Artikel erschienen am 27.10.2014
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Möglichkeiten der persönlichen Zukunftssicherung

Eine Betrachtung unter dem Blickwinkel der anhaltenden Niedrigzinsphase

Von Leif Raszat, Halle (Saale

Auch wenn die persönliche Zukunftssicherung in viele Richtungen denkbar ist, steht für die Mehrheit der Menschen die Absicherung der Lebenszeit nach Ablauf der aktiven Erwerbsphase im Mittelpunkt vieler Überlegungen. Dies insbesondere in dem Wissen, dass eigene Anstrengungen unerlässlich sind, um Einschränkungen in den gesetzlichen Systemen auffangen zu können.

Diese persönliche Zukunftssicherung, sprich Altersvorsorge, gliedert sich in drei Säulen. Erste Säule ist die Pflichtversicherung, umgesetzt durch die gesetzliche Rentenversicherung, die Alterssicherung der Landwirte (AdL), die Berufsständische Versorgung (BSV), die Künstlersozialversicherung und die Beamtenversorgung.

Hier werden die Beiträge, die je nach Träger vom Versicherten, dem Arbeitgeber und dem Staat (mittels Zuschüssen) gezahlt werden, an die Rentenempfänger ausgezahlt. Bei diesem Umlageverfahren werden bis auf die Nachhaltigkeitsrücklage (früher: Schwankungsreserve) keinerlei Reserven gebildet.

Weiterhin kann die Basisrente (sog. „Rürup-Rente“) zur ersten Säule der Altersvorsorge gezählt werden, da sie sowohl in der Anspar- als auch in der Auszahlphase mit der gesetzlichen Rentenversicherung vergleichbar ist. Im Gegensatz zu dieser ist sie jedoch kapitalgedeckt. Das heißt, jeder Versicherte erhält eine Rente allein aufgrund seiner eingezahlten Beiträge.

Die zweite Säule der Altersvorsorge umfasst die geförderten Vorsorgeverträge, die der nachgelagerten Besteuerung unterliegen. Die wichtigsten Bausteine dieser Säule sind die betriebliche Altersvorsorge (bAV) mit ihren Durchführungswegen (Direktzusage, Unterstützungskasse, Pensionskasse, Direktversicherung und Pensionsfonds) sowie – als zweiter Baustein – die sog. „Riester-Rente“.

Alle anderen Anlageformen, die vom Anleger zum Zweck der Altersvorsorge getätigt werden, finden sich in der dritten Säule wieder. Hierzu gehören z. B. Sparguthaben, Wertpapierdepots, Ansprüche auf Leistungen aus privaten Lebens- und Rentenversicherungen sowie des persönliche Immobilieneigentums.

Die umlagefinanzierten Vorsorgesysteme stehen seit Jahrzehnten vor den Herausforderungen des demografischen Wandels sowie der Tatsache, dass die sozialversicherungspflichtigen Einkommen in ihrer Entwicklung von den Produktivitätssteigerungen abgekoppelt sind. Demzufolge besteht die Sorge, dass zukünftig keine ausreichende Anzahl von Beitragszahlern mehr zur Verfügung steht, um die Renten zu finanzieren. Hier werden Beitragserhöhungen bzw. Leistungskürzungen erwartet. Weiterhin könnte eine Ausweitung des Niedriglohnsektors den Rückgang sozialversicherungspflichtiger Arbeitsverhältnisse beschleunigen.

Aus diesen Gründen hat die Politik im Zuge der letzten großen Rentenreform 2000/2001 die Riester- und die Rürup-Rente als Produkte der geförderten Altersvorsorge kreiert. Diese kapitalgedeckten Vorsorgeformen werden durch staatliche Zulagen bzw. durch Sonderausgabenabzugsmöglichkeiten gefördert. Zielgruppe der Riester-Rente sind hauptsächlich rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer, wohingegen die Rürup-Rente für nicht pflichtversicherte Personen – wie z. B. Selbstständige – und für abhängig Beschäftigte, die ihren Sonderausgabenabzug durch die gesetzliche Rentenversicherung und eine Riester-Rente noch nicht voll ausgeschöpft haben, geeignet ist. Das klassische Anlagevehikel eines solchen Vorsorgeproduktes ist die private Rentenversicherung, die in ihrer Entwicklung jedoch dem Einfluss der Kapitalmärkte unterliegt.

Die Kapitalmärkte stellen die Anleger durch die historische Niedrigzinsphase vor große Herausforderungen. Das verankerte Ziel der Geldwertstabilität innerhalb der Europäischen Zentralbank sorgte in den letzten Jahren für eine deutliche Inflationseindämmung. Im Gleichschritt sanken die Renditen von Staatsanleihen, sodass aktuell 2-jährige deutsche Staatsanleihen eine leicht negative Rendite haben und die 10-jährigen deutschen Staatsanleihen nur noch mit Renditen von teilweise unter 0,9 % bis 1 % p. a. gehandelt werden. Auch bei Lebensversicherungen (und damit auch bei den geförderten Vorsorgeangeboten), die in Deutschland einen Großteil der Gelder in verzinsten Wertpapieren anlegen, wird weiter an der Zinsschraube gedreht. Betrug die garantierte Verzinsung im Juli 1994 noch 4 % p. a., so wurde dieser zugesicherte Ertragswert seit Juli 2000 immer wieder schrittweise reduziert und ab Januar 2015 für Neuabschlüsse auf 1,25 % p. a. abgesenkt. Der Vorsorgesparer sollte deshalb bei der Wahl seines Zukunftssicherungsproduktes seinen Blick eher auf realwertorientierte Anlageformen lenken, um den negativen Folgen der lang anhaltend erwarteten Niedrigzinsphase zu entgehen.

Die Aktienmärkte profitieren derzeit weiterhin von der globalen Konjunkturerholung. Auch der Anlagenotstand renditeorientierter Anleger kann zu weiteren Anstiegen an den Aktienbörsen beitragen. Nicht ausblenden sollte man jedoch die geopolitischen Einflüsse auf die Aktienmärkte, die zunehmende Marktschwankungen nach sich ziehen können. In der Betrachtung der Industriestaaten hat der europäische Aktienmarkt weiterhin die größten Aufholpotenziale.

Die Krisenwährung Gold zeigt aktuell eher Abwärtsrisiken und kann nicht von den politischen Unruhen und dem weiteren Verlauf der Euro-Staatsschuldenkrise profitieren. Darüber hinaus sind bei rohstofforientierten Anlagen trotz des verhaltenen weltweiten Aufschwungs nur moderate Preisanstiege zu erwarten. Hauptsächlich ausschlaggebend ist dafür das in den letzten Jahren im Vergleich zur Nachfrageentwicklung stärkere Angebotswachstum von Rohstoffen.

Die realwertorientierte Anlage sollte Kaufkraftverluste vermeiden sowie eine zusätzliche Vermögenssteigerung anstreben. Eine breite Streuung über verschiedene Anlagesegmente ist dabei unabdingbar. Da kein Weg an der sachwertorientierten Anlage vorbeigeht, ist vor allem auch die Aktie als Teil der Vorsorgestruktur unvermeidbar. Für den realen Vermögensaufbau ist eine perspektivische Rendite deutlich oberhalb von 2 % p. a. notwendig. Vor allem Anleger, die noch viele Sparjahre vor sich haben, können Kursschwankungen an den Börsen zugunsten höherer Renditen besser aussitzen. Nicht zuletzt greift bei einer längeren Spardauer auch der Zinseszinseffekt. Insofern sollte der Anleger sein Augenmerk eher auf die sachwertorientierten Riester- bzw. Rürup-Produkte wie fondsgebundene Rentenversicherung und Fondssparplan legen. Da diese Produkte das eingezahlte Kapital inklusive der in den Vertrag gezahlten Zulagen zum Rentenbeginn absichern müssen, können Anleger die erhöhten Ertragsmöglichkeiten nutzen und kommen gleichzeitig in den Genuss einer risikoadjustierten Wertpapieranlage.

Die aktuelle Niedrigzinsphase bietet aber auch attraktive Möglichkeiten, kreditfinanziert Vermögen aufzubauen bzw. zu mehren. Ein klassisches Beispiel ist der langfristig zu attraktiv niedrigen Zinsen finanzierte Auf- bzw. Ausbau sowie die qualitative Aufwertung eines Immobilienportfolios.

Fazit

Es gibt nicht das richtige Produkt für jeden Kunden. Vielmehr kommt es auf einen ausgewogenen Mix an, der auf die persönliche Situation des Kunden sowie seine Anlageziele abgestimmt ist. Eine kompetente Anlageberatung ist unerlässlich, um die individuell passende Mischung und geeignete Anlagelösungen zu finden.

Foto: Panthermedia/Arne Trautmann

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