Artikel erschienen am 28.01.2016
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Stiftungskapital erhalten bei attraktiven Ausschüttungen

Von Jutta von Bargen, Hamburg

Hamburg ist Deutschlands Stifterhochburg. Für viele Unternehmer gehört es zum hanseatischen Selbstverständnis, sich gemeinnützig einzusetzen. Ihrem gesellschaftlichen Engagement geben sie mit der Stiftungsarbeit eine persönliche Handschrift. In Zeiten niedriger Zinsen stehen sie dabei allerdings vor erheblichen Schwierigkeiten. Bewährte Instrumente zur Sicherung des Stiftungsvermögens sowie zur Ertragserzielung für die Erfüllung des Stiftungszwecks haben an Wirksamkeit eingebüßt. Als erfolgreiches Konzept zur Wertsicherung und -steigerung bewährt sich eine breite Streuung der Vermögenswerte.

Die Herausforderungen im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind enorm: Stiftungen müssen das Kapital sicher anlegen und gleichzeitig den Kapitalerhalt gewährleisten, um die langfristige Ertragskraft der Stiftung zu erhalten. Zur Förderung der Stiftungsprojekte muss zudem eine über dem realen Kapitalerhalt liegende „Extrarendite“ erwirtschaftet werden – umso schwieriger, wenn niedrige Zinsen in Kombination mit der Inflationsrate negative Realrenditen ergeben. Die Kernforderung für den Unternehmer lautet also, Vermögen verantwortungsbewusst zu erhalten und zu vermehren.

Hinzu kommt, dass sich das Marktumfeld in den letzten Jahren spürbar gewandelt hat: Kürzere Zyklen und höhere Volatilität vieler Anlageklassen erschweren die Anwendung bislang verlässlicher Vermögensstrategien. Voraussichtlich wird sich dieses Umfeld auf absehbare Zeit nicht ändern. Deshalb gilt es, bewährte Anlagekonzepte auf den Prüfstand zu stellen und an die Realität anzupassen. Dazu gehört, eine auf die individuellen Bedürfnisse der Stiftung abgestimmte Anlagestrategie zu entwickeln. Diese sollte ein klares Risikoprofil, individuelle Vermögens- und Renditeziele sowie einen definierten Spielraum bei der Umsetzung beinhalten.

Eine für den Erfolg der Vermögensanlage entscheidende Rolle im aktuellen Kapitalmarktumfeld spielt die Diversifikation, die Aufteilung des Stiftungsvermögens auf verschiedene Anlageklassen. Neben Aktien und Anleihen können sog. andere Anlagen wie Sachwerte zu einem besseren Rendite-Risiko-Profil beitragen. Ein weiteres probates Mittel sind z. B. Wandelanleihen. Diese erlauben eine Partizipation an steigenden Aktienmärkten. Der Vorteil: Innerhalb von Korrekturphasen bieten sie einen deutlich wirksameren Schutz als Aktien.

Und nicht zu vergessen: Um dem erhöhten Kapitalmarktrisiko Rechnung zu tragen, sollte dem Risikomanagement ausreichend Bedeutung beigemessen werden. Für Stiftungen ist eine Begrenzung der Anlagerisiken durch aktive Steuerung vor dem Hintergrund des stiftungsrechtlichen Kapitalerhaltungsgebots unerlässlich.

Wer selbst nicht über die erforderlichen Ressourcen verfügt, sollte auf externen Expertenrat zurückgreifen. Erste Anlaufstelle ist hierfür die betreuende Hausbank, die die Komplexität und den Bedarf des Unternehmers und seiner Stiftung am besten bewerten kann. Die operative Aufgabe der laufenden Überwachung und der Etablierung eines Risikomanagementsystems kann z. B. an einen externen Vermögensverwalter delegiert werden. Eine stiftungsspezifische Vermögensverwaltung, die auf einem systematischen Investment- und Risikomanagementprozess basiert, ist ideal, um Ertragschancen optimal zu nutzen und Risiken zu minimieren. Auch kleinere Stiftungsvermögen können so sinnvoll nach den professionellen Standards großer und sehr großer Vermögen verwaltet werden.

Neben einer individualisierten Vermögensanlage sollten die Beratungsdienstleistungen ein transparentes, verständliches Reporting umfassen. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf stabile ausschüttungsfähige Erträge, den langfristigen Erhalt des Stiftungsvermögens sowie eine Vermögensentwicklung mit geringer Schwankungsbreite gelegt werden. Auch die Nachhaltigkeit der Anlagephilosophie sollte hinterfragt werden, z. B. nach einer Verpflichtung zum verantwortungsbewussten Investieren.

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