Artikel erschienen am 17.11.2016
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Vorbeugung von Darmkrebs durch Darmspiegelung

Vorbeugung von Darmkrebs ist möglich

Von Prof. Dr. med. Kinan Rifai, Wolfenbüttel

Darmkrebs ist die häufigste Ursache für Krebs in Deutschland und betrifft über 70 000 Patienten pro Jahr. Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung und Abstinenz von Rauchen und übermäßigem Alkohol senkt das Darmkrebsrisiko. Darüber hinaus ist Darmkrebs häufig durch eine Vorsorgeuntersuchung vermeidbar, weil er meist langsam aus gutartigen Wucherungen der Darmwand, sog. Polypen, entsteht. Diese Polypen können durch eine Darmspiegelung (Koloskopie) entfernt werden.

Die Darmspiegelung ist eine wichtige Vorsorgeuntersuchung

Um Polypen frühzeitig zu erkennen und zu entfernen, ist seit über 10 Jahren in Deutschland die Vorsorge-Koloskopie ab dem 56. Lebensjahr eingeführt worden. Die Kosten tragen die Krankenkassen. Zwischen 2002 und 2012 wurden in Deutschland über 4 Mio. Vorsorgedarmspiegelungen durchgeführt. Dabei wurden 180 000 fortgeschrittene Polypen entfernt und 40 000 Fälle von Darmkrebs frühzeitig entdeckt. Trotz dieser enormen Zahl an Vorsorgeuntersuchungen ist die Bereitschaft zur Vorsorge in der Bevölkerung noch unzureichend, denn nur jeder fünfte Versicherte hat die Vorsorgespiegelung durchführen lassen.

Die Darmspiegelung ist ein lästiges, aber sicheres Verfahren

Bei vielen besteht immer noch eine gewisse Angst vor der Darmspiegelung. Dabei ist sie ein sicheres Verfahren. Lästig ist nur die Vorbereitung mit Abführmitteln. Zur Untersuchung selbst kann eine sog. Sedierung erfolgen, sodass der Patient schläft. Darmpolypen als mögliche Vorstufen von Darmkrebs werden im Rahmen der Koloskopie üblicherweise gleich schmerzfrei abgetragen. Dazu wird häufig eine Art „Lasso“ im Darm verwendet (s. Abb. 1). Wenn keine Besonderheiten auftreten, ist die Darmspiegelung nur alle zehn Jahre notwendig. Ein schon bestehender Darmkrebs kann durch die Vorsorgeuntersuchungen frühzeitiger erkannt werden, was die Heilungschancen stark erhöht. Je später der Tumor erkannt wird, umso eher kann er auch in angrenzende Gewebe gewachsen sein. Auch Absiedelungen (Metastasen) in Lymphknoten oder ferne Organe wie die Leber können dann entstehen. Blut im Stuhl ist das wichtigste Alarmsymptom für Darmkrebs und sollte immer weiter abgeklärt werden.

Abb. 1.: Abtragung eines Darmpolypen während einer Darmspiegelung. Dieser wird mit einer Schlinge, also einer Art Lasso, umfasst. Dann wird der Polyp unter Zug bei gleichzeitiger Verödung abgetragen. Der Patient bemerkt davon nichts.

Was ist zu tun, wenn Darmkrebs auftritt?

Wenn Darmkrebs diagnostiziert wird, sind eine Reihe von Untersuchungen zur genauen Einschätzung des Krankheitsstadiums notwendig. Danach richtet sich dann Art und Umfang der Therapie, die häufig auch eine Operation umfasst. Nur selten ist dabei aber ein künstlicher Darmausgang notwendig. Alle wichtigen Entscheidungen der Diagnostik und Therapie werden gemeinsam und abteilungsübergreifend in einer Tumorkonferenz festgelegt.

Divertikel im Darm sind kein Risiko für die Entstehung von Darmkrebs

Divertikel sind Ausstülpungen der Darmwand, die insbesondere im unteren Dickdarm mit zunehmendem Lebensalter gehäuft auftreten. Meist werden sie zufällig im Rahmen einer Darmspiegelung entdeckt (s. Abb. 2). Divertikel erhöhen nicht das Risiko für Darmkrebs. Normalerweise verursacht eine Divertikulose auch keine Beschwerden. Nur in seltenen Fällen kann es zu einer Darmblutung aus Divertikeln kommen.

Abb. 2.: Darstellung von multiplen kleinen Divertikeln der Darmwand während einer Darmspiegelung. Die Divertikel sind durch die weißen Pfeile markiert.

Divertikulitis: die „Linksseiten-Blinddarmentzündung“

Manchmal kann sich auch Stuhl im Divertikel fangen und es kommt zur schmerzhaften Entzündung (Divertikulitis). Die Schmerzen sind häufig im linken Unterbauch, weshalb man die Divertikulitis auch als „Linksseiten-Blinddarmentzündung“ bezeichnet. Da die Entzündung gehäuft bei Verstopfung auftritt, wird zur Vorbeugung eine ballaststoffreiche Kost empfohlen. Sobald jedoch eine Divertikulitis vorliegt, wird eine ballaststoffarme Diät notwendig, manchmal sogar eine Nulldiät. Zudem müssen in vielen Fällen Antibiotika eingesetzt werden. In schweren oder häufig wiederkehrenden Fällen kann es sinnvoll sein, den betroffenen Darmabschnitt operativ zu entfernen.

Was ist ein Darmzentrum?

Zur besseren Versorgung von Patienten mit Darmkrebs haben sich einige Krankenhäuser wie z.  B. das Städtische Klinikum Wolfenbüttel als Darmzentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizieren lassen. Damit unterliegen die Krankenhäuser sehr strengen Kriterien für die Behandlung dieser Patienten. Diese Anforderungen werden regelmäßig von unabhängigen Gutachtern überprüft. Dem Patienten kommt diese hohe Qualität natürlich zugute.

Fotos: Prof. Dr. Kinan Rifai

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