Artikel erschienen am 29.01.2016
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Auslandsgeschäft im Mittelstand

Risiken und Möglichkeiten in internationalen Märkten

Von Dipl.-Bankbetriebsw. Karen Gruel, Hamburg | Katharina Demuth, Hamburg

Das Geschäft im Ausland gewinnt für den deutschen Mittelstand an Bedeutung. Die zunehmende internationale Vernetzung macht das Auslandsgeschäft selbst für kleinere und mittlere Unternehmen zu einem wesentlichen Treiber ihres Unternehmenserfolgs. Das ist vor allem deshalb eine beachtliche Entwicklung, weil 10 Jahre zuvor viele dieser Unternehmen noch nicht einmal über die Möglichkeiten dieses Geschäftsfelds nachgedacht haben.

Laut einer Mittelstandsumfrage der Genossenschaftlichen FinanzGruppe im Herbst 2014 sind fast zwei Drittel der Mittel­ständler mit einem jährlichen Umsatz von über 50 Mio. Euro im Ausland aktiv. Bei kleineren Unternehmen mit einem jähr­lichen Umsatz unter 5 Mio. Euro sind es bereits rund 40 %. Ein Zuwachs ist in unter­schied­lichen Bereichen sowie in allen Unter­nehmens­größen zu verzeichnen, so vor allem bei Ex- und Importen, Joint Ventures, Koope­rationen oder auch Pro­duktions­tätig­keiten im Ausland. Absoluter Spitzen­reiter der Unternehmen, die sich im Ausland engagieren, ist das verarbeitende Gewerbe wie bspw. das Produktions- und Investitionsgütergewerbe.

Ausländische Geschäftsbeziehungen einzugehen, ist für kleinere und mittlere Unternehmen allerdings keine einfache Entscheidung. Viele Fragen stehen im Raum, die nicht ohne Weiteres beantwortet werden können: Welche wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Landes sind zu berücksichtigen, welche Vorschriften sowie Geschäftsgebaren und kulturellen Gepflogenheiten sind zu beachten? Über die Bonität des Geschäftspartners sowie dessen Zuverlässigkeit liegen in den meisten Fällen ebenfalls keine verlässlichen Informationen vor. Wie also gestaltet man die beabsichtigten neuen Geschäftsbeziehungen und -kontrakte?

Das Spektrum für auslandsorientierte Geschäfte ist dabei sehr vielfältig. Ein Mittelstandsunternehmen importiert bspw. Haushaltsartikel oder Spielzeug aus China. Ein anderer Mittelständler exportiert Maschinenbauteile in die USA. Nicht alle Exporte können indes gegen Vorkasse abgewickelt werden. Die Zahlungsabsicherung über ein Akkreditiv kann in diesem Fall eine gute Lösung sein. Hierbei verpflichtet sich die Bank des Importeurs bei Vorlage akkreditivkonformer Dokumente, die Zahlung an den Exporteur zu leisten. Die Dokumentenabwicklung, Absicherung und ggf. die Finanzierung des Geschäfts kann über die Hausbank in Zusammen­arbeit mit dem „Aus­lands­kompetenz­center“ der jeweiligen Bankengruppe erfolgen.

Viele Banken bieten weitere risikoreduzierende und ertragssichernde Lösungen sowohl zur Absicherung als auch zur Bereitstellung von Liquidität an. Diese reichen vom Auslandszahlungsverkehr, von der Dokumentenabwicklung, der Akkreditivbestätigung, und der vorzeitigen Erfüllung bis hin zur Finanzierung von Streckengeschäften, Lagerfinanzierung, Absatz­finanzierung und Hermes-gedeckten Finanzierungen.

Es gibt umfangreiche Leistungen, um als Firmenkunde im Ausland kompetent und verlässlich begleitet zu werden. Dafür gibt es eine wichtige Voraussetzung: Die Möglichkeiten der Unter­stützung müssen rechtzeitig vor Aufnahme der internationalen Geschäfts­beziehungen besprochen werden. Diese ausführliche Vorarbeit lohnt sich, denn so gelingt es, gut vorbereitet, unter Wahrung der Rechte und zur Begrenzung der Risiken, in erfolg­reiche Geschäfts­ver­hand­lungen zu gehen.

Fazit

Das Auslandsengagement kleiner und mittlerer Unternehmen wird mit Zunahme des Welthandels weiter wachsen und an Bedeutung gewinnen. Eine kompetente und umfassende Betreuung im gesamten Auslandsgeschäft durch eine verlässliche Bank vor Ort mit internationaler Expertise und einem gut aufgestellten Netzwerk ist hierfür unerlässlich. Diese Unterstützung und Begleitung kann einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens bei seinen Engagements im Ausland leisten.

Bild: PantherMedia/chriss73

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