Möglichkeiten moderner Radioonkologie/Strahlentherapie
Von Dr. med Dr. rer nat Lutz Kleeberger, WolfsburgGrundlagen
Der Kernbereich der Radioonkologie ist der Einsatz von Strahlen zur Tumorbeseitigung. Dabei werden kleinste Energieteilchen hochpräzise in den Tumorbereich gelenkt, in dem sichtbare und unsichtbare Tumoranteile vorliegen. In diesem Zielbereich lösen die „Strahlenteilchen“ in den getroffenen Zellen Reaktionen aus, die schließlich die Tumorvernichtung bewirken. Die verwendete Strahlung wird in großen Geräten erzeugt.
Heute werden überwiegend Linearbeschleuniger eingesetzt, um eine hoch energetische Röntgenstrahlung verfügbar zu machen. Auch schnelle Elektronen können damit produziert werden. Die Strahlenteilchen können durch die Haut (perkutane Strahlentherapie) in beliebige Abschnitte des Körpers gelenkt werden, sodass der Körper nicht geöffnet werden muss, damit eine Heilung erzielt wird. Um die Strahlentherapie gut verträglich zu gestalten, muss die Strahlengesamtdosis, die benötigt wird, in häufige kleine Anwendungen aufgeteilt werden.
Daraus können sich dann 20 bis 40 Anwendungen insgesamt, bei 5 Anwendungen pro Woche (an jedem Werktag) ergeben.
Techniken
Die Fortschritte der Strahlentherapie in den letzten 10 Jahren sind durch die atemberaubenden Fortschritte der Hightech-Systeme (Planungstechniken, Gerätetechnik) ermöglicht worden. In diesem Zusammenhang tauchen Begriffe wie bildgeführte Strahlentherapie (IGRT: „image guided radiotherapy“) und „Intensitätsmodulierte Radiotherapie“ (IMRT) auf. Diese Techniken ermöglichen es sicherzustellen, dass ein Patient während der Behandlungsanwendungen präzise in der geforderten Bestrahlungsposition gelagert wird und dass die notwendige Strahlendosis so schonend wie möglich ganz gleichmäßig im Zielbereich verteilt wird (s. Abb.).
Planung und Durchführung
Am Beginn einer Strahlenbehandlung steht die Bestrahlungsplanung. Der Patient wird an einem speziellen Computertomografen genauso gelagert, wie er auch am Linearbeschleuniger positioniert wird. Der notwendige Zielbereich wird in Schichtaufnahmen erfasst. Mit diesen Planungsbildern wird der Zielbereich festgelegt und die für den Patienten günstigste Einstellung des Linearbeschleunigers berechnet. Nach einer Dosiskontrollmessung des Bestrahlungsablaufs am Linearbeschleuniger kann dann der Patient erstmals dort gelagert werden. Eine Lagekontrollmessung am Gerät in drei Dimensionen mit einem speziellen Computertomografen, der in den Beschleuniger integriert ist, schließt sich an. Etwaige Feinkorrekturen der Lagerung werden vorgenommen. Sobald die präzise Lagerung nachgewiesen ist, wird der Bestrahlungsablauf gestartet. Vor jeder Strahlenanwendung wird die korrekte Lagerung des Patienten sichergestellt.
Anwendungsbeispiele
Die Strahlentherapie nach brusterhaltender Therapie eines Brusttumors gehört zum weltweiten Standard, ebenso wie die Möglichkeit der alleinigen Strahlentherapie zur Heilung des Prostatatumors. Darüber hinaus werden Tumore von „Kopf bis Fuß“ strahlentherapeutisch behandelt (Hirn, Kopf/Hals, Lunge, Magen/Darm, gynäkologische und urologische Tumore, Knochen, Weichteile, blutbildendes System). Selbst wenn bei weiter Tumorausdehnung keine Heilung mehr erreichbar ist, kann eine Strahlentherapie noch die Lebensqualität bessern und das Überleben verlängen.
Zusammenfassung
Die Radioonkologie ist bei der modernen Tumorbehandlung unentbehrlich. Das Zusammenwirken von hoch entwickelter Technologie und hoch spezialisierter ärztlicher Kunst resultiert in guten Ergebnissen bei guter Verträglichkeit. Der Tumorpatient wird in seinen Sorgen und Nöten als Mensch wahrgenommen. Erkenntnisse der Psychoonkologie fließen in die Behandlung ein.
Die beigefügte Abbildung des modernen Linearbeschleunigers der Strahlentherapie Wolfsburg verdeutlicht den Aufbau und die technischen Möglichkeiten eines solchen Geräts.