Diese wiederkehrenden Aktio-nen sollen sich langfristig etablieren.

In Kooperation mit dem Deutschen und Niedersächsischen Behinderten Sportverband soll zukünftig auch der CP-Fußball (Fußball für Menschen mit cerebralen Bewegungsstörungen) zum Leben erweckt werden. Der CP-Fußball wird bislang nur international gespielt – ohne deutsche Beteiligung. Auch das soll sich zukünftig ändern. Infolge einer Hirnschädigung besteht bei den Sportlerinnen und Sportlern ein andauernder unwillkürlicher Krampfzustand in einem oder mehreren Körperteilen. Dadurch ist die Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt.

Der Gebrauch von Krücken oder Rollstühlen ist beim CP-Fußball nicht erlaubt. Gespielt wird mit sieben Spielern pro Team auf einem verkleinerten Fußballfeld mit Kleinfeldtoren. Es gibt kein Abseits und der Torhüter darf nach dem Rückpass eines Mitspielers den Ball mit den Händen aufnehmen. Der Ball wird entsprechend der körperlichen Voraussetzung eingeworfen oder eingerollt.

Interessierte Fußballerinnen oder Fußballer mit einem solchen Handicap sind herzlich eingeladen, Kontakt mit den Sportfreunden aufzunehmen. Ein erstes Team soll gebildet werden.

Klassifizierung im CP-Fußball:
C5 – beide Beine sind betroffen
C6 – ganzer Körper ist betroffen
C7 – eine Körperhälfte ist betroffen
C8 – sehr geringe Ausprägung

Ein Team setzt sich wie folgt zusammen:
2 Spieler/-innen mit der Klassifikation 5 und / oder 6
1 Spieler/ -in mit der Klassifikation 8
4 Spieler/ -innen mit der Klassifikation 7

Weitere Infos: www.sportfreunde-braunschweig.de

Hinweis

In Kooperation mit dem Verein des SV Grün-Weiß Waggum wollen die Sportfreunde zur nächsten Fußballsaison eine eigene Ü42-Mannschaft auf die Beine stellen und am regulären Spielbetrieb teilnehmen lassen. Der SV Grün-Weiß Waggum ermöglicht es den Sportfreunden, ihre Spielstätte zu nutzen. Die Besonderheit dieses Teams wird darin bestehen, dass z. B. ehemalige Spieler von Eintracht Braunschweig gemeinsam mit Menschen, die eine Behinderung haben, um Punkte kämpfen werden.

Spendenball

Das Spendenkonto lautet:
Sportfreunde Braunschweig e. V
IBAN: DE53 2699 1066 8053 6340 00
BIC: GENODEF1WOB
Volksbank eG

Fotos: Justyna Pszczolka

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