Artikel erschienen am 06.01.2014
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Zins und Währung stets im Griff

Von Thorsten Wolff, Paderborn | Stephan Willhoff, Paderborn

Die Geld-, Kapital- und Devisenmärkte sind fortwährend in Bewegung und beeinflussen damit auch die Finanzsituation von Unternehmen in der Region. Mit einem intelligenten Zins- und Währungsmanagement lassen sich gleichermaßen Risiken begrenzen und Chancen nutzen. Wie, erklären Thorsten Wolff, Direktor und Leiter Unternehmenskunden, und Stephan Willhoff, Leiter Zins- und Währungsmanagement der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold.

Herr Wolff, die Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold hat ein eigenes Kompetenzzentrum Zins- und Währungsmanagement im Haus. Warum?
Thorsten Wolff: Unser Anspruch ist es, die Unternehmen in der Region nicht nur als Finanzier, sondern insbesondere auch als Gesprächspartner und Ratgeber bei vielen strategischen Frage- und Weichenstellungen zu begleiten. Veränderungen an den nationalen und internationalen Finanzmärkten können den unternehmerischen Erfolg erheblich beeinflussen und stellen insofern auch ein gewisses Risiko dar. Mit unserem Kompetenzzentrum „Zins- und Währungsmanagement“ sind Mittelständler in der Region in allen Fragen zu diesem Thema gut beraten. Egal, ob sich ein Unternehmen vor Zinsrisiken oder vor schwankenden Devisenkursen schützen möchte – unsere Spezialisten entwickeln passgenaue Lösungen, um Risiken zu begrenzen und die Planungssicherheit zu erhöhen.

Die Zinsen sind aktuell auf einem historisch niedrigen Zinsniveau. Macht Zinsmanagement jetzt überhaupt Sinn?
Wolff: Die heimischen Unternehmen sind seit mehr als zwei Jahren in der glücklichen Lage, die historisch niedrigen Zinsen nutzen zu können. Gerade jetzt macht es betriebswirtschaftlich Sinn, sich ein günstiges Zinsniveau insbesondere für die Finanzierung des Umlaufvermögens in den folgenden Jahren zu sichern, ohne dabei die Flexibilität zu verlieren. Allerdings sollte man die Zinsentwicklung genau beobachten. Auch wenn die Prognosen derzeit eher keinen Zinsanstieg sehen, sind letztlich die Marktmeinung und das Sicherheitsbedürfnis des Einzelnen entscheidend. So kann es beispielsweise durchaus Sinn machen, Sockelbeträge von Betriebsmittellinien durch entsprechende Zinsgeschäfte institutsübergreifend abzusichern.

Welche Zinsinstrumente bieten sich in der aktuellen Marktlage an?
Wolff: Wir bieten innovative Sicherungsinstrumente für eine effektive Risikosteuerung. Dabei unterscheiden wir zwischen Zinstauschvereinbarungen und Zinsversicherungen. Beide Varianten können in der aktuellen Marktlage eingesetzt werden.

Wer in der nächsten Zeit einen deutlichen Zinsanstieg erwartet, für den eignet sich eine Zinstauschvereinbarung. Im Unterschied zum Festzinskredit lassen sich dadurch Liquiditätssteuerung und Zinsmanagement trennen. Beim Zinsswap vereinbaren wir mit dem Unternehmer einen festen Zinssatz. So weiß dieser, welche Belastungen auf ihn zukommen und kann diese fest einplanen. Auch wenn nicht unmittelbar ein deutlicher Anstieg der Geldmarktzinsen zu erwarten ist, ist der Unternehmer in den kommenden Jahren gegen deutlich steigende Zinskosten geschützt und verfügt über eine gute Kalkulationsbasis.

Und wie funktioniert die andere Alternative mit der Zinsversicherung?
Wolff: Wer unsicher ist, ob die Zinsen steigen, kann sich mit einem sogenannten Cap schützen. Der Zinscap ist eine Zinsversicherung, bei der eine Zinsobergrenze (Basispreis, Strike) vertraglich vereinbart wird. Dabei wird als Referenzzinssatz der Euribor zugrunde gelegt. Das Unternehmen profitiert weiter von den günstigen Geldmarktzinsen, ist aber gegen einen zu hohen Zinsanstieg und damit eine zu hohe Auslastung der Kapitaldienstfähigkeit geschützt. Bei Abschluss eines Zinscaps zahlt unser Kunde eine einmalige Prämie. Ein Zinscap ist vergleichbar mit einer Feuerversicherung – in der Hoffnung, dass sie nie zum Einsatz kommt.

Sie haben gerade die Prämien für Zinscaps erwähnt. Lohnt sich die Zinssicherung für den Unternehmer überhaupt?
Wolff: Gerade im aktuellen Zinsumfeld kann der Abschluss eines Caps sinnvoll sein. Da kaum jemand an einen Zinsanstieg glaubt, sind die Cap-Prämien relativ günstig. Dies kann sich jedoch auch schnell ändern. Die Entwicklung der Zinsen ist stark von der Politik der Zentralbanken abhängig. Sobald sich im Markt die Meinung bildet, dass die Niedrigzinspolitik der Zen­tralbanken vorbei ist, werden die Cap-Prämien deutlich steigen.

Herr Willhoff, genauso wie Zinsrisiken sind Währungsrisiken begrenzbar. Was verstehen Sie unter Währungsmanagement?
Stephan Willhoff: Wenn ein Unternehmen interna­tional tätig ist, können Wechselkursschwankungen die Planungs- und Kalkulationssicherheit erheblich beeinträchtigen. Mit einem aktiven Währungsmanagement besteht die Möglichkeit, Kursrisiken zu senken und Wechselkurs-Chancen zu nutzen. Dabei steht den Unternehmen die gesamte Bandbreite von den klas­sischen Kassa- und Termingeschäften über Devisenoptionen bis hin zu anspruchsvollen Optionsstrategien zur Verfügung.

Wie unterstützt die Volksbank heimische Unternehmen dabei, die Risiken aus Devisengeschäften zu begrenzen?
Willhoff: Wir informieren über das aktuelle Geschehen an den Devisenmärkten und geben Einblick in mögliche Entwicklungsszenarien verschiedener Währungen. Damit helfen wir, bestehende und künftige Währungsrisiken einschätzen und bewerten zu können. Auf Basis der individuellen Risikostruktur sowie der spezifischen Interessen und Bedürfnisse erarbeiten wir eine individuelle Strategie. Damit haben die Unternehmen eine gute Basis für ihren Entscheidungsprozess. Gerade bei anspruchsvollen Optionsstrategien, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen haben, ist eine kontinuierliche Begleitung der Unternehmen für uns eine Selbstverständlichkeit.

Welche Vorteile bietet das aktive Währungsmanagement einem Unternehmen?
Willhoff: Ein aktives Währungsmanagement empfehlen wir für die Absicherung von Import- und Exportgeschäften. Durch geeignete Maßnahmen können die Risiken aus den schwankenden Devisenbewegungen effektiv begrenzt werden. Dadurch erhalten die Unternehmen eine feste Kalkulationsgrundlage für ihre Geschäfte und können flexibel auf Veränderungen an den internationalen Märkten reagieren.

Welche Währungen sind für unseren Mittelstand in der Region am wichtigsten?
Willhoff: Die bedeutendste Währung im Handel ist weiterhin der US-Dollar, aber auch andere Währungen werden wichtiger. So hat in den letzten Jahren beispielsweise der Handel in polnischen Zloty deutlich zugenommen. Auch die Entwicklung Chinas im Welthandel spiegelt sich an den Devisenmärkten wider. Unsere heimischen Importeure werden von ihren internationalen Handelspartnern vermehrt aufgefordert, gelieferte Waren in der chinesischen Landeswährung Renminbi zu bezahlen. Diese Währung ist jedoch nur eingeschränkt konvertierbar. Darüber hinaus hat der Finanzplatz Hongkong mit der Währung CNH (Offshore Renminbi) eine gut handelbare Alternative geschaffen, bei der alle gewohnten Handelsinstrumente zur Verfügung stehen. Grundsätzlich bieten wir die Absicherung für die gesamte Bandbreite der Währungen an, unter anderem auch Türkische Lira, Arabische Dirham oder Australische Dollar. Selbstverständlich können unsere Kunden auch bei Bedarf Währungen als Liquidität parken oder als Kredit aufnehmen.

Zins- und Währungsmanagement bei der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold

Im Währungsmanagement hat die Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold den heimischen Mittelstand im Jahr 2012 mit insgesamt 1 747 Kurssicherungsgeschäften unterstützt. Der Gesamtumsatz der Devisentransaktionen erreichte 581 Mio. Euro (Vorjahr: 425 Mio. Euro). Ein Schwerpunkt lag in der US-Dollar-Absicherung, aber auch die sogenannten exotischen Währungen sind klar auf dem Vormarsch. Veränderungen in der Handelbarkeit von Währungen wie dem Chinesischen Renminbi verstärken diesen Trend.

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