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Beteiligungskapital – Alternative und Ergänzung

Von Eric Bourgett, Magdeburg

Wirtschaftliche Impulse durch Innovation

Beteiligungskapital stellt neben Fördermitteln oder den zahlreichen Business­plan-Wett­bewerben und Initiativen in Mittel­deutschland eine wichtige Ergänzung der finanz­iellen und auch inhalt­lichen Basis für ein solides Gründungs­geschehen sowie techno­logie­orientiertes Wachstum dar. In Deutschland begeben sich im Jahr ca. 400 000 Gründer­innen und Gründer in die unternehmer­ische Selb­ständigkeit und müssen sich auf dem Markt und im Wett­bewerb durchsetzen. Unsere Wirt­schaft braucht diesen Impuls.

Besondere Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung Mitteldeutschlands eröffnen neue Technologien in noch nicht besetzten, aber potenziell attraktiven Märkten. Zahlreiche Unternehmen haben als Innovatoren in ihren jeweiligen Branchen aufgezeigt, welche Potenziale in unserer Region vorhanden sind.

Vor allem innovative Unternehmen stehen dabei jedoch oft vor unzureichenden Finanz­ierungsmöglichkeiten. Denn die Aufwendungen für den umfangreichen Prozess der Umsetzung einer Innovation (insbesondere Personalkosten, Proto­typen­ent­wicklungs­kosten, Zulassungs­kosten u. a. m.) müssen in der Regel unter Un­sicherheit als Rahmen­bedingung finanziert werden.

Welche Fragen muss ich bezogen auf die Innovation beantworten?

Die zugrunde zu legende Entscheidungsmatrix bildet die Antworten unter anderem auf die folgenden Fragen ab, die sich die Initiatoren eines neuen Technologieprojektes stets stellen müssen:

Wird das neue Produkt, die neue Dienstleistung von den Zielkunden akzeptiert? Werden dazu konkrete quantifizierbare Abgrenzungsmerkmale erreicht oder ist es nur ein „me too“-Angebot? Wird der Markt die Preise zahlen, die die Investition in die neue Technologie rechtfertigt? Wie viel Zeit vergeht, bis sich der Kunde tatsächlich für das neue Angebot entscheidet? Und das nicht nur einmal? Und wie viel Zeit benötigt der Kunde, bis er ggf. wiederum seine Abnehmer davon überzeugt hat, dass das neue Angebot einen Zusatznutzen stiftet, der preiswürdig ist?

Passen die klassischen Finanzierungsalternativen?

Unter der Annahme der positiven Be­ant­wort­ung vorgenannter Fragen stellen die Para­meter einer liquiditätsschonenden Finanz­ier­ung und einer möglichst hohen Flexi­bilität als Grund­satz einer adäquaten Finanzierung eine zusätzliche Heraus­forderung besonders für Techno­logie­unter­nehmen dar. Dieser An­spruch ist ins­besondere für kleine und mittlere Unter­nehmen (KMU) von Geschäfts­banken kaum befriedigend zu beantworten – vor allem dann, wenn keine anderen materiell wert­haltig­en Sicher­heiten geboten werden können, was der Normalfall ist. Zudem ist das Geschäfts­modell von normalen Geschäfts­banken auf solche Finanzierungen auch gar nicht zugeschnitten. Auch der in diesem Zusammen­hang geforderte sog. „Eigenanteil“ als Gegenfinanzierung ist – bezogen auf die initiale Eigenkapitalbasis oder auch phasenbedingt nicht vorhandene positive Cash-flows – schlicht nicht darstellbar.

Entsprechend ist Eigenkapital in Form von Beteiligungskapital ein relevanter Weg, Innovationen von KMUs zu finanzieren. Das immanente Entwicklungs- und Marktrisiko von Innovationen kann bei gering kapitalisierten KMUs nur durch unternehmerisches Eigenkapital getragen werden. Beteiligungskapitalgeber richten ihre Investitions­ent­scheid­ungen somit an dem Markt­potenzial neuer Technologien aus. Sie erhalten im Erfolgsfall dafür eine angemessene Beteiligung am Gewinn bzw. am Wertzuwachs des Unternehmens. Tritt der Erfolgsfall nicht ein, so kann der Beteiligungsgeber keine Verzinsung des Kapitals einfordern.

Welche Erwartungshaltung hat ein Beteiligungsgeber?

In aller Regel sind Beteiligungskapitalgeber Partner auf Zeit. Das liegt in der Natur des Geschäftsmodells von Beteiligungskapitalgebern, da deren Investoren ihrerseits innerhalb einer bestimmten Zeit­spanne das von ihnen eingelegte Kapital mit einem Ver­zinsungs­anspruch zurückfordern. Dies gilt auch für öffentliches Beteilig­ungs­kapital, das im Rahmen von revolvierenden Fonds dem Wiederanlagegrundsatz unterliegt. Beteilig­ungs­kapital­geber sind also darauf angewiesen, innerhalb vereinbarter Fristen aus dem Invest­ment wieder aus­steigen zu können.

Demzufolge ist die Herangehensweise der Beteiligungskapitalgeber an innovative KMUs regelmäßig wie folgt:

  • Evaluierung der Qualifikation, des Engagements und der Entwicklungsmöglichkeit des Managements /  Managementteams im Unternehmen;
  • Analyse des Marktpotenzials, das mit einer erfolgreichen Innovation angesprochen werden kann;
  • Einschätzung des Renditepotenzials, welches durch das Unternehmen realisiert werden kann;
  • Bewertung des dem Unternehmen zur Verfügung stehenden Know-how-Potenzials (im Idealfall ist diese Kompetenz schutzrechtsfähig);
  • Festlegung der Informations- und Kontrollrechte in dem Unternehmen;
  • Herbeiführung eines gemeinsamen Verständnisses zur Erfolgsbeteiligung und Ausstiegsperspektive aus dem Investment seitens des Beteiligungsgebers.

Fazit

Die Beteiligungskapital-Szene in Mitteldeutschland besteht – historisch bedingt – überwiegend aus lokalen Beteiligungsgesellschaften aus dem weiteren Bankenumfeld sowie landeseigenen Beteiligungsgesellschaften, die Mittel der öffentlichen Hand einsetzen. Hinzu kommen einige private Investoren und vereinzelt auch Privatpersonen, sogenannte Business Angels. Dieses Gründungsumfeld hat sich in den vergangenen Jahren zwar weiter verstetigt, allerdings ist das Volumen insgesamt immer noch vergleichsweise gering. Diese Einschätzung begründet den Anlass, die unterstellten positiven Impulse gründungsadäquater Finanzierungsmöglichkeiten – nicht zuletzt aufgrund eigener guter Erfolge der Gründer von innovativen kleinen und mittleren Unternehmen – nachhaltig weiterzuentwickeln.

Mit dem Ziel, neue Entwicklungsansätze konstruktiv-kritisch zu diskutieren – und damit zu überprüfen –, sollten Beteiligungskapitalgeber als potenzielle Finanzierungspartner mit ihrer Expertise zur Bewertung von technologieorientierten Geschäftsmodellen in Betracht gezogen und gerne auch frühzeitig angesprochen werden.

Foto: Panthermedia/Sergio Hayashi

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