Artikel erschienen am 01.05.2012
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Leben gerne weitergeben

Von Katharina Kleinschmidt

Bundesweit warten zurzeit rund 12 000 Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan, darunter auch viele Kinder. Manchmal vergeblich, da es immer noch eine zu geringe Bereitschaft in der Bevölkerung gibt, nach dem Tod Organe zu spenden: Rund 1 000 Patienten und Patientinnen sterben jedes Jahr, da nicht mehr rechtzeitig ein Spenderorgan gefunden werden konnte. Die Debatte, wie man die Bereitschaft zur Organspende steigern kann, ist zurzeit aktuell wie nie. Die Vereine „Kinderhilfe Organtransplantation e. V. (KiO)“ und „Sportler für Organspende e.V. (VSO)“ leisten nicht nur Aufklärungsarbeit.

Fast alle Menschen möchten im Falle eines Organversagens ein Spenderorgan erhalten, um zu überleben. Drei Viertel aller Deutschen sind grundsätzlich auch bereit, ein Organ nach dem Tod zu spenden. Nur rund ein Viertel der Bundesbürger besitzt einen Organspendeausweis. Was völlig widersinnig erscheint, ist gelebte Realität mit negativer Tendenz: Während 2010 bundesweit noch 4 205 Organe gespendet wurden, waren es 2011 nur noch 3 917. Gesellschaftlicher Konsens ist, dass akuter Handlungsbedarf besteht.

Entscheidungslösung statt Zustimmungslösung

Ende Februar 2012 einigte sich eine Spitzenrunde aus Bundesregierung und Opposition, dass künftig alle Erwachsenen und Jugendlichen in Deutschland regelmäßig nach ihrer Bereitschaft zur Organspende befragt werden sollen. Bis Mitte 2013 werden die Krankenkassen die Krankenversicherten ab dem 16. Lebensjahr anschreiben und klären, ob ein Einverständnis zur Organspende vorliegt. Dabei kann jeder der Organspende zustimmen oder sie explizit ablehnen, alternativ den Brief ignorieren. Auch können Einschränkungen formuliert werden, welche Organe entnommen werden dürfen und welche nicht. Den heutigen Plänen entsprechend werden die Kassen dann aller zwei Jahre die Spendenbereitschaft erneut abfragen. Diskutiert wird, ob man auf Wunsch seine Bereitschaft auch auf der elektronischen Gesundheitskarte vermerken lassen kann.

Gratwanderung zwischen Leben und Tod

Wenn in naher Zukunft mehr Menschen ihre Bereitschaft zur Organspende dokumentieren, können auch mehr Leben gerettet werden als bisher. Doch auch dann bleibt für die Betroffenen die schwere Belastung, die mit dem Warten auf ein Spenderorgan verbunden ist: die Schmerzen, die Ungewissheit, die Umstellung auf das Leben nach der Operation. Besonders quälend ist diese Situation für Kinder und deren Eltern, Geschwister und Angehörige.

Seit 2004 gibt es daher den Verein Kinderhilfe Organtransplantation e. V. (KiO). Auf Initiative des Vereins Sportler für Organspende e. V. (VSO) wurde der gemeinnützige Verein zusammen mit betroffenen Eltern ins Leben gerufen. Die Initiatoren sahen, dass Kinder in der Zeit einer Transplantation eine besonders intensive Zuwendung benötigen. KiO hat sich die Aufgabe gestellt, Familien vor und nach der Transplantation zu beraten und zu begleiten. Seminare und Freizeitprogramme werden angeboten, in Härtefällen ist auch eine unbürokratische finanzielle Hilfe möglich. Daneben wirbt KiO unermüdlich für das Ausfüllen von Organspendeausweisen und versucht, alle Eltern zu sensibilisieren: Auch sie könnten einmal in die Situation gelangen, nach dem Unfalltod eines Kindes über die Weitergabe der Organe entscheiden zu müssen.

Großes Sportlerherz für Kinder

Franziska van Almsick, Maria Höfl-Riesch, Franz Beckenbauer und Rosi Mittermaier – das sind einige der prominenten Sportler und Sportlerinnen, die das große Herz für organtransplantierte Kinder verbindet. Sie setzen sich wie viele andere Spitzensportler für KiO ein und „trommeln“ für den guten Zweck. Den Sport-Assen haben sich etliche Verbände, Vereine und Unternehmen angeschlossen, um die Kinderhilfe zu unterstützen. Eines davon ist der Zahnimplantate-Hersteller Astra Tech. Unternehmensleitung und Belegschaft haben sich das KiO-Anliegen auf die Fahnen geschrieben. Mit immer wieder neuen Ideen gelingt es, Spenden einzusammeln. Sei es bei einem gemeinsamen Sponsorenlauf, bei großen Fortbildungsveranstaltungen, bei denen für jede Anmeldung ein Obolus gespendet wird, oder beim Verkauf von Plüschbären – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Zwei Botschafter für KiO

Zu den Sportlern, die sich für KiO einsetzen, gehören die Olympiasieger Klaus Wolfermann (Speerwerfen, 1972, München) und Hartwig Gauder (50-km-Gehen, 1980, Moskau). Die beiden KiO-Botschafter investieren viel Zeit und Kraft, um eindringlich auf das Schicksal von transplantierten Kindern und deren Familien hinzuweisen und um für die Bereitschaft, ein Organ zu spenden, zu werben. Auch hierbei sind sie auf die Zusammenarbeit mit engagierten Unternehmen angewiesen, die ihnen auf vielfältige Weise eine Plattform für ihr Anliegen bieten. Hartwig Gauder ist Vorstandsmitglied der Vereine „Sportler für Organspende“ und „Kinderhilfe Organtransplantation“. Er ist selbst herztransplantiert und weiß, warum er sich einsetzt: „Wenn die Kinder transplantiert sind, ist es einfach schön zu sehen, dass sie ganz normal heranwachsen können“.

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