Artikel erschienen am 10.05.2013
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Dentale Implantate können Knochenabbau stoppen

Von Jörn von Mensenkampff, Mannheim

Noch vor einigen Jahren wurde bei einer schwierigen Ausgangssituation im Kiefer von Zahnimplantaten eher abgeraten, insbesondere in dem ästhetisch sensiblen Frontzahnbereich. Mit einer praxisorientierten Implantatentwicklung steht heute auch für einen bereits reduzierten Kieferkamm ein optimales Implantat zur Verfügung und ermöglicht eine implantologische Versorgung.

Das Problem ist nicht neu: Nach einem Zahn­verlust bildet sich der Kieferknochen an der betreffenden Stelle aufgrund der fehlenden Kaufunktion zurück. Die Rückbildung vollzieht sich in der Regel auf der äußeren Seite des Kiefers etwas stärker als auf der Seite, die der Mundhöhle zugewandt ist. Der Zahnarzt nennt das einen „schräg atrophierten“ Kieferkamm. Eine implantatprothetische Versorgung kann den Prozess der Rückbildung stoppen und die Nachbarzähne vor Überbelastung oder vor dem Ausbreiten der Atrophie schützen. Eine neue Implantatgenera­tion wurde für solche Fälle entwickelt, bei denen auch ein kleiner Kieferdefekt auszugleichen ist.

Es zählt der langfristige Erfolg

Das Implantat, das im Kiefer einwächst, kräftigt den Knochen durch funktionale Belastung sozusagen von innen heraus. Dafür ist von Vorteil, wenn das Implantat sich dem Kieferkamm anpasst und bündig abschließt. Eine abgeschrägte Implantatschulter passt sich dem schrägen Kiefer zu jeder Seite hin an, sodass stabilere Knochenverhältnisse rund um das Implantat gefördert werden. Alternativ könnte der fehlende Zahn auch durch eine herkömmliche Brücke ersetzt werden. Hierzu müssen allerdings die benachbarten Zähne beschliffen werden, auf denen dann die Brücke zementiert wird. Ein weiterer Nachteil ist es, dass ein Brückenglied nur auf dem Kiefer aufliegt und den Druck, der beim Kauen entsteht, nicht in den Knochen weiterleiten kann. Dadurch kann es sein, dass der Knochenabbau weiter fortschreitet.

Ein zurückgebildeter Kieferkamm stellt immer auch ein ästhetisches Problem dar. Das Weichgewebe (Zahnfleisch) findet nicht genügend Unterstützung und wird sich über kurz oder lang zurückbilden. Es kommt dann oftmals zu den unschönen schwarzen Dreiecken in den Zahnzwischenräumen. Hier kann ein Implantat nicht nur die Funktionalität des Gebisses vervollständigen, sondern zur langfristigen ästhetischen Rehabilitation beitragen.

Problem: Frontzahnlücke

Nicht selten führt ein Fahrrad- oder Sportunfall auch bei jungen Menschen zu einer Frontzahnlücke. In dieser Situation wird besonders dringend ein Zahnersatz gewünscht, der sich perfekt in die Restbezahnung eingliedert. Natürlich sollte man auch immer die alternativen Versorgungsmöglichkeiten mit Provisorien oder Brücken prüfen. Allerdings müssen dabei unter Umständen die gesunden Nachbar­zähne abgeschliffen werden, was zu weiteren Schäden führen kann. Ein Implantat ist unabhängig von den Nachbarzähnen und kann mit der abgeschrägten Implantatschulter auch teilweise kleinere Kieferdefekte ausgleichen. Davon profitiert letztendlich auch die natürliche Weichgewebsästhetik. Das Weichgewebe (Zahnfleisch), das entscheidend für das natürliche Aussehen der implantologischen Versorgung ist, kann sich gut an dem vom Implantat unterstützten Kieferkamm anlagern.

Der Einsatz des Implantats, das sich in einen schrägen Kieferkamm perfekt einpassen kann, wurde in verschiedenen Studien untersucht und dokumentiert. Eine im letzten Jahr veröffentlichte Studie, die an verschiedenen zahnmedizinischen Zentren durchgeführt wurde, hat die Verlässlichkeit des Implantats bestätigt. Es wurden 65 Patienten mit schräg atrophierten Kieferkämmen untersucht, bei denen jeweils eine Einzelzahnlücke mit einem Implantat mit abgeschrägter Implantatschulter (OsseoSpeed™ Profile von Dentsply Implants) versorgt wurde. Untersucht wurde der Knochen­erhalt sowohl auf der inneren und äußeren Seite des Kieferkamms als auch dessen Status in Richtung der Nachbarzähne. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass ein Implantat mit abgeschrägter Implantatschulter eine Versorgung mit verlässlichen Ergebnissen darstellt.

Ein schräg atrophierter Kieferkamm.

Wird ein konventionelles Implantat knochenbündig zur Kieferinnenseite platziert, liegt auf der Außenseite die Implantatschulter frei.

Wird ein konventionelles Implantat knochenbündig zur Kieferaußenseite platziert, kommt es auf der anderen Seite zu einem Knochenverlust.

Die beste Lösung für einen schräg atrohpierten Kieferkamm ist ein Implantat mit anatomischem Design.

Für ein neues Lebensgefühl

Patienten oder Patientinnen, die eine Zahnlücke mit einem Implantat versorgen lassen wollen, müssen in jedem Fall mit einer zahnärztlichen Beratung abklären lassen, ob eine implantologische Behandlung möglich ist und welches Implantat­design am besten eingesetzt werden sollte. Heute können die meisten Betroffenen auch bei schwierigen Ausgangssituationen zuversichtlich auf ein ganz neues Lebensgefühl mit ihren „neuen“ Zähnen hoffen. Allerdings raten Zahnärzte prinzipiell bei Zahnverlust dazu, nicht zu lange mit einer Entscheidung für ein Implantat zu warten, um die Gefahr der Knochenrückbildung zu minimieren. Ein dann eventuell notwendiger Knochenaufbau verlängert und verteuert die implantologische Behandlung.

Nach dem Vorbild der Natur: Das Implantat mit dem anatomischen Design macht es möglich, auch beim schräg atrophierten Kieferkamm den Knochen 360 Grad um das Implantat zu erhalten.

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