Artikel erschienen am 01.12.2013
E-Paper

Steigern Sie Ihren Unternehmenswert!

Nachfolge regeln!

Von Ingo Berg, Braunschweig | Dimitrios Giannakopoulos, Braunschweig

Ihr unternehmerisches Leben ist geprägt von täglichen Entscheidungen. Hierbei sind Ihre strategischen Entscheidungen maßgebend für die Fortentwicklung Ihres Unternehmens und daher womöglich seltener, aber durchaus gewichtiger. Im Rahmen der strategischen Ausrichtung Ihrer Unternehmung investieren Sie deshalb viel Zeit und Geld, um neue zukunftsfähige Produkte und Dienstleistungsangebote zu entwickeln, die zweifelsfrei neben einer betriebswirtschaftlich sinnvollen Unternehmensorganisation die Grundvoraussetzung für ein am Markt erfolgreiches und wettbewerbsfähiges Unternehmen darstellen. Und obwohl prozess- und produkttechnisch die Weichen in Richtung Zukunft gestellt sind, sei an dieser Stelle die Frage erlaubt, ob Ihr Unternehmen in seiner Gesamtheit für die Zukunft gerüstet ist.

Sofern noch nicht geschehen, fordern wir Sie auf, im Rahmen eines hypothetischen Gedankenspiels, sich die Welt mal ohne Ihr Unternehmen vorzustellen.

Welche Personen wären neben Ihnen davon betroffen? Womöglich Ihre Familie, Mitarbeiter, Investoren, Lieferanten, Kunden sowie deren Familien.

Ich denke, an dieser Stelle erkennen Sie selbst, wie bedeutungsvoll Ihr unternehmerisches Wirken tatsächlich ist. Daher gehört zu Ihren wichtigsten strategischen Entscheidungen, die Lebensfähigkeit Ihres Unternehmens in seiner Gesamtheit zu gewährleisten.

Maßgebend zur Herstellung und vor allem Sicherstellung der zukünftigen Lebensfähigkeit Ihres Unternehmens ist daher eine rechtzeitig eingeleitete Unternehmensnachfolgeregelung. Neben der Absicherung vorstehender persönlicher Risiken wohnen einer rechtzeitigen und soliden Unternehmensnachfolgeregelung allerdings auch unstreitig betriebswirtschaftliche Vorteile inne.

Der zentralste Vorteil ist die damit verbundene Wertsteigerung Ihres Unternehmens.

Zunächst bietet Ihnen eine in frühen Jahren getroffene Unternehmensnachfolgeregelung eine Exit-Strategie. Denn es wird sicherlich der Zeitpunkt kommen, an dem Sie Ihren wohlverdienten Ruhestand antreten möchten. Wer erst zum Zeitpunkt seines Ruhestandes einen geeigneten Investor sucht, wird regelmäßig einen deutlich geringeren Verkaufspreis hinnehmen müssen, falls überhaupt noch ein akzeptabler Verkaufspreis realisierbar sein wird.

Darüber hinaus verbessert eine klar vereinbarte Nachfolgeregelung das Rating Ihres Unternehmens. Und das gilt sowohl gegenüber Eigen- wie auch Fremdkapitalgebern, wie z. B. Beteiligungsgesellschaften oder auch Banken.

Eine geregelte Unternehmensnachfolge demonstriert nämlich außenstehenden Akteuren einen lebens- und zukunftsfähigen Unternehmensorganismus, der nicht im Zweifel sogar nur von einer einzelnen Person abhängig wäre. Eine Unternehmensnachfolgeregelung sollte daher nicht vom Alter der Unternehmensinhaber, sondern grundsätzlich von der Solidität des Unternehmens abhängig gemacht werden.

Verbinden Sie daher durch eine sinnvolle und rechtzeitige Unternehmensnachfolgeregelung die Absicherung der Ihnen nahestehenden Personen mit der Stärkung Ihres Lebenswerkes.

Die geplante Unternehmensnachfolge kann auf verschiedenste – nachfolgend dargestellte – Art und Weise und sogar aus deren Kombination erfolgen.

Die geplante Nachfolge

Die geplante Nachfolge umfasst untrennbar das Zusammenwirken zwischen der Art (familien- bzw. unternehmensintern, unternehmensextern) und dem Zeitpunkt der Unternehmensnachfolge.

1. Die familieninterne Nachfolge

Eine familieninterne Nachfolge ist hinsichtlich des Zeitpunktes und des Unternehmenswertes im Zusammenspiel der Generationen zu gestalten. Die Unternehmensnachfolge kann entgeltlich, teil- oder unentgeltlich erfolgen. Die Bedürfnisse der abgebenden Generation nach Altersvorsorge können in Form von Rentenzahlungen, Ausgliederung von Vermögen oder des Unternehmenskaufpreises im Einvernehmen mit der übernehmenden Generation steueroptimiert gestaltet werden. Die richtige Rechtsform für diese Überlegungen ist aufgrund der Haltefristen im Steuerrecht rechtzeitig zu wählen. Die juristische und steuerrechtliche Beratung zur familieninternen Unternehmensnachfolge sollte frühzeitig, auch in Hinsicht auf einen Notfall, in Anspruch genommen werden.

2. Die unternehmensinterne Nachfolge

Die unternehmensinterne Nachfolge ist gekennzeichnet durch die Frage des Zeitpunktes und der Finanzierbarkeit durch den Nachfolger. Die Vorteile der unternehmensinternen Nachfolge sind die Betriebskenntnisse des Nachfolgers, seine Akzeptanz bei dem Personal und den Geschäftspartnern sowie das Vertrauensverhältnis zum abgebenden Unternehmer. Die Beratung zur unternehmensinternen Nachfolge muss zwischen den Interessen des Unternehmers und seines Nachfolgers moderieren, damit für die Beteiligten am Ende eine gelungene Nachfolge steht. Eine frühzeitige Einbindung des potenziellen Nachfolgers in die Geschäftsführung und ggf. Beteiligung an dem Unternehmen ist hinsichtlich des qualitativen Ratings für eine spätere Kreditfinanzierung der Nachfolge vorteilhaft. Die entgeltliche Übertragung des Unternehmens kann in mehreren oder einem finalen Schritt erfolgen. Die frühzeitige Wahl der Rechtsform ist für die zivil- und steuerrechtlichen Überlegungen sowie für die Frage der Finanzierbarkeit der Unternehmensnachfolge von entscheidender Bedeutung. Die Begrenzung der Haftung des abgebenden Unternehmens sowie des Nachfolgers sind unter Berücksichtigung der steuerlichen Auswirkungen und der Finanzierungsform der Nachfolge zu beachten. Im Rahmen der Finanzierung der Nachfolge sind durch qualifizierte Beratung die einzelnen Instrumente – z. B. Fördermittel, Hausbank, Sale-and-lease-back und Beteiligungskapital – zu prüfen. Zur Finanzierbarkeit der Nachfolge sind außerdem die Fragestellungen über die Ausgestaltung – wie Asset Deal oder Share Deal – sowie über die erforderlichen Sicherheiten zu beantworten.

3. Die unternehmensexterne Nachfolge

Die unternehmensexterne Nachfolge fordert in der Regel die längste Vorbereitungsphase. Die Diskrepanz zwischen der Suche des geeigneten Nachfolgers und dem Schritt in die Öffentlichkeit mit der Unternehmensnachfolgethematik sind ein nicht zu unterschätzendes Zeitmoment. In den Studien zur Unternehmensnachfolge werden durchschnittliche 5 – 10 Jahre für die Auswahl des unternehmensexternen Nachfolgers genannt. Die Suche des Nachfolgers erfolgt in der Regel vertraulich über Berufsverbände, Kammern, Unternehmensbörsen, Netzwerke oder professionelle Dienstleister. Die Planung der unternehmensexternen Nachfolge erfordert ein hohes Maß an Flexibilität hinsichtlich des Zeitpunktes, der Art der Nachfolge und des Preises. Die Parameter für die Nachfolge werden im Prozess zwischen dem abgebenden Unternehmer und dem Nachfolger festgelegt. Eine starres Konzept zur Unternehmensnachfolge seitens des abgebenden Unternehmers wirkt sich in der Regel negativ auf den Preis aus. Im Worst Case findet sogar keine Nachfolge statt, sodass ausschließlich die Liquidation des Unternehmens bleibt.

Darüber hinaus sollten zwingend und unabhängig von den zivil- und steuerrechtlichen sowie finanziellen Überlegungen die nachfolgenden Fragestellungen in den Unternehmensnachfolgeprozess einbezogen werden:

  • In welchem Lebensabschnitt soll die Unternehmensnachfolge erfolgen?
  • Soll die Nachfolge über einen Zeitraum oder zu einem festen Zeitpunkt erfolgen?
  • Ist eine weitere Tätigkeit im oder für das Unternehmen durch den Unternehmensübergeber geplant?
  • Ist die Altersvorsorge unabhängig von der Unternehmensnachfolge gesichert?
  • Was passiert, falls kein Nachfolger gefunden wird?
  • Möchten Sie eine Unternehmensbeteiligung der Familie erhalten?
  • Soll eine Trennung zwischen dem Unternehmenseigentum und der Unternehmensführung (Fremdgeschäftsführer) erfolgen? Eine Möglichkeit hierzu bietet auch die Unternehmensverpachtung.

Fazit

Die Möglichkeiten einer geplanten Unternehmensnachfolgeregelung sind bei rechtzeitiger Einleitung nahezu unbegrenzt und bieten einen freien, auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenen Gestaltungsspielraum. Durch Zeitablauf verringern sich Ihre Optionen allerdings überproportional. Die Unternehmensnachfolge ist DIE Herausforderung Ihres Unternehmerlebens. Machen Sie Ihr Lebenswerk fit für die Zukunft.

Ähnliche Artikel

Finanzen Steuern Recht

Unternehmensverkauf als Teil der privaten Altersvorsorge

Bereits heute zeigt sich immer deutlicher, dass die gesetzlichen Renten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern1 bzw. die Zahlungen aus den berufsständischen Versorgungseinrichtungen bei Freiberuflern nicht ausreichen, um die Versorgungslücke nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben zu schließen. Zum Schließen dieser Lücke werden vielfältige Leistungen der betrieblichen und privaten Vorsorge angeboten.

Braunschweig 2014 | Dipl.-Kfm. Dr. rer. pol. Ingo Lippmann, Braunschweig

Finanzen Steuern Recht

M&A im Mittelstand

Ziele und Voraussetzungen für einen strukturierten und erfolgreichen Verkaufsprozess

Für viele inhabergeführte Unternehmen ist die unternehmerische Nachfolgeplanung ein bedeutendes Thema. Das Ergebnis ist entscheidend für die erfolgreiche Fortsetzung des Lebenswerkes, den Erhalt von Arbeitsplätzen und die wirtschaftliche Absicherung des Unternehmers, seiner Familie oder der Erben.

Ostwestfalen/Lippe 2018 | Dipl.-Betriebsw. Thomas Gottenströter, Bielefeld | Dipl.-Kfm. Rolf Radojewski, Bielefeld