Artikel erschienen am 17.01.2017
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Nachhaltigkeit in der Anlageentscheidung

Von Willi Ernst, Bielefeld

Nachhaltigkeit ist am Kapitalmarkt längst kein Nischenthema mehr. Eine immer größer werdende Anzahl von Investoren integriert Nachhaltigkeitsinformationen
in ihre Anlageentscheidung. Eine ausschließlich renditeorientierte Ausrichtung von Anlageentscheidungen reicht vielen Anlegern nicht mehr aus. Entsprechende Studien belegen einen signifikanten Anstieg der Kapitalanlagen in diesem Bereich. Doch was heißt eigentlich Nachhaltigkeit?

Im Jahre 1987 veröffentlichte die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung den sog. Brundtland-Bericht, benannt nach der damaligen Vorsitzenden der Kommission: Gro Harlem Brundtland, ehemalige norwegische Ministerpräsidentin. Darin wurde erstmals das Leitbild einer „nachhaltigen Entwicklung“ definiert. Die Kommission versteht darunter eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen“. Nach Ansicht der Kommission muss einerseits die Armut in den Entwicklungsländern überwunden werden. In den Industrieländern ist dagegen der materielle Wohlstand mit der Erhaltung der Natur als Lebensgrundlage in Einklang zu bringen. Weiter stellt die Kommission fest, dass die Weltwirtschaft zwar die Bedürfnisse und legitimen Wünsche der Menschen befriedigen müsse. Das Weltwirtschaftswachstum dürfe aber die ökologischen Grenzen der Erde nicht sprengen. Auch müssten die Menschen viele ihrer Tätigkeiten und Lebensweisen ändern, wenn die Welt nicht vor unannehmbare menschliche Leiden und Umweltschäden gestellt werden solle.

Vor diesem Hintergrund lösen sich nachhaltigkeitsorientierte Investoren zunehmend vom klassischen Quartalsdenken der Aktienmärkte und präferieren einen langfristigen Ansatz. Neben einer langfristigen finanziellen Rendite (Ökonomie) sollen die Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Soziales und Governance berücksichtigt werden. Dabei muss der nachhaltig orientierte Anleger nicht auf Rendite verzichten. Die Ergebnisse zahlreicher Analysen haben gezeigt, dass nachhaltige Investments gegenüber den konventionellen Kapitalanlagen keinerlei Renditenachteile haben, sondern eher einen neutralen bis positiven Einfluss aufweisen. Somit wird Nachhaltigkeit mehr und mehr zu einem Wettbewerbsvorteil global agierender Unternehmen.

Auch unsere Kunden legen immer mehr Wert auf diese Themen und erwarten, dass diese bei den Anlageentscheidungen berücksichtigt werden. Gemeinsam mit unseren Kunden sind wir zu der Auffassung gekommen, dass bei einem erfolgreichen Nachhaltigkeitsansatz alle vier Dimensionen berücksichtigt werden müssen: Ökologie, Soziales, Unternehmensführung und Ökonomie. Nur in dieser gesamtheitlichen Betrachtung kann Nachhaltigkeit funktionieren. Dabei stellt sich der Prozess in unserem Haus wie folgt dar:

Alle zur Verfügung stehenden Unternehmen werden von einem spezialisierten Partner bezüglich der vier Nachhaltigkeitsdimensionen analysiert und bewertet. So wird z. B. im Rahmen der Nachhaltigkeitsdimension „Ökologie“ geprüft, ob das Unternehmen eine Umweltpolitik entwickelt und Umweltrichtlinien formuliert hat. Bei der Nachhaltigkeitsdimension „Soziales“ geht es insbesondere darum, ob das Unternehmen Richtlinien zur Bekämpfung von Diskriminierung und die Forderung nach Chancengleichheit hat. Unter Berücksichtigung von dynamischen Nachhaltigkeitsgrenzen und Ausschlusskriterien werden die nachhaltigen Unternehmen identifiziert und mit einem Gütesiegel gekennzeichnet.

Auf Basis dieses Anlageuniversums entscheidet unser Anlageausschuss, welche Aktien in das Modul „Aktien Nachhaltig“ und welche Unternehmensanleihen in das Modul „Unternehmensanleihen Nachhaltig“ gekauft werden. Durch die Kombination beider Module ist jedes individuelle Chancen-/Risikoprofil abbildbar.

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