Artikel erschienen am 28.09.2019
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Exportfinanzierung als wichtiger Baustein im Auslandsgeschäft

Bedeutung des Auslandsgeschäfts für eine Exportnation wie Deutschland

Von Andrea Kühn, Düsseldorf | Holger Hellmig, Düsseldorf

Deutschland gehört zu den führenden Export­nationen der Welt. Da Volkswirtschaften anderer Länder, die ihre Produktion steigern wollen, in besonderem Umfang auf deutsche Produkte zurückgreifen, profitiert eine Export­nation wie Deutschland in besonderem Maße vom Wachstum der Weltwirtschaft.

So war das Jahr 2018 trotz vieler Widrigkeiten wie Handelsbarrieren und Sanktionen ein äußerst erfolgreiches Jahr für das Auslands­geschäft deutscher Unternehmen. Bundesweit wurden Waren im Wert von insgesamt rund 1 320 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von rund 1 090 Milliarden Euro importiert. Die bisherigen Höchstwerte der Importe und Exporte aus dem Jahr 2017 wurden damit im letzten Jahr übertroffen.

Diese positive Entwicklung zeigt sich auch in Nordrhein-Westfalen. So legten laut IHK-Bericht die Exporte mit einem Volumen von 196,1 Milliarden Euro um 3 % zu. Die Importe stiegen sogar um rund 6 %. Und die Region Düsseldorf ist sogar noch deutlich internationaler als der Bundesdurchschnitt. So exportieren 62 % und importieren 72 % der Düsseldorfer Unternehmen Produkte und Dienstleistungen (Bundesdurchschnitt: 52 % und 49 %). 84 % der Düsseldorfer Mittelständler geben an, dass es eine hohe Nachfrage nach ihren Produkten aus dem Ausland gibt (Bundesdurchschnitt 69 %). Dabei ist der Euroraum der zentrale Absatzmarkt des Mittelstandes. Aber zugleich sind 42 % der Unternehmen auch in Großbritannien und den USA engagiert, jedes Dritte in China und jedes Vierte in Russland.

Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die Bedeutung des Auslands- und insbesondere des Exportgeschäftes in deutschen Unternehmen. Je nach Verhandlungsmacht der Geschäftspartner finden verschiedene Zahlungsbedingungen Anwendung, angefangen bei der Vorauszahlung bis hin zur Zahlung gegen offene Rechnung. Hierbei spielen auch Ländervorschriften und das individuelle Sicherheitsbedürfnis der Beteiligten eine große Rolle.

Lösungsangebote für Exporteure

Im Exportgeschäft kommen Unternehmen trotz einer in der Regel guten Liquiditätsausstattung nicht daran vorbei, sich mit Finanzierungen auseinander zusetzen. Käufer im Ausland erwarten häufig, dass eine möglichst lang­fristige Finanzierung mit angeboten wird. Hinter­gründe für den Bedarf sind oft eine fehlende Kreditvergabe durch lokale Banken oder die günstigen Finanzierungszinsen in Deutschland gegenüber dem ausländischen Zinsniveau.

Das Angebot an Finanzierungslösungen hängt im Wesentlichen von Laufzeit bzw. Zahlungsziel, Betrag, Land und der Bonität von Käufer und dessen Hausbank ab. Im kurzfristigen Bereich, also bis circa 1 Jahr Laufzeit, bieten sich Akkreditive an, die forfaitiert werden können. Bei sehr guten Bonitäten sind auch längere Laufzeiten möglich. Bei längeren Zahlungszielen oder schlechteren Bonitäten können weitere Sicherheiten erforderlich sein, wie z. B. Bardeckungen („cash cover“) oder auch Akkreditivbestätigungsrisikodeckungen (kurz: ABR) durch die staatliche Euler Hermes. Daneben gibt es noch Trade Finance Pro­gramme von multilateralen Entwicklungsbanken, die die Zahlungen aus den Akkreditiven garantieren. Das sind bspw. die European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) und die International Finance Corporation (IFC).
Gute Lösungen können auch private Kreditversicherungen oder die staatliche Euler Hermes sein. Es sind sowohl Einzelforderungen (als Lieferantenkreditdeckungen) als auch revolvierende Forderungen an verschiedene Abnehmer im Ausland (als Sammeldeckungen) möglich. Die Zahlungsziele reichen von bis maximal 360 Tage bei revolvierenden Forderungen bis hin zu mehrjährigen Fälligkeiten bei Einzelforderungen. Bei Liquiditätsbedarf seitens des Exporteurs kann eine Refinanzierung der versicherungsgedeckten Forderungen erfolgen; dafür stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Besonders attraktiv wird es für den Exporteur, wenn die Forderung seitens des Kreditinstituts regresslos angekauft wird, weil es dann im Rahmen eines „true sale“ zu einer Bilanzentlastung kommt. Im Vertrag werden die üblichen Modalitäten wie z. B. Finanzierungskosten, Selbstbehalt, Rechte und Pflichten der Parteien geregelt. Die Exporteure müssen die Zinsen und gegebenenfalls auch den von der Kreditversicherung vorgeschriebenen Selbstbehalt (kann auch von der Bank mitfinanziert werden) selber tragen.

Eine weitere grundsätzliche Finanzierungsalternative ist der staatlich gedeckte Bestellerkredit. Dieser wird allerdings erst für Kreditlaufzeiten ab zwei Jahren und eher für großvolumige Auftragswerte eingesetzt. Gemäß OECD-Konsensus können ab zwei Jahren Laufzeit auch Exportforderungen gegenüber Abnehmern in der EU oder OECD-Staaten abgesichert werden. Dabei gewährt die Bank des Exporteurs einen Kredit an den ausländischen Käufer oder dessen Hausbank, wobei nach Erfüllung der Auszahlungsvoraus­setz­ungen direkt an den Exporteur zur Erfüllung der Zahlungsverpflichtungen aus dem Liefervertrag ausgezahlt wird. Für den Exporteur handelt es sich also gewissermaßen um ein Bargeschäft. Abgesichert wird der Bestellerkredit durch eine staatliche Hermesdeckung. Aufgrund des Darlehensvertrags, der Hermesdeckung und sonstigen Formalitäten ist diese Finanzierungsform deutlich aufwendiger als die oben beschriebenen Varianten. Aber mit dem richtigen Bankpartner an der Seite ist dies auch für kleine und mittelständische Unternehmen kein Hexenwerk. Manche Banken sind zudem Rahmenverträge mit ausländischen Banken oder den Abnehmern direkt eingegangen, sodass dann auch für „kleinere“ Auftragswerte ab 1 Mio. Euro der schnelle Abschluss eines Bestellerkredites mit einer längeren Rückzahlungsfrist möglich ist

Digitale Lösungen in der Exportfinanzierung

Mittlerweile sind Anträge auf Hermesde­ckungen auch digital möglich. Mit „click & cover“ ist eine digitale Produktlinie für standardisierte Lieferantenkreditdeckungen hinzugekommen. Für einfach strukturierte Grundgeschäfte mit Auftragswerten bis 5 Mio. Euro oder Gegen­werten in gängiger Fremdwährung, Laufzeiten bis zu fünf Jahren und Bestellern mit guter oder mittlerer Bonität in vielen Ländern ist „click&cover“ bestens geeignet, um den Antragsprozess deutlich zu beschleunigen. Als zusätzlichen Mehrwert bietet das digitale Antragsverfahren Exporteuren Planungssicherheit, denn die voraussichtlich zu zahlende Prämie wird als konkreter Betrag ausgewiesen. Der Exporteur kann so besser kalkulieren und stärkt damit bei den Vertragsverhandlungen seine Position.

Ein Meilenstein in der Digitalisierung von Handelsgeschäften ist Marco Polo. Dabei handelt es sich um das am schnellsten wachsende Trade-Finance-Netzwerk auf Basis der Blockchain-Plattform Corda von R3. Mithilfe der Plattform wird eine Absicherung in Form eines bankseitigen Zahlungsversprechens durch den digitalen Austausch von Handelsdaten ermöglicht, das zusätzlich im Auftrag des Exporteurs von seiner Bank finanziert werden kann. Nach dem erfolgreichen Start von Marco Polo steht im nächsten Schritt die vollständige Abbildung der Transaktionen über das Marco-Polo-Netzwerk mit direkter Anbindung an die Steuerungssysteme der Kunden („ERP-Integration“) im Fokus, um Kunden einen nahtlosen Prozess anzubieten. Für die Zukunft ist geplant, das Netzwerk um weitere Banken und Teilnehmer aus der Transport- und Ver­sicherungsbranche zu erweitern, um die gesamte Wertschöpfungskette im Außenhandelsgeschäft digital abbilden zu können. Von Seiten der Sparkassen-Finanzgruppe sind die LBBW, die BayernLB, die Helaba und die Dienstleistungsgesellschaft S-Servicepartner Teilnehmer.

Fazit

Für die mittelständische Wirtschaft ist das internationale Geschäft immer wichtiger geworden. Dies gilt insbesondere auch für die Unternehmen in der Metropolregion Düsseldorf. Geopolitische Spannungen und ein Abschwächen der globalen Wirtschaft tragen dazu bei, dass sich die Risikolage erhöht und die weltweiten Abnehmer zunehmend auf Finanzierungen angewiesen sind.

Die zuvor dargestellten Instrumente in der Exportfinanzierung haben den gewünschten Effekt, dass das Risiko der Nichtzahlung auf einen Dritten abgewälzt wird. Die Finanzierung schont nicht nur die Liquidität der Exporteure. Sie führt auch zur Absatzsteigerung, zur Erweiterung des Kundenkreises und damit zu steigenden Umsatzerlösen. Welches Instrument das geeignete und mit welchem Aufwand und Kosten es verbunden ist, hängt immer vom individuellen Einzelgeschäft ab. Zudem tragen digitale Zugangswege zu mehr Transparenz und Schnelligkeit von der Antragstellung bis hin zur Finanzierung bei.

Bild: Stadtsparkasse Düsseldorf

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