Compliance ist nicht nur Kontrolle
Von Thorsten Heidemann, BielefeldCompliance ist vielerorts ein Pflichtthema, das immer stärker als etwas sehr Negatives wahrgenommen wird. Hier werden Kosten produziert, die bei näherer Betrachtung scheinbar keinen Wert für das Unternehmen bringen bzw. zu bringen scheinen. Aber ist das wirklich so?
Die Themen Compliance und Integrity beschäftigt heutzutage mehr die Vorstände und Aufsichtsräte, als noch vor Jahren, wo sich nicht ernstgenommene Fachabteilungen mit diesen Themen auseinandergesetzt haben. Gründe dafür liegen auf der Hand: Zum einen kann die Nichtbefolgung von Regeln teuer werden. Dies meint nicht nur Strafzahlungen, sondern auch Reputationsschäden oder sogar den Verlust ganzer Märkte, wie jüngste Beispiele zeigen. Die persönliche Haftung kommt meistens noch hinzu.
Auch für viele Stakeholder, insbesondere die Finanzwelt, ist es ein echtes Thema geworden. Man schaut genauer hin, Risiken sollen vermindert, ja, wenn nicht sogar ganz ausgeschlossen werden.
Aber reichen die schwerfällig wirkenden Kontrollsysteme, die oftmals ihre Wirksamkeit schuldig geblieben sind, wirklich aus, indem sie zwar mit großer Komplexität Kontrollen durchführen, aber damit auch wert- bzw. wertevernichtend arbeiten und oftmals über die tatsächlichen Zielen vorbeischießen.
Compliance darf nicht als Kontrolle, sondern als gelebte Unternehmenskultur verstanden werden. Das führt letztendlich dazu, dass positive Werte geschaffen werden. Mehr Vertrauen und weniger Bürokratie führen zu einem gemeinsamen Werteverständnis und damit zu einer gesteigerten Unternehmensleistung.
Die Integrität der Mitarbeiter und die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle werden das erfolgreiche Unternehmen der Zukunft ausmachen und eben nicht die Kontrolle veralteter Regelwerke.
Es wird die Aufgabe er Compliance sein, das bisherige Graue-Maus-Image in genau diesem neuen Sinn zu verbreiten.
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